EU-Landraub in Mosambik für satte Spritfresser

„Wir wollen für uns Gemüse anbauen und nicht Autos im Ausland betanken!“

Ein relativ fruchtbares Land muss dank der Europäischen Union mit ihrem Biokraftstoffwahn wegen des Kohlendioxides in der Luft noch mehr Lebensmittel importieren. (Foto: Frau in Mosambik bei der Maisernte, Wikipedia)

Mosambik liegt im Südosten Afrikas am Indischen Ozean. Das Land fällt terrassenförmig vom 1000 m hohen Tafelland des Hochfelds – das von noch höheren Bergen unterbrochen wird – zur Küste hin ab und wird von zahlreichen Flüssen durchzogen.

Neben den fruchtbaren Gebieten prägt die Trockensavanne das Bild des Landes, die in der Regenzeit erblüht. Bekannte Baumvertreter sind dort die Schirmakazie und der Affenbrotbaum.

18 % der Landesfläche sind Wald- und Buschland, 4 % Ackerland, 55 % Wiesen und Weiden.


(Baobab und Elefant, Foto: Ferdinand Reus/Wikipedia)

Biodiesel kennt hierzulande inzwischen jeder Autofahrer und selbst die unmotorisierten Zeitgenossen können dank der intensiven Bewerbung dieses Produktes etwas damit anfangen. Meistens bleibt dabei hängen, dass man damit reuelos seinen bequemen Hintern mobilisiert fortbewegen kann nach dem Motto „Prima für‘s Klima!“

Verschiedene ölhaltige Pflanzen für die Produktion der Biokraftstoffe werden verstärkt in aller Welt angebaut. In Deutschland haben sich die gelben Rapsfelder und zum Teil auch der Sonnenblumenanbau für diesen Zweck stark vermehrt. In Nordamerika ist es der Soja und in Südostasien zerstören die Palmölplantagen den Urwald durch skrupellose Konzerne, die einen blutigen Krieg gegen die indigene Urbevölkerung führen. (S. unten Artikel zum Thema)

Selbstverständlich wird der Kontinent Afrika nicht von den Energiekonzernen vergessen und kräftig für ihre Zwecke schamlos ausgebeutet. Hier wird oft die Jatrophapflanze aus der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) bevorzugt. Ihre Samen haben einen Ölanteil von über 30 %, das obendrein mit einer Cetanzahl von etwa 60 (Raps hat lediglich etwa 54) eines der effektivsten technisch nutzbaren Pflanzenöle der Welt ist.

Besonders hinterhältig dabei ist, dass man vorgibt, etwas gegen den Klimawandel und die CO2-Bilanz zu tun. Schreckensszenarien werden über die Welt ausgeschüttet, damit sie diesen Anbau ohne Widerstand unterstützt – weil, wir gehen sonst alle unter, und das noch zu für uns erlebbare Zeiten: der Planet tanzt jetzt schon im Fieber, die Meere verschlingen uns, die Hölle öffnet ihre Pforten, um uns mit ihrem glutheissen Odem zu verbrennen, Zeus fuchtelt wie wild mit seinem Speer in den Wolken herum und fegt uns so mit orkanartiger Gewalt vom Antlitz dieser Erde – Endzeitstimmung und Panik, Völkerwanderungen und Hungerkatastrophen werden zum Alltag, Europa muss sich vor diesen vielen gefrässigen Mäulern einbunkern.

Das ist die Botschaft der Biodiesel-Jünger. Deshalb muss Raps-Schnaps fürs Auto her.

Dabei wird gerade mit der intensiven Flächenvermehrung der Ölsaat-Plantagen dieses Horror-Schreckgespenst Wirklichkeit werden beziehungsweise ist es schon:

Regenwald und Urwälder werden gerodet und mit ihnen verliert der Planet weitere Pflanzen und Tiere. Mit der Vernichtung dieser Ökosysteme werden grosse Landstriche veröden und der Regen ausbleiben. Dann kann man tatsächlich sagen, der Klimawandel ist hausgemacht.

Jetzt schon knappes Wasser wird der einheimischen Bevölkerung durch die Bewässerung der für das Ausland angebauten Monokulturen entzogen. Die Bevölkerung wird enteignet und von ihrem Land vertrieben, auf dem sie für ihren Bedarf verschiedene Gemüse- und Obstsorten angebaut hatte.

Historisch gewachsene Zusammengehörigkeit der Dorfgemeinschaften und ihre Traditionen werden für immer zerstört. Zu gebrauchen sind diese Menschen dann für billige Tagelöhnerarbeit auf den Feldern, aber nicht alle. Die amerikanische Plantagen-Ära feiert ein neues Comeback – mit dem einzigen Unterschied, dass man die Sklaven praktischerweise nicht von Übersee herüber holen muss. (Sklaventransport in Afrika, 19.Jahrhundert – Wikipedia)

Auch aus diesen Gründen muss die Regierung in Mosambik Lebensmittel aus dem Ausland einführen und noch mehr Kredite aufnehmen. Die Europäische Union will das so wie andere auch, denn dem Kapital ist man stets zu Diensten, Menschen stören nur ausser sie placken sich dafür so lange sie können.

