Kampf gegen Krieg der Maschinen

In den frühen 1970er Jahren kam in den Vereinigten Staaten von Amerika eine Handvoll Wissenschaftler, Ingenieure, Auftragnehmer des Verteidigungsministeriums und US-Luftwaffen-Offiziere zusammen, um eine professionelle Gruppe zu bilden.

Das Ziel dieser Gruppe war die Entwicklung von Maschinen, die ohne menschliche Steuerung selbständige Operationen durchführen können.

Zum anderen bestand ihre Aufgabe darin, Möglichkeiten zu finden, wie man die Öffentlichkeit und ein widerstrebendes Pentagon davon überzeugen könnte, dass das eine gute Idee ist. Eine gepriesene Anwendung davon war das Herausstreichen der Vorteile der Aufklärung mit Drohnen hinter den feindlichen Linien, um menschliche Verluste unter den Agenten zu vermeiden und an Informationen zu gelangen, die auf anderem Wege nicht zugänglich waren. Was aus der Entwicklung geworden ist, wird zur Zeit in Pakistan sehr anschaulich demonstriert.

Seit Jahrzehnten trafen diese Herren einmal oder zweimal im Jahr unter relativer Geheimhaltung zusammen, um über technische Fragen zu sprechen, dem Austausch von Klatsch zu frönen und alte Freundschaften zu erneuern, schrieb am 20.Juli P.W. Singer in einem Artikel im Scientific American. Peter Warren Singer ist der Direktor der Verteidigungsinitiative 21.Jahrhundert und führender Politologe der Brookings Institution.

Diese einst trauliche Runde, die sich den Namen Association for Unmanned Systems International AUVSI gegeben hatte, umfasst nun mehr als 1.500 Unternehmen, 6000 Mitglieder und Organisationen aus 55 Ländern. Das Wachstum der Gruppe, bestehend aus Regierungs- und Industrievertretern und Wissenschaftlern, verlief so schnell, dass man sich fast in einer Identititätskrise wiederfand. Bei einem ihrer Treffen in San Diego mieteten sie einen „master storyteller“, einen Geschichtenerzähler, um der Gruppe mit der Erzählung von den erstaunlichen Veränderungen in der Robotertechnologie zu helfen, an einem Strang zu ziehen, so Singer und weiter berichtete er, dass ein Teilnehmer resümiert hätte:

„Where have we come from? Where are we? And where should we and where do we want to go?“

Was die Gruppe zur Selbstananlyse veranlasste, ist eine der tiefgreifendsten Veränderungen in der modernen Kriegsführung seit der Einführung des Schiesspulvers oder dem Flugzeug: ein erstaunlich rascher Anstieg bei der Verwendung von Robotern auf dem Schlachtfeld. (1)

Nicht ein einziger Roboter begleitete die USA im Jahr 2003 von Kuwait nach Bagdad. Als die US-Streitkräfte in den Irak einmarschierten, kämpften sie in einem traditionellen Krieg von Mensch auf Mensch.

Seither wurden 7.000 „unbemannten“ Luftfahrzeuge und weitere 12.000 Bodenfahrzeuge in das Bestandsverzeichnis des US-Militärs eingetragen, die mit Missionen betraut sind – die von Heckenschützen ausfindig machen bis zu dem Bombardieren der Verstecke von „Al-Kaida-Kämpfern“ aus der Luft in Pakistan – reichen.

Die weltweit stärkste Streitmacht, die einst Roboter als unschicklich in ihrer kriegerischen Kultur vermied, hat nun einen Krieg der Maschinen als Mittel zur Bekämpfung eines irregulären Feindes vom Zaum gebrochen. Die Roboter werden auf die Schlachtfelder geschüttet, als ob eine neue Art von fremden mechanotronics gerade auf unserem Planeten gelandet ist.

