Republik Freies Wendland – dreissig Jahre Polizeieinsatz gegen friedlichen Widerstand
Das Volk ist der Souverän – es muss es nur wissen und danach leben und handeln. Ein Beispiel – eines von vielen, die möglich sind:
Vor dreissig Jahren führten gemeinsame Interessen die Bürger Niedersachsens gegen den Bau des Atommülllagers Gorleben zusammen und sie gründeten die gewaltfreie alternative Republik Freies Wendland.
Auf dem Gelände der Tiefbohrstelle 1004 in der Nähe von Gorleben im Wendland entstand ein Dorf in Rundbauweise der Wenden mit über einhundert Hütten. Die Bürgerrepublik mit eigener Staatsflagge gab eigene Pässe aus, den Wendenpass, gültig für das gesamte Universum, solange sein Besitzer noch lachen kann. Dreihundert Menschen wohnten ständig dort und einige Tausend besuchten während der Wochenenden das Dorf. Die Bewohner wurden von den Besuchern und den umliegenden Bauern, die von dem geplanten Atomlager betroffen waren, mit Lebensmitteln unterstützt. Eine geplante eigene Währung dieser Republik war der Vorläufer heutiger Regionalwährungen.
Die Republik verfügte über ein Krankenhaus, einen Kindergarten, einen Kirchplatz, Spielplätze, ein Freundschaftshaus für einhundert Menschen, eine eigene Mülldeponie, biologisch angelegte Gärten, eine Art Earthships und schon zum Teil Dächer mit Solartechnik.
Gegen den Einsatz der Staatsgewalt hatten die friedlichen Atomkraftgegner keine Chance und das Dorf und mit ihm die Republik Freies Wendland wurde schon nach wenigen Wochen vernichtet.
Am 4. Juni 1980 wurde das Gelände auf Anordnung der Bundesregierung durch Polizei und Bundesgrenzschutz von Polizeibeamten gewaltsam geräumt und eingeebnet. Mehrere Tausend Beamte nahmen an dem Einsatz teil.
Dreissig Jahre sind seit diesem gewaltsamen Ende der freien Bürgerrepublik vergangen. Der Protest gegen das Atommülllager Gorleben ist geblieben. Genauso wie das Vorgehen der Polizei im Auftrag der Landesregierung.
Die Salinas GmbH stellte nun mit ihrem Privatgelände im Wald den Atomkraftgegnern einen Platz zur Verfügung, um neue Hütten zu errichten. Die Polizei beging im Frühjahr diesen Jahres Hausfriedensbruch, der im folgenden Video dokumentiert wurde. Aufforderungen, das Privatgelände zu räumen, wurde von den Beamten ignoriert und sie reagierten aggressiv. Die Teilnehmer wurden pausenlos gegen ihren Willen gefilmt, es kam zu handfesten Auseinandersetzungen.
Baubeginn: Hüttendorf in Gorleben – 21.3.10
Wie lange soll diese Diskrepanz zwischen Volkes Wille und Regierung noch andauern – weitere dreissig Jahre?
Es ist an der Zeit, Tausende alternative Republiken wie diejenige „Freies Wendland“ zu gründen – in all denjenigen Dörfern und Städten, in denen das notwendig ist. Dann können die Finanz- und die Wirtschaftsindustrie zusehen, wo sie ihre „Kunden“ gewinnen – dort gewiss nicht.
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