Karsai: Söldner-Truppen in Afghanistan unerträglich

Am 7.August besuchte der afghanische Präsident Hamid Karzai das Afghan Civil Service Institute in Kabul. In dieser Einrichtung werden Tausende von Beamte trainiert, um die afghanische Regierung zu stärken.

Hamid Karzai, der mit tatkräftiger Unterstützung der Vereinigten Staaten von Amerika vor einigen Jahren ins Amt gehievt und durch Agenten der unterschiedlichsten Couleur dabei unterstützt wurde, Konzessionen und Posten in seinem Einflussbereich grosszügig mit seinen „Freunden“ zu verteilen, sagte etwas so bemerkenswert Richtiges während seines Aufenthaltes auf der staatlichen Schule, das es Beifall verdient, auch wenn es möglicherweise nur wieder Propagandazwecken dienen sollte. Immerhin wird der afghanische Präsident ständig vom Westen gedrängt, etwas gegen die Korruption zu unternehmen, von der jedoch ausländische Firmen gerade mit am meisten profitieren. Zu diesen gehören die privaten Sicherheitsfirmen, die in Kriegsgebieten einer enormen Inflation unterliegen: der Auftragsflut. Neben vielen nebulösen anderen Beschäftigungen wurden sie zum Schutz der militärischen Einrichtungen und der Beamten angeheuert.

Dem afghanischen Präsidenten scheinen diese Dienste aus irgendeinem Grund nicht mehr ganz geheuer zu sein, denn er verlangte ihren Rausschmiss aus Afghanistan, ganz ähnlich wie die irakische und pakistanische Regierung das auch so sehen. In dem Wust paramilitärischer Krieger ist jeder Überblick für die Regierungsbeamten verloren gegangen und was an einer Stelle aufgebaut wird, ist sagenhafterweise oftmals in sabotageähnlichen Vorgängen zerstört worden. Jeder agiert ohne Kontrolle wie er will und das hat noch nie der Obrigkeit behagt, die den Überblick behalten und bestimmen will, wo es lang zu gehen hat.

Anscheinend macht Hamid Karsai ziemlich spät öffentlich mit seiner „Einsicht“ die Söldnertruppen dafür verantwortlich, die möglichst nichts mehr in seinem Land zu suchen und zu schützen haben sollen. Er hätte sich schon eher bei seinem Bruder „informieren“ und handeln können – aber das können Marionetten an ihren Fäden eben nicht.

Karzai forderte am Samstag in Kabul:

„Für den Beitrag zur Stärkung der afghanischen Regierung, den USA und der NATO sollten private Sicherheitsfirmen beseitigt werden. Ihre Anwesenheit ist „unerträglich“, da sie eine Sicherheitsstruktur aufgebaut haben, die die Polizei und die Armee untergräbt.

In den afghanischen oder ausländischen Gesellschaften sind einige 30.000 bis 40.000 Menschen in diesen Sicherheitsunternehmen beschäftigt.

Sie haben die Sicherheitsprobleme für uns erst geschaffen, wer ist in diesen privaten Sicherheitsunternehmen beschäftigt, … sie arbeiten nicht zum Wohle der afghanischen nationalen Interessen … Wenn sie das wirklich wollen, einen Dienst für die Afghanen zu leisten, sollten sie in die Afghan National Police eintreten.

Sehr dringend und ernsthaft … wir wollen, dass die Ausländer aufhören, private Sicherheitsunternehmen im Land zu schaffen. Wir können diese Unternehmen nicht tolerieren, die wie eine parallele Struktur unserer Kräfte sind. Wir können nicht eine Polizei und eine Armee haben und – zur gleichen Zeit – eine andere Kraft als private Sicherheitsdienste.“

Die Regierung hat das Wirken von zweiundfünfzig ausländischen privaten Sicherheitsunternehmen in Afghanistan, einschliesslich der berüchtigten US-Sicherheitsfirma Xe Services LLC – ehemals als Blackwater bekannt, bestätigt.

Diese privaten Söldner-Truppen unterstehen keinerlei Aufsicht durch die afghanische Regierung. Karsai hatte schon früher den ausländischen Sicherheitsvertragspartnern vorgeworfen, wie Milizen zu operieren und gesagt, dass die Unternehmen nur eine Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan verursachen.

Mit den vielen internationalen Milliarden, die in das afghanische Polizeiprogramm gepumpt werden, könnten auf einem Schlag die Söldnerchefs vor Personalmangel stehen, wenn sie mit ihrem Sold etwas knausriger wären. In Afghanistan wechseln jedoch viele der „Auszubildenden“ nach Erhalt von Gehalt und Waffen schnell die Fronten – je nach ihren Motiven aus monetären oder ideologischen Gründen.

Präsident Karzais Forderung ist völlig berechtigt, aber nur halbherzig.

Wenn, dann muss der an der Nabelschnur der US-Regierung hängende afghanische Präsident diese durchtrennen und die Vereinigten Staaten von Amerika, präsentiert durch die Anwesenheit der NATO, seines Landes verweisen. Aber nicht nur mit dem US-Verteidigungsministerium muss der afghanische Präsident den Mut haben, sich zu überwerfen.

Er sollte auch die Konsulate des US-Aussenministeriums in seinem Land schliessen lassen, so lange, bis geklärt ist, was die Söldner von „Blackwater-Xe Services“ nun denn genau für Aufgaben in seinem Land zu erledigen haben.

Ende Juni berichtete Radio Utopie über den Deal zwischen Xe Services und dem US-Aussenministerium: ein neuer Vertrag über 120.000.000 US-Dollar, um US-Konsulate, die sich im Aufbau in Afghanistan befinden, zu bewachen. Mitglieder der Commission on Wartime Contracting, einer staatlichen Untersuchungskommission, die die Rolle von Blackwater in Kriegsgebieten untersuchen, verurteilten das Zustandekommen eines Vertragsabschlusses dieser berüchtigten Firma mit dem Aussenministerium.

Die CIA unter Leitung von Leon Panetta hat zudem den Zuschlag für einen 100 Millionen Dollar Vertrag im Juni an Xe Service für Einsätze in Afghanistan und anderswo vergeben, weil man so gut aufeinander eingespielt wäre. Dort sollen sie CIA-Einrichtungen und Stützpunkte schützen.

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Quelle: http://www.presstv.ir/detail.aspx?id=137840&sectionid=351020403

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