Diese Roboter-Systeme haben nicht nur einen grossen Einfluss darauf, wie diese neue Art der Kriegsführung durchgeführt wird. Sie haben auch eine Reihe von strittigen Auseinandersetzungen über die Auswirkungen der Verwendung von immer mehr autonomen und intelligenten Maschinen im Kampf ausgelöst. Sie können das Leben von Soldaten in gefährlichen Kampfeinsätzen retten, aber der wachsende Einsatz von Robotern wirft auch tiefe politische, rechtliche und ethische Fragen über die grundlegende Natur des Krieges auf und ob diese Technologien es leichter machen könnten, Kriege zu beginnen.

P. W. Singer, Analyst der Brookings Institution in Washington, des führenden US Think Tank für Aussenpolitk und Verteidigung, beschreibt in „War of the Machines“, dass der Aufstieg der Roboter zu der erschreckenden Aussicht führt, dass die gesetzlichen Regeln, mit der Nationen in den Krieg ziehen, veraltet sind. Der bewaffnete Konflikt zwischen Nationalstaaten ist brutal, aber zumindest geht er nach einer Reihe von Regeln, die im Völkerrecht verankert sind, vor sich und unterliegt den Forderungen der militärischen Disziplin. Es sei nicht wahr, dass alles in der Hitze des Gefechts geht.

„Diese Regeln werden sicherlich nicht immer eingehalten, aber ihre Existenz ist das, was das Töten im Krieg von Mord trennt und was Soldaten von Kriminellen unterscheidet.“

schreibt Singer in „Wired for War“, seinem populären Buch über die militärische Roboter-Revolution. Diese Regeln sind bis zu ihrem Zerreissen gespannt, wenn Roboter in den Krieg ziehen. Wer ist verantwortlich, wenn eine Predator- Rakete das falsche Ziel trifft? Raketen aus den fliegenden oder fahrenden Drohnen haben bereits mehr als 1000 tote Zivilisten im Irak, in Afghanistan und in Pakistan auf dem Gewissen. Liegt die Verantwortung bei dem Feldkommandeur im Nahen Osten oder soll die Schuld dem „Remote-Piloten“ auf einem Militärstützpunkt in der Nähe von Las Vegas gegeben werden, der den Angriff aus einer Entfernung von 7000 Meilen ausgelöst hat? Was ist mit einem Software-Ingenieur, der einen Programmierfehler beging, so dass eine Fehlangriff verursacht wurde?

Nach Singer gehören zu den Robotern

– Lockheed Martin’s High-Altitude Airship, an unmanned blimp that carries a radar the length of a football field and can fly at nearly 19,800 meters for over a month at a time.

– Contractor QinetiQ North America’s MAARS robot, resembling a tank that is armed with a machine gun and grenade launcher that does sentry and sniper duty.

– The miniature surveillance “bot” from contractor AeroVironment that “mimics a hummingbird in size and its ability to hover over a target” and which flaps its wings frenetically as its cameras observe a scene.

– The Counter-Rocket Artillery and Mortar, or C-RAM, which resembles Star Wars robot R2-D2 and is armed with a machine gun that can shoot down incoming missiles and is used to protect the Green Zone in Baghdad.

– The TALON ground robot that can defuse bombs and peeks over obstacles to hunt for enemies.

– The ChemBot, conceived by the University of Chicago and contractor iRobot, of Bedford, Mass., and which is “a bloblike machine that shifts shape, such that it is able to squeeze through a hole in the wall.”

– The Predator drone that can track 12 targets at once and which has been used in combat since 1995. This unmanned aerial vehicle(UAV) from General Atomics is armed with two lethal Hellfire missiles that have killed as many as 40 al-Qaeda leaders but which, by some estimates, have killed as many as 1,000 civilians across Iraq, Afghanistan and Pakistan.

