Besucher-Tauschbörsen: Wie jeder seine Besucherzahlen beliebig hochtreiben kann
Die Anzahl von Besuchern und Seitenaufrufen auf Seiten im World Wide Web erzeugt die Hierarchie in der Welt des öffentlich zugänglichen Internets. Doch die Stellung im Netz entscheidet auch sehr realwirtschaftlich über Ansehen, Image, Verträge, eine Menge Geld letztlich über den eigenen Lebenslauf. Das Dumme dabei ist: es ist alles nur Betrug. Ein Fake. Eine Manipulation, die wie im restlichen herrschenden Medien- und Wirtschaftsapparat die Betrüger, Ausbeuter und Nichtstuer reich belohnt. Nötig dazu sind nur ein paar Insider-Informationen.
Nach diesem Artikel werden es keine mehr sein.
Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Besuchertausch ist legal. Das war er schon immer. Und streng genommen kommen mit diesem Prinzip tatsächlich reale Besucher auf die eigene Webseite, Tausende innerhalb von Stunden. Aus dem Wikipedia-Eintrag:
„Es gibt automatische und manuelle Besuchertausch-Systeme.
Bei beiden Systemen wird dem User im oberen Teil seines Browsers eine sogenannte ‚Surfbar‘ angezeigt. Das ist ein statischer Bereich, in dem ihm z. B. der Status seines Accounts angezeigt; oft werden dort auch Werbebanner eingeblendet. Im unteren Teil wird eine oder mehrere WebSite/n eines der anderen Teilnehmer angezeigt.
Bei manuellen Systemen muss der User/Surfer nach einer festen, vorgegebenen Zeit (oft 15, 20, oder 30 Sekunden, je nach Anbieter) einen Link oder Button klicken, damit ihm die nächste WebSite angezeigt wird. Dies bedingt, dass der User vor dem PC sitzt, und so wenn vielleicht auch nicht immer gewollt, dann aber doch gezwungen, die eine oder andere Seite sieht.
Bei automatischen Besuchertausch-Systemen muss der User nichts klicken. Nach Ablauf der vorgegebenen Zeit wird automatisch die nächste WebSite angezeigt. Dieses automatische System verleitet natürlich dazu, die Surfbar über Stunden (oft auch Nachts) unbeaufsichtigt laufen zu lassen. Immerhin erhält man mit jeder WebSite, die angezeigt wird (die man aber nicht notwendigerweise selbst ansehen muss) einen Punkt, den man gegen eigene Werbung eintauschen kann…
Bei einigen größeren Systemen wie eBesucher hat sich mittlerweile eine feste, virtuelle Währung anstelle der Punkte gedrängt die man gegen andere Währungen tauschen kann. Somit ist es möglich indirekt durch eBesucher und ähnliche Systeme zu verdienen. Durch die Funktion des Punktetransfers zu anderen Usern den auch kleinere Systeme bieten kann man sich für kleinere Dienstleistungen usw mit der Währung bezahlen lassen. Durch die externen Schnittstellen der größeren Seiten lassen sich die Punkte auch auf andere Seiten transferieren und in sogenannten Wechselstuben umtauschen.“
Angesichts der Brisanz dieses Themas, ist es nur auf den ersten Blick merkwürdig, dass der Begriff „Besuchertausch“ derzeit in Google News nicht ein einziges Mal auftaucht. Es gibt nur wenige, sehr wenige Autoren oder Webseiten, die sich überhaupt offen zum Thema Besuchertausch äußern und praktisch keine, die an dem ganzen System dieses lukrativen Alchimismus Kritik übt. Einer der wenigen kritischen Einträge zu diesem Thema findet man auf bmmh.de, keiner Webseite für den Super Seo mit Visitenkarte oder VIP bei republica, nein, aber mit ehrlichen Worten zur Sache:
„Nun, mir ist nur folgendes eingefallen; man möchte „anderen“ (echten Besuchern) suggerieren, das die eigene Seite extrem frequentiert ist. Warum möchte man das wohl tun? Welchen Sinn könnte es dafür geben? Nun, stellen Sie sich doch mal vor, Sie wollen für Ihre Seite Werbung