Der Währungskrieg und die deutschen Goldreserven
von Max Keiser und Lars Schall
Jim Rickards legt einen Plan zur Beschlagnahmung des staatlichen Golds aller ausländischen Depotinhaber an der New Yorker Fed dar. Dies würde auch rund 66% der deutschen Goldreserven betreffen. Dies ist Teil eines sich erhitzenden Währungskriegs, bei dem eine „nukleare Option“ die Anhebung des Goldpreises vorsieht, um so den Tauschwert des US-Dollars nach unten zu zwingen.
Bei „KingWorldNews.com“ veröffentlichte Eric King am gestrigen Tage ein Interview mit James G. Rickards hinsichtlich aktueller und zukünftiger Entwicklungen auf dem Goldmarkt. Herr Rickards ist Autor, Jurist und Ökonom mit über 30 jähriger Erfahrung in den globalen Kapitalmärkten. Er ist Senior Managing Director bei Omnis, Inc., einem Beratungsunternehmen mit Sitz in McLean, Virginia, USA, und zählt zu den führenden Praktikern an der Schnittstelle zwischen den globalen Kapitalmärkten und der nationalen Sicherheitspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika.
Das Interview, in dem Herr Rickards äußerte, „dass die USA das Saudi-Arabien des Golds“ seien, kann hier als MP3-Datei gefunden werden:
Nach dem Anhören des Interviews stellte ich Max Keiser (http://maxkeiser.com/), der mich auf das Gespräch zwischen King und Rickards hingewiesen hatte, in Paris ein paar Fragen.
„Wie können die USA das Saudi-Arabien des Golds sein?“
Max Keiser: „Jim sagt in diesem Interview, dass die USA über zusätzliche 6000 Tonnen Gold aus den ausländischen Einlagen bei der New Yorker Fed verfügen (einschließlich Deutschlands), die sie beschlagnahmen und nach West Point bewegen können. Den Ausländern würde man dann eine Quittung geben.“
„Aber wenn die USA einfach die 6000 Tonnen von ausländischem Gold ihren Reserven hinzufügen würden, was wäre das Ergebnis im Hinblick auf die politischen Beziehungen zu den Völkern, die beraubt sein würden? Wären die USA dann nicht so etwas wie eine Outlaw-Nation?“
Max Keiser: „Die USA sind bereits eine Outlaw-Nation. Niemand mit einem beträchtlichen Vermögen befindet sich im Einklang mit den Gesetzen, die sie als unbequem für ihre Lebensweise erachten. Als ich an der Wall Street arbeitete, wurde uns gesagt, dass es in Ordnung war, alle Gesetze zu brechen, die wir wollten, weil ,die Firma Rechtsanwälte hat, und wenn wir es brauchen, dann können wir stets die Regierung dazu bringen, neue Gesetze zu schreiben.‘ Lloyd Blankfein glaubt wirklich, dass er Gottes Werk verrichtet – dass er über dem Gesetz steht -, dass er der Gesetzgeber ist.“
Max Keiser wies auch darauf hin:
„Nur um es zu wiederholen: was Jim sagt, ist das, was die Bundesbank mir gesagt hatte, als ich direkt in der Bundesbank Interviews für meinen Film für Al Jazeera führte. Mir wurde gesagt, dass ,das meiste deutsche Gold in New York City ist‘ – dies ist ein direktes Zitat von der PR-Vertreterin von Dr. Joachim Nagel, dem Leiter der Abteilung Märkte bei der Deutschen Bundesbank.“[1]
Chris Powell vom Gold Anti-Trust Action Committee, GATA, bemerkte hinsichtlich von Max Keisers Aussage über seine „deutsche Goldreserven-Geschichte“
„Die Bundesbank leugnete die Geschichte von Max angeblich ab, aber als sie dazu gedrängt wurde, hat sie es tatsächlich bestätigt:
Dies ist ein sehr wichtiges Detail, und ich zitiere es oft in meiner Arbeit.“
Im Zusammenhang mit einem Essay des ehemaligen Offiziellen des US-Finanzministeriums und der US-Notenbank, Edwin M. Truman (in dem er sich dafür aussprach, dass die Vereinigten Staaten ihre Goldreserven verkaufen sollten – siehe: http://www.gata.org/node/9150), sagte Powell hinsichtlich der diesbezüglichen Interpretation von Rickards:
„Rickards deutet Trumans Essay so, dass das Polit- und Finanz-Establishment der USA nicht an die Verwendung von Gold denkt, um eine gewisse Stärke des Dollars wiederherzustellen, und als Folge wird der Dollar kollabieren – und die Rückkehr des Weltwährungssystems zum Gold wird chaotisch, anstatt rationa ablaufen.
