Der Zahn der „Zeit“: Soros und das Bedürfnis der Banken nach staatlichen Transferleistungen
George Soros schlägt in einem Interview mit der „Zeit“ (1) vor, dass Deutschland die Eurozone verlässt, weil dessen Politik das „Europäische Projekt“ gefährdet.
So eine gute Idee. Nur warum ist sie – schlimperdibix – schon dem Digitalen Radiergummi zum Opfer gefallen?
Es gibt halt so Sachen, die dürfen nur Millionäre sagen. Oder doch nicht?
„Soros:..Nun besitzen also viele Investoren und Banken Immobilien, deren Wert stark gesunken ist. Sie können deswegen weniger Kredite vergeben und weniger konsumieren. Wenn nun zusätzlich auch noch der Staat seine Ausgaben runterschraubt, verstärkt er die Krise noch mehr.
Zeit: Die Märkte verlangen aber genau das.
Soros: Ach, die Märkte! Die sind doch längst nicht so perfekt, wie viele es immer noch glauben wollen. In Wahrheit haben wir es in Europa nicht mit einer Krise der Währungen oder der Staatshaushalte zu tun, wie viele meinen, sondern mit einer Bankenkrise.„
Na so eine Überraschung. Also, da wären wir ja im Leben nicht draufkommen. (DIE GRIECHENLAND-KRISE (VI): Der Plan der Banken von einer europäischen Soffin, 9.Mai)
Aber was schlägt er denn nun vor, der Onkel Soros? Naaaa?
„Soros:..Keine Bank wurde gezwungen, ihre Bilanzen wirklich zu säubern. Das aber müsste geschehen. In Deutschland haben die Landesbanken immer noch große Probleme. Deutsche und französische Banken halten große Mengen spanischer Staatspapiere. Die sind heute viel weniger wert als zur Zeit des Kaufs. Die Banken sind also de facto insolvent oder zumindest stark unterkapitalisiert. Sie brauchen frisches Kapital.
Zeit: Und wo soll das herkommen?
Soros: Aus dem europäischen Rettungsfonds.
Surprise, surprise… (Räteunion: Kommissare bereiten staatlich finanzierten „Bankenrettungsfonds“ und „Bad Bank“ vor, 29.Mai)
Zeit: Den haben die EU-Regierungschefs eingerichtet, um Ländern zu helfen, nicht Banken. Der soll auch möglichst nicht benutzt werden.
Soros: Und genau das ist falsch. Denn wenn Sie die Banken rekapitalisieren, helfen Sie auch den Ländern. Denn dann würden die ihre Staatsanleihen auch wieder leichter los. Und es würde einige Dinge gerade rücken.“
Genau. Endlich würde Merkel wieder exakt unter das Damokles-Schwert rücken, dass wir extra für sie aufgehängt haben (“Koch, Köhler, Wulff: Rückzug, Bauernopfer und Rochade der Nomenklatura“, 3.Juni). Genauso wie für alle anderen Schurken, die die Republik verraten und ausplündern wollen (Die Kollaborateure des finanziellen Blitzkriegs gegen die Republik, 11.Mai).
„Die Deutsche Politik ist eine Gefahr für Europa, es könnte das gesamte Europäische Projekt gefährden. Wenn die Deutschen nicht Ihre Politik ändern, wäre ihre Austritt aus der Währungsunion hilfreich für den Rest von Europa“ (2)
Das hat man nun davon, wenn jemand wirklich Politik macht. Weil die Parteien es ja nicht mehr tun, geschweige denn die Regierung. Aber bezüglich eines wirklich schröcklichen, schröcklichen Szenarios vom Austritt aus der Eurozone:
Der „Rest“ kann ja sehen, wo er bleibt, in diesem duften Laden. (DIE GRIECHENLAND-KRISE (IV): Machtergreifung einer neuen kapitalistischen Sowjetunion, 7.Mai)
Wir machen derweil etwas Republik und fügen uns in unser hartes Schicksal.
Harharhar.
update 15.45:
wie „Reuters“ (3) heute bereits um 13.28 Uhr meldete (sorry, dass wir nicht gleich drauf gekommen sind), verlängerte die EU-Kommission ihre Genehmigung für den deutschen „Banken-Rettungsfonds SoFFin“ („Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung“) um rumd ein halbes Jahr bis Ende 2010.
Na so ein Zufall. Wollen wir mal für die armen, armen Banken hoffen, dass bis dahin endlich akkurater Ersatz in der Eurozone (ex-„Europa“) am Start ist, was? Die müssen schließlich auch was leben…
Quellen:
(1) http://www.zeit.de/2010/26/Interview-Soros
(2) http://www.bloomberg.com/news/2010-06-23/soros-says-german-budget-policy-a-threat-to-euro-s-survival-zeit-reports.html
(3) http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDEBEE65M0BX20100623