Die lokalpatriotische Lega Nord, zweitstärkste Regierungspartei Italiens drohte am 21.Juni rhetorisch mit einem bewaffneten Bürgerkrieg, um mit Hilfe der wirtschaftlichen Notlage Italiens auf weiteren demagogischen Stimmenfang zu Gunsten des reicheren Nordens zu gehen. (Foto: Geschlechtertürme in San Gimignano, Immanuel Giel / Wikipedia)
Auf der Jahresversammlung der Parteianhänger im lombardischen Pontida hätte laut Standard der Unterstaatssekretär Roberto Castelli wieder ein föderalistisches Italien gefordert
„Wenn es nicht zum Föderalismus kommt, kann es nur die Sezession geben, nicht weil es die Lega Nord fordert, sondern weil es ganz Norditalien verlangen wird.
Heute hält die Lega de facto den italienischen Staat zusammen.“
In der Regierung ist die Partei mit 4 Ministern (Innen-, Agrar-, Reform- und Gesetzesvereinfachungsministerium) und 5 Staatssekretären vertreten. Umberto Bossi ist Reformminister, sein „rechter Arm“ Roberto Maroni bekleidet das Amt des Innenministers, Luca Zaia das des Agrarministers, während Roberto Calderoli das Amt des Ministers für Gesetzesvereinfachung innehat. (8)
Parteichef Umberto Bossi und Minister für institutionelle Reformen und Devolution in Berlusconis Kabinett kündigte einen bewaffneten Aufstand der Bürger an
„Bis Norditalien nicht frei sein wird, wird der Kampf nicht aufgegeben.“
Bossi forderte die Verlegung einiger Ministerien aus der italienischen Hauptstadt nach Mailand. (1)
Das alles erinnert an das düstere Kapitel in der Geschichte Mailands mit dem Beginn der Schwarzhemden. Mit der Gründung der Bürgerwehren in jüngster Zeit, angeblich um schutzlose Frauen zu nächtlicher Stunde beschützen zu müssen, setzte sich Berlusconi schon recht erfolgreich durch. Die Bürgerwehren der Lega Nord werden als Grünhemden bezeichnet.
Der faschistische Fascio di Combattimento (Squadristi) gründete sich 1919 auf Betreiben Mussolinis in Mailand gegen die sich organisierenden Arbeiter und wurde aus den verschiedensten Schutz- und Kampftruppen des vermögenden Adels und der Unternehmerschaft rekrutiert. (2)
„[Heute] gründen wir eine Gegenpartei, die Fasci di Combattimento, sie wendet sich gegen zwei Gefahren. Erstens gegen den Hass der Linken und zweitens gegen deren Zerstörungswut.“
1922 begann Benito Mussolini von Mailand aus seinen Marsch auf Rom, mit dem die faschistische Diktatur über Italien ihren Anfang nahm. (3)
Die ewig Gestrigen können sich auch gleich in die Glanzzeiten der Renaissance zurückwünschen mit all den Kämpfen der Medicis und Sforzas um Macht und Einfluss in der Region.
Die Lega Nord wird sich auch gerade dem Lombardischen Städtebund als Vorbild bedienen, um gegen den Rest des Landes Stimmung zu machen. (4)
Mailand – Mediolanum als neue italienische kaiserliche Berlusconi-Bossi-Hauptstadt. Das hat was. Immerhin wurde Mailand im Jahr 286 von Kaiser Diokletian zur Hauptstadt des Weströmischen Reichshälfte erklärt. 313 wurde hier das sogenannte Mailänder Toleranzedikt (Mailänder Konvention) verkündet, in dem die Kaiser Konstantin und Licinius den Christen Glaubensfreiheit zusicherten. (5) Das würde wiederum nicht so ganz in das neue moderne Konzept der rechten Lega Nord passen.
Am besten wäre doch die goldenen zivilisierten Zeiten des – zwar südlicher gelegenen – Etruskerreiches mit seinem Zwölfstädte-Verbund herauf zu beschwören, warum nicht gleich sich auf diese Wurzeln berufen? (6) Die Lega Nord könnte dann auch etwas griechische Kultur inklusive Demokratie annehmen.
Umberto Bossi Lucius Tarquinius Superbus, der Etruskerfürst, der Achte.
Jedoch ist das auch nicht so ganz das Richtige, denn Lucius Tarquinius Superbus (*unbekannt; † um 495 v. Chr.) war der Sage nach der siebte und letzte König von Rom. Er regierte seit 534 v. Chr. und wurde der Überlieferung nach im Jahr 509 v. Chr. vertrieben. Schicksale können sich manchmal ähneln. (7)
Italien ist eine junge Republik. Ihre Verfassung, die Costituzione della Repubblica Italiana, trat zum 1. Januar 1948 in Kraft.
Diese unablässig zu verteidigen ist die gleiche Aufgabe, die auch in Deutschland jeden Tag geleistet werden muss.
Map of Italy in 1494. Insert shows the Duchy of Milan ruled by theVisconti family and inherited by the Sforzas. / Wikipedia
Quellen:
(1) http://derstandard.at/1276413580455/Lega-Nord-droht-mit-Sezession
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Squadristi
(3 ) http://de.wikipedia.org/wiki/Mailand
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Lombardischer_St%C3%A4dtebund#Moderner_Wiederbelebungsversuch
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Mailand#Geschichte
(6) http://en.wikipedia.org/wiki/Etruscan_civilization
(7) http://de.wikipedia.org/wiki/Lucius_Tarquinius_Superbus
(8) http://de.wikipedia.org/wiki/Lega_Nord