Vielleicht, aber das bedeutet, Trumans Essay als bare Münze zu nehmen und nicht als die manipulative Desinformation, die die meisten offiziellen und halboffiziellen Kommentare über Gold seit vielen Jahren gewesen sind.
In jedem Fall hat Rickards auch bemerkt, dass seine Goldreserven die Vereinigten Staaten zu einer Gold-Supermacht macht, und das um so mehr, da die Vereinigten Staaten der Verwalter für die Goldreserven von vielen anderen Ländern sind, die, so sagt er, bei der Verfolgung der US-Politik beschlagnahmt werden könnten.
Rickards rühmt GATA für die Dokumentation, wie die Regierungen schon lange den Goldpreis unterdrückt haben, glaubt allerdings, wie unter anderem auch der Marktanalyst Stewart Thompson, dass die US-Regierung Gold nunmehr als dem besten Mechanismus für die Abwertung des Dollars gegenüber den Währungen seiner Handelspartner steigen lassen will.“
Auf die Frage nach den deutschen Goldreserven hat uns Dimitri Speck, der Autor des Buches „Die geheime Goldpolitik“ (www.geheime-goldpolitik.de), dieses Kreisdiagramm aus seinem Buch geschickt:
Peter Boehringer, Vorstand der Deutschen Edelmetall-Gesellschaft e.V., reagierte auf Jim Rickards Aussagen dergestalt:
„Es ist kein Geheimnis, dass der Großteil des staatlichen deutschen Golds nicht in Deutschland ist (und das seit den 1960er Jahren nicht mehr war, als Deutschland das meiste Gold durch seine Handelsüberschüsse verdient hatte), sondern in New York und London, und ein wenig auch in Paris. Die Bundesbank selbst hat diesen Teil der Geschichte auch mehrmals bestätigt – und diese Lagerungspolitik damit ,verteidigt‘, dass dies ,aus Gründen der Handes-Bequemlichkeit und des historischen Lagerungsbrauchs‘ durchgeführt werde.
Soweit [nur] DEUTSCHLANDS Gold betroffen ist, reden wir aber von bis zu 3.400 Tonnen, nicht von 6.000.
Bezüglich Jim Rickards ,kreativen‘ Idee, dass die USA dabei sind, einen offiziellen Gold-Standard und neuen Gold-Dollar umsetzen: Nun, ich bin mir da nicht so sicher – denn erst kürzlich haben wir einen Obama-Claqueur gehört, der für einen offiziellen Verkauf des US-Golds eintrat:
was dieser Spekulation etwas widerspricht. Tatsächlich glaube ich, dass Leute wie JPM in verzweifelter Not sind, ihre Short-Positionen zu decken, und deshalb würden sie einen Verkauf dieser Tonnage an sie begrüßen – was wiederum die USA davon abhielte, einen Goldstandard aufgrund von „Materialmangels“ einzuführen.
Aber nehmen wir mal rein zum Zweck der Argumentation an, dass Jim Rickards Bemerkung valide ist: In diesem Fall müssten die USA sich sehr schnell bewegen, denn wenn China weiterhin heimlich Gold zusammenkauft, dann könnte es in einer zukünftigen Welt auf Gold-Dollar-Basis an einem bestimmten Punkt ebenfalls seinen eigenen Gold-Yuan einführen. Russland und einige andere Gold kaufende Nationen könnten sehr bald das Gleiche tun. Ebenso sollte man nicht vergessen, dass in diesem Fall die Schweiz, Italien und Frankreich wegen ihrer hohen Pro-Kopf-Gold-Verhältnisse auch über Nacht Supermächte wären. Deutschland wäre es nicht – aus den oben genannten Gründen…
Meine Gedanken so weit sind: Jim spekuliert hier – eigentlich würde ich es das Wunschdenken eines Goldbugs nennen. Man kann es nicht ausschließen. Aber die USA müssten sich schnell bewegen, um als Gewinner aus diesem Spiel hervorzugehen. Die großen Gewinner wären die Gold-Supermächte hinter JPM & GS, alle Goldbugs, alle GoldMoney-Kunden, und natürlich alle künftigen SPARER in der Welt, die – nach 30 + Jahren – endlich wieder eine stabile Währung hätten, um sparen zu können. Obama hingegen müsste einen Weg für seine Nation finden, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu leben und den ,keynesianische Papiergeld-Standard‘ loszuwerden, der derzeit 50% der Aufwendungen des US-Bundeshaushalts [1,5 Billionen $ per annum] bereitstellt… Ähnliches gilt für fast alle anderen westlichen Nationen auch.“
