Charles Munger, Gott und Hitler
Der US-Milliardär Charles Munger lässt seine Mitbürger bezüglich der Bankenrettungen 2008 wissen: „Sie sollten Gott dafür danken.“ Immerhin ginge es wohl darum, in den USA einen Adolf Hitler zu vermeiden.
Ein Amerikaner in Paris empört sich darüber.
Einmal mehr schickte uns Max Keiser, der in Paris lebende US-Finanzjournalist, den Teaser für den neuen „Keiser Report“, diesmal zu gewissen Äußerungen von Charles Munger, dem Vize-Vorstand von Berkshire Hathaway Inc.. Munger, der Partner von „Investment-Legende“ Warren Buffet, hatte die Rettungsmaßnahmen zugunsten der großen US-Banken im Jahr 2008 bei einer Veranstaltung der Universität von Michigan mit den Worten verteidigt: „Sie sollten Gott für die Rettungen danken.“[1] Statt diese Dinge zu kritisieren, sprach er die Empfehlung aus: „Tragen Sie es wie ein Mann und bewältigen Sie es.“
Die Bankenrettungen erlaubten es den Vereinigten Staaten, so Munger, einen „schrecklichen“ Abschwung zu vermeiden, und würden dem Land helfen. Rettungen für jedermann gingen allerdings zu weit. Munger:
„Nun, wenn Sie über Rettungspläne für alle anderen reden, so kommt ein Punkt, wenn Sie damit anfangen, eine Rettung aller Individuen durchführen, anstatt ihnen zu sagen, sich anzupassen, dann stirbt die Kultur.“
Unter Verweis auf das Post-Weltkrieg-I-Deutschland teilte Munger dem zuhörenden Publikum fernerhin mit, dass die Rettungen von 2008 „absolut notwendig waren, um Ihre Zivilisation zu retten.“ Auf dieser Argumentationslinie der Alternativlosigkeit kam er darauf zu sprechen, dass es Deutschland in den 1920er Jahren unmöglich gewesen sei, das Finanzsystem zu stabilisieren. „Wir endeten mit Adolf Hitler.“
Die damals getroffenen Maßnahmen seien gerechtfertigt, denn:
„Treffen Sie die Wirtschaft nur mit genug Elend und Zerstörung, zerstören Sie die Währung, und Gott weiß, was passiert. Ich denke also, wenn Sie Probleme wie diese haben, dann sollten Sie nicht über eine kleine Rettungsaktion schimpfen. Sie sollten stattdessen gedacht haben, es hätte grösser sein können.“
All dies ist für Max Keiser dann doch etwas zu viel. Er erinnert in dem nachfolgenden Video, dass der angesprochene Hitler zum Einen zahlungskräftige Unterstützung aus den USA unterhielt, um in Deutschland und Europa eine große Nummer zu werden. Hierzu sei von uns vielleicht das Buch “Trading with the Enemy“ von Charles Higham als Lektüre empfohlen, um diese Behauptung auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Zum Anderen macht Keiser empört darauf aufmerksam, dass Munger via Berkshire Hathaway zu den Großinvestoren von Wells Fargo gehört – eine Bank, die mächtig vom Drogenhandel profitiert, der Mexiko ins Chaos stürzt (chaostheorien.de berichtete[2]).
Hier der Teaser zum neuen „Keiser Report“:
Nach Sichtung des Teasers setzten wir uns mit Keiser in Verbindung und fragten ihn:
„Hat Mr. Munger Ihres Erachtens nach ein Anrecht dazu, in irgendeiner Art moralisch zu argumentieren?“
„Nun, wie ich in dem Video sage: er und Warren Buffet helfen bei der Geldwäsche von mexikanischen Drogenkartellen. Sie sind somit verantwortlich für den Tod vieler Menschen.“
„Was wäre ein wirklicher Job für Mr. Munger und Mr. Buffet, den Sie empfehlen würden?“
„Zumindest Munger sollte ein Job als ,Fluffer‘ in einem geriatrischen Pornofilm suchen. Wenn die Leser nicht spontan wissen sollten, was ein ,Fluffer‘ ist, können sie hier nachschauen: http://en.wikipedia.org/wiki/Fluffer.“
„Was geht bei Max Keiser im Kopf vor, wenn er hört, dass Mr. Munger oder auch Mr. Blankfein öffentlich verkünden, dass sie sich auf der Seite Gottes sehen?“
„Buffett verweist ja gerne auf die ,finanziellen Massenvernichtungswaffen‘ – woraus ich folgere, dass er auch er glaubt, er würde Gottes Arbeit verrichten. Mit Lloyd Blankfein ist es das Gleiche. Dies sind finanzielle Extremisten, die an den Marktfundamentalismus glauben und Amerika angreifen. Ist es irgendein Wunder, dass so viele Finanzsöldner der Wall Street an 9/11 angegriffen wurden?“[3]
Und hier der ganze „Keiser Report No. 81“. Im 2. Teil unterhält sich Max Keiser in Washington DC mit dem Sportjournalisten Dave Zirin über den Sport-Industrie-Komplex (obwohl doch Hitlers Widersacher Mr. Churchill gesagt hatte: „No sports“):
Quellen:
[1] Siehe Andrew Frye: „Munger Says `Thank God‘ U.S. Opted for Bailouts Over Handouts“, veröffentlicht auf Bloomberg am 20. September 2010 unter: http://www.bloomberg.com/news/2010-09-20/berkshire-s-munger-says-cash-strapped-should-suck-it-in-not-get-bailout.html
[2] Vgl. Lars Schall: „Das System verkommt zum Junkie, Teil 1 und 2“, veröffetlicht auf chaostheorien.de am 3. September 2010 unter: http://www.chaostheorien.de/artikel/-/asset_publisher/haR1/content/das-system-verkommt-zum-junkie-teil-1?redirect=%2Fartikel,
und am 9. September 2010 unter: http://www.chaostheorien.de/artikel/-/asset_publisher/haR1/content/das-system-verkommt-zum-junkie-teil-2?redirect=%2Fartikel
[3] Vgl. Lars Schall: “9/11 bankers were financial mercenaries not worthy of pity“, veröffentlicht auf chaostheorien.de am 9. September 2010 unter: http://www.chaostheorien.de/artikel/-/asset_publisher/haR1/content/911-bankers-were-financial-mercenaries-not-worthy-of-pity?redirect=%2Fartikel