Video „Robots of War“ (Teil 1): A weaponized & networked future

Video „Robots of War“ (Teil 2): A weaponized & networked future

Ferngesteuerte Roboter haben im eigenen Land zu bleiben und ihre Nutzung muss geregelt werden. Das allerletzte Vetorecht des Menschen verschwindet je mehr die ernsthafte Bedrohung, die von den semiautonomen Maschinen ausgeht, wächst. Diese Systeme sind nur ein Software-Upgrade vom vollständigen autarken Betrieb entfernt. Die Aussicht von Androiden, die aus eigenem Antrieb jagen um zu töten, sollte diese Entwicklung stoppen. Ein Autopilot, der selbst entscheidet, wann er mit seinen abscheulichen Waffen schiesst, muss sofort eliminiert werden.

Erinnerungen an Issak Asimovs drei vorausschauende Robotergesetze zeigen, dass die Menschheit ohne mit der Wimper zu zucken diese ständigen Mahnungen, die in fast allen seinen Romanen und Erzählungen thematisiert wurden, ignoriert hat:

1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen (wissentlich[2]) verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen (wissentlich) Schaden zugefügt wird.

2. Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidieren.

3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.

Es ist an der Zeit, diese Kampfroboter international zu ächten wie biologische, chemische und nukleare Waffen. Es müssen Massnahmen ergriffen werden, die sicherstellen, dass ein Krieg der Maschinen ein Science-Fiction-Albtraum bleibt, schreibt die Redaktion von Scientific American zu dem Singer-Artikel und schlägt vor, dass das Rote Kreuz als Hüter der Genfer Konventionen aktiv werden muss, um gegen diesen Einsatz vorzugehen. (2) Weiter wird dort ausgeführt, dass die USA es geschafft haben, in einer führenden pakistanischen Zeitung als „principal hate figure“ bezeichnet zu werden.

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind weiter auf ihrem grausamen Weg der Unmenschlichkeit, von der Welt mit dem „Empire“ mit seinen Imperial Walkers und Robotersoldaten im Kampf gegen „menschliche“ Rebellen in dem Film „Star Wars“ von 1977 verglichen zu werden und scheinen, getrieben von der Rüstungsindustrie, sehr stolz darauf zu sein.

Hoth Snow Battle Star Wars Episoe V The Empire Strikes Back

Wer diesen Kampf gewinnt, entscheidet jeder einzelne Mensch auf diesem Planeten, er hat noch die Wahl – nicht die selbsternannten Götter „Die-da-oben“. Doch die Zeit wird knapp und der rasante technologische Fortschritt droht die Menschlichkeit auf der Strecke bleiben zu lassen. Ausser Kampfmaschinen wird die Gehirn-Forschung vorangetrieben unter dem guten Aspekt, behinderten Menschen, z.B. bei einer Querschnittslähmung, einen Chip ins Gehirn zu implantieren, mit dem er einen Arm steuern kann. Jeder weiss, was den Fantasien der Psychopathen mit derartigen Techniken in Zukunft vorschwebt.

Artikel zum Thema

03.06.2010 UNO-Bericht: USA weltweit die Nr.1 bei Lizenz zum unlegimitierten Töten

Der am 2.Juni 2010 veröffentlichte Bericht der Vereinten Nationen prangert die Vereinigten Staaten von Amerika an, weltweit die Nr.1 bei gezielten Tötungen in der Welt zu sein.

Dieser einsame Spitzenplatz verdanken die USA vor allem dem Einsatz unbemannter Drohnen, den sie “nachdrücklich befürwortet, der aber eine schlecht definierte Lizenz zum Töten ohne Rechenschaftspflicht” sei, hiess es. Es wurde davor gewarnt, dass dieser Einsatz zu einer Erosion der langjährigen internationalen Regeln der Kriegsführung führt.

Der Autor des Berichts, der Jura-Professor Philip Alston von der Universität New York, sagte

“Die Regeln von heute bestimmen das Verhalten vieler Staaten morgen. Die internationale Gemeinschaft muss energischer in ihrer anspruchsvollen Verantwortlichkeit sein.”

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Quellen:
(1) http://www.scientificamerican.com/article.cfm?id=war-of-the-machines
(2) http://www.scientificamerican.com/article.cfm?id=terminate-the-terminators

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