Noch einmal Max Keiser: „Bitte beachten Sie, dass Rickards sagt, dass die USA alles ausländisches Gold, dass sie auf Kaution halten, requirieren könnten – 6.000 Tonnen (zusätzlich zu den 8.000 Tonnen in Fort Knox) – einschließlich des deutschen Golds, aber die genau Tonnage pro Staat wurde von Rickards nicht benannt. Basierend auf der oben gegebenen Analyse würde die deutsche Komponente rund 66% der rund 3.400 Tonnen sein, die von Deutschland ,gehalten‘ werden.“
Und hier ist das Transkript von Jim Rickards auf Eric Kings „King World News“ (Hervorhebung von Max Keiser):
„Ich denke, dass sich der Papier-Dollar auf dem Weg zum Zusammenbruch befindet, aber das bedeutet nicht das Ende der Vereinigten Staaten oder der Macht der Vereinigten Staaten. Was wirklich, wirklich interessant für mich ist: die Vereinigten Staaten sind eine großartige Gold-Macht. Sie wissen, wir reden nie darüber, weil niemand über Gold sprechen will, ich meine, niemand in offizieller Funktion. Aber wenn Sie von der Welt in Bezug auf Ölreserven denken, und die Leute haben das in den letzten dreißig Jahren viel getan, und über die Rolle der OPEC und so weiter – dann wird die Welt in diejenigen unterteilt, die Öl produzieren, und diejenigen, die Öl verbrauchen. Sehr viele Besorgnis wurden der Ölindustrie und die Bewegung des Öls auf der ganzen Welt gewidmet. Nun, ich denke über Gold in der gleichen Weise. Und sehr wenige Menschen haben das jemals getan. Aber wenn Sie damit beginnen über die Welt im Gold-Bereich statt im Öl-Bereich nachzudenken, werden Sie sehr schnell realisieren, dass die Vereinigten Staaten das Saudi-Arabien des Golds sind. Wir haben über 8.000 Tonnen. Und das ist mehr als jedes andere Land hat. Das Euro-System hat 10.000 Tonnen. Dies sind die metrische Tonnen, nebenbei bemerkt. Das Euro-System hat 10.000 metrische Tonnen. Aber das ist ein Konsortium aus 16 Mitgliedern, 16 Zentralbanken, das heißt also Spanien, Italien, Deutschland, Niederlande und eine Reihe anderer Länder. Es befindet sich nicht alles in den Büchern der Europäischen Zentralbank. In der Tat befindet sich relativ wenig in den Büchern der EZB, das meiste davon ist in den nationalen Schatzkammern dieser Länder. Aber gemeinsam, wenn sie als Einheit zu handeln gedenken, unter dem Banner einer Währung, dem Euro, so haben sie 10.000 Tonnen haben, so dass sie eine Gold-Supermacht sind. Russland steht verzweifelt knapp mit Gold da. China steht knapp mit Gold da. Indien und Brasilien sind recht lächerlich. Japan und Großbritannien sind ebenfalls recht lächerlich. Keines dieser Länder verfügt annähernd über das Gold, das sie benötigen, um ihre Geldmenge zu unterstützen. Also sind die USA genauso eine Gold-Supermacht, wie sie eine Militär-Supermacht sind, und wir sind auch eines der zehn größten produzierenden Länder in der Welt, wir produzieren rund 200 Tonnen pro Jahr von einer insgesamten Weltproduktion, die etwas über 2000 Tonnen beträgt. Somit produzieren wir fast 10% der Weltproduktion. Also sind wir ein bedeutender Produzent und einer der größten Gold-Anhäufer.
Und zusätzlich zu diesem Gold gibt es auch noch über 6000 Tonnen von offiziellem ausländischem Gold, das in den Vereinigten Staaten gelagert wird und das wir jederzeit konvertieren könnten, wenn wir es wollten. Wenn sich das Gold bei der Federal Reserve Bank of New York befindet, könnten die Vereinigten Staaten sich das einfach sichern. Wir konnten einen Militärkonvoi dorthin schicken und es nach West Point oder einen anderen sicheren US-Standort bringen – und dann den Europäern schlicht eine Quittung geben. So konnten wir unser Goldangebot auf über 14.000 Tonnen sehr, sehr schnell aufstocken. Wir sind also eine Gold-Supermacht.
In gewisser Weise könnte es sich die Fed erlauben, den Papier-Dollar in den Müll zu werfen oder zumindest herum zu experimentieren und das Wegwerfen des Papier-Dollar riskieren, denn wenn der Papier-Dollar zusammenbricht, könnte wir ziemlich leicht zum Gold zurückkehren. Aber der Rest der Welt kann es nicht, insbesondere dann, wenn wir ihr Gold übernehmen.“
Quelle:
[1] vergleiche Lars Schall: „Deutsches Gold in USA?“, veröffentlicht auf chaostheorien.de am 15. August 2009 unter: http://www.chaostheorien.de/artikel/-/asset_publisher/haR1/content/deutsches-gold-in-usa?redirect=%2Fartikel