Am 14.Juli weilten die Fürsten der Europäischen Kommission und des Europäischen Rates, José Manuel Barroso und Herman van Rompuy in der künstlichen Reissbrettstadt Brasilia, um zusammen mit dem brasilianischen Premier Lula da Silva auf dem Vierten EU-Brasilien-Gipfel eine Partnerschaft mit Mosambik zu gewinnträchtigen Bioethanol und Biodiesel-Projekten auszuhecken. Van Rompuy konsultierte dort COSAN, einer der weltweit grössten Ethanol-Produzenten und Exporteure sowie für Zucker und Energie. Am 1. Februar 2010 verkündeten COSAN und die niederländische Royal Shell die Gründung eines Joint Venture für gemeinsame Operationen mit Zucker und Ethanol und den Vertrieb und die Vermarktung von Kraftstoffen in Brasilien. Das Unternehmen ist der weltweit grösste Bioenergie-Betrieb und hat einen Wert von 12 Milliarden US-Dollar.

In Mosambik hat die Expansion des Anbaus von Biotreibstoffen bereits fruchtbares Ackerland der Gemeinden gegen deren erbitterten Widerstand verschlungen und es kam zu Konflikten mit der lokalen Bevölkerung über die Rechte an dem Landbesitz.

Vor allem europäische und andere ausländische Unternehmen haben bereits die Rechte an rund 4,8 Millionen Hektar Land in Mosambik – fast ein Siebtel des Landes – der zur Verfügung stehenden Ackerflächen beantragt.

Das Land in Südostafrika hat mit einer hohen Staatsverschuldung (2009 2,6 Milliarden US-Dollar oder 26,1 % des BIP) und Armut zu kämpfen. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen beträgt 44 Jahre, die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern sogar nur 42 Jahre. 43 Prozent der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt und nur 3 Prozent über 65. Die Hälfte der Erwachsenen kann nicht lesen und schreiben, 66 Prozent der Frauen sind Analphabeten.

Die Öl-Plantagen sind ein Verbrechen der Europäischen Union im Namen des Klimawandels an diesem Volk, das mit diesen „Kulturen“ noch weiter verelenden wird und eine bösartige Täuschung der Bevölkerung ihrer Länder. Solange die Energieproduktion in den Händen grosser Konzerne liegt, wird die heutige Situation den Menschen in den Dörfern geradezu paradiesisch erscheinen, denn höhere irdische Mächte führen sie auf die „Road to the Hell“.

Adrian Bebb, Ernährungs- und Landwirtschaftsaktivist für Friends of the Earth Europe sagte vor zwei Wochen:

„Die ständig wachsende Verbreitung von Biokraftstoffen auf der ganzen Welt schädigt nicht nur die Umwelt, sondern zerstört oft die Lebensgrundlage der Menschen und ihren Zugang zu Nahrungsmitteln. Millionen von Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche für die Jatropha- und Zuckerrohrplantagen in Mosambik zu beanspruchen, in einem Land, das ständig Hunger leidet, Kulturpflanzen für europäische Autos anzubauen, das ist unmoralisch und pervers.

Biotreibstoffe sind weder eine Lösung für die Probleme des globalen Klimawandels, der Energiesicherheit oder der Armut in Mosambik.

Die europäischen Biokraftstoff-Ziele sind es, was diese globale Expansion antreibt. EU-Politik hat bereits Landnahme und die Entwaldung im Süden verursacht.

Statt mit Angeboten nach mehr Land im Süden zu grabschen, sollte die EU ihre Biokraftstoff-Politik abwracken und Investitionen in umweltfreundliche Landwirtschaft und in die Verringerung der Energie stecken, die für den Transport aufgewendet wird.“

Anabela Lemos von JA / Friends of the Earth Mozambique sagte:

„Der Ausbau von Biokraftstoffen in unserem Land ist die Umwandlung von natürlichem Wald und Vegetation in Energiepflanzen und nimmt den Gemeinden fruchtbares Ackerland weg, das sie für den Anbau von Nahrungsmitteln benötigen und bedeutet die Schaffung von schlechten Arbeitsbedingungen und Konflikte mit der lokalen Bevölkerung über Landbesitz.

Wir wollen echte Investitionen in die Landwirtschaft um Nahrungsmittel zu produzieren aber keinen Treibstoff für ausländische Autos.“

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Quelle:
http://www.foeeurope.org/press/2010/Jul14_EU_Brazil_biofuels_deal_land_grabbing_charter.html

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