Tony Hayward, Robert Dudley, Gerhard Schröder: Postenkarussell TNK-BP

BP – TNK-BP – Gazprom: fast jeder Konzern ist mit jedem „verheiratet“ und pflegt in dieser Ehe zu seinem Wohle die besten Beziehungen

Tony Hayward, der scheinbar wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko seinen Hut nehmen und sich zur Beruhigung der Öffentlichkeit aus der Branche zurückzuziehen schien (siehe unten die jüngsten Zitate in der Presse), wird in das Board of Directors des russisch-britischen Ölkonzerns TNK-BP aufgenommen.

Hayward selbst hätte am Mittwoch, den 4.August in Moskau bei einem Treffen mit Russlands Vizeregierungschef Igor Setschin sein neues Betätigungsfeld mitgeteilt.

„Wir bekräftigen, dass sich unsere Beziehungen weiter entwickeln werden. Ich werde im Board of Directors von TNK-BP aktiv sein und zur Festigung unserer Beziehungen zu Russland beitragen.“

sagte Hayward. (1)

Offenbar will jemand Hayward auf BP ‚s Board of Trustees mit einem 18 Millionen Dollar werten goldenen Fallschirm – auf der Gehaltsliste – halten, schrieb am 26.Juli NY Daily News (2)

Sein Nachfolger und neuer Chef von BP, Robert Dudley hat mit seiner Anwesenheit seine volle Unterstützung für Hayward demonstriert.

TNK-BP Ltd. ist ein russisch-britisches Unternehmen mit Firmensitz in Moskau. Das Unternehmen entstand 2003 auf den Britischen Jungferninseln aus einer Zusammenarbeit der Unternehmen British Petroleum (BP)mit 50% Beteiligung sowie der Access/Renova Group und Alfa Group.

Das Unternehmen beschäftigte 2006 rund 71.000 Mitarbeiter und operiert vorwiegend in Russland. TNK-BP fördert und liefert Rohöl und Erdgas an seine Kunden.

Im Juli 2008 flüchtete der Unternehmenschef Robert Dudley aus Russland. Das Unternehmen wirft der russischen Regierung Staatsbürokratie mit massiven Schikanen vor. (3)

Im Januar 2009 wurde bekanntgegeben, dass der deutsche Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder in das Board of Directors von TNK-BP aufgenommen wurde, vorgeblich, um den im Jahr 2008 ausgebrochenen Streit zwischen den britischen und russischen Gesellschaftern zu schlichten.

Die russische Gesellschaft Alfa Access-Renova hatte der BP-Seite vorgeworfen, nur ihre eigenen Interessen zu vertreten. Daraufhin hätte Dudley aus Knatz die Geschäfte für den BP-Gesellschafter vom Ausland weiter geführt. Ein Gericht in Moskau hätte Dudley verboten, in Russland zu arbeiten. Im September 2009 wäre der Streit beigelegt worden mit dem Kompromiss, dass Robert Dudley seinen Posten als einer der Board-Direktoren aufgeben muss. (4)

Am 1.Oktober wird Robert Dudley neuer BP-Chef und befand sich in bestem Einvernehmen mit Moskau, wie sein aktueller Besuch in Moskau beweist.

Am 22. Juni 2007 gaben BP und TNK-BP bekannt, dass sie ein Memorandum of Understanding zur Schaffung einer strategischen Allianz mit dem russischen Gasriesen Gazprom unterzeichnet hatten, um gemeinsam in grosse, langfristige Energie-Projekte oder in Swap-Vermögenswerte zu investieren. Gazprom sollte somit der erweiterte Zugang in internationale Märkte erleichtert werden im Gegenzug für russisches Öl und Gas für BP und TNK-BP. Dr. Hayward sagte, die Unternehmen würden sofort mit der Einrichtung einer gemeinsamen Lenkungsgruppe nach Optionen für geeignete Investitionsmöglichkeiten „quer durch alle Regionen.“ suchen. (5)

Arktis- und Tiefseebohrungen gehören selbstverständlich auch dazu.

Zitate der Presse:

Spiegel am 27.Juli 2010:

Von der Lichtgestalt zum Gesicht der schwarzen Pest: Tony Haywards Karriere, über drei Jahrzehnte musterhaft, wurde in nur drei Monaten zerstört – weil sein Krisenmanagement im Golf von Mexiko komplett versagte. SPIEGEL ONLINE dokumentiert Aufstieg und Absturz des BP-Bosses.

Tagesspiegel am 27.Juli 2010:

„Ich will mein Leben zurück“, sagte Tony Hayward. Es war der Anfang vom Ende seiner Karriere bei BP-
Tony Hayward leitete mit dem Ölgiganten BP einen Konzern von Weltruf. Doch die Explosion der Bohrinsel und die dadurch ausgelöste Ölpest brachten den Manager aus dem Tritt: Hayward fiel durch ungeschicktes Krisenmanagement und unpassende Bemerkungen auf.

19. Juni: Im Golf von Mexiko kämpfen Einsatzkräfte unermüdlich darum, die Folgen der Ölpest zu begrenzen. Hayward nimmt derweil auf seiner Jacht an einer Segelregatta im Süden Englands teil. Die Aktion wird von vielen als geschmacklos gewertet. „Das war nur das letzte Glied einer langen Kette von PR-Pannen“, kritisiert der Stabschef des Weißen Hauses, Rahm Emanuel.

„Ich denke, wir können uns alle sicher sein, dass Tony Hayward keine zweite Karriere als PR-Berater machen wird.“

Der Volksmund würde dazu sagen: „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus!“

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08.07.2010 Antwort der EU-Energiekommission auf Ölpest im Golf von Mexiko
22.06.2010 Öl-Desaster nach Bohrinsel-Leck im Roten Meer

Quellen:
(1) http://de.rian.ru/business/20100804/127374175.html
(2) http://www.nydailynews.com/news/national/2010/07/26/2010-07-26_gulf_oil_spill_bp_ceo_tony_hayward_to_move_into_role_in_companys_russian_operati.html
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/TNK-BP
(4) http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,601459,00.html
(5) http://www.bp.com/genericarticle.do?categoryId=2012968&contentId=7034313

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