ZDF Politbarometer: Ganz normale neue Partei gesucht
Das ZDF Politbarometer enthüllt der geschockten Nomenklatura nicht nur ein strukturelles Absaufen der Volks(deutschen)parteien SPD, CDU und CSU. Es legt offen, dass die Deutschen die Schnauze voll haben von allen etablierten Parteien, die nur noch für sich selbst Partei ergreifen und für sonst nix mehr.
Auf die Frage, ob „eine völlig neue Partei gegründet werden müsste„, die die Interessen der Bevölkerung tatsächlich vertritt, antworteten dem ZDF Politbarometer immerhin ganze 27 Prozent mit Ja. Die Meinungsakrobaten des Staatssenders machten daraus folgende Zwischenüberschrift:
„Mehrheit: Neue Partei nicht notwendig“
Streng genommen richtig: 71 halten in der Umfrage die Gründung einer neuen Partei nicht für notwendig. Man könnte natürlich auch sagen: sie kennen bereits bessere, die sitzen aber noch nicht im Bundestag. Oder sie glauben immer noch an die Besserungsfähigkeit der etablierten Apparate. Dass aber diese enorm hohe Zahl von Staatsbürgern nicht eine einzige ganz normale Partei mehr kennt, die ihre Interessen vertritt, muss dem Establishment der 20-jährigen Ein-Parteien-Partei zu recht Angst einjagen. Denn seit der deutschen Einheit hat sich dort nichts mehr getan, von der Umetikettierung der 2002 aus dem Bundestag geflogenen PDS und ihrer erfolgreichen Rückkehr als „Die Linke“ einmal abgesehen.
Übrigens: von den 27 Prozent der Befragten, die eine neue Partei forderten, wünschten nur drei Prozent diese eher im linken, vier Prozent eher im rechten, aber 19 Prozent in der Mitte des politischen Spektrums.
Die Zahlen der Sonntagsfrage, die beim ZDF traditionell nach der preussischen Wahlanalyse abgemildert wird („Stimmung, Stimmung, jaja, aber dann wählen die Leute doch wieder den Besenstil“) sind für Polenoffensive (CDU und CSU) und Sarrazin-Partei (SPD) gleichfalls alarmierend. Von der vor sich hin schwappenden Westerwelle ganz zu schweigen.
Die Zahlen im Einzelnen:
CDU und CSU („Union“): 31 % (-1)
SPD: 30 % (-1)
Bündnis 90/Die Grünen: 19 % (+2)
Linke: 9 % (-1)
FDP: 5 %
Andere (haaaallo, hier sind wir): 6 % (+1)
Sechzig Prozent meinen, die Bundesregierung mache ihre Arbeit schlecht oder eher schlecht. 64 % geben der CDU den klaren Tipp, woran das liegt und wollen von ihr mehr Politik „in Richtung soziale Sicherheit“. Nur 30 % wollen stattdessen mehr von „traditionell-konservativen Inhalten“, von denen sich auch echte Eingeborene der 45.Generation leider nix kaufen oder ihre Krankenkassen bezahlen können.
Sogar bei den Anhängern von CDU und CSU (wieviel sind das von den Befragten insgesamt, wenn 27 % eine völlig neue Partei wollen?) sind nur 37 Prozent für einen weiteren „Rechts, rückwärts, Marsch“-Schwenk von CDU und CSU, 20 Prozent wollen eher eine progressivere Ausrichtung als die am 2.Weltkrieg.
Fazit: Da ist noch Musik drin, in der Berliner Republik. Alles Zufall.
(…)
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Quelle: http://politbarometer.zdf.de/ZDFde/inhalt/29/0,1872,8115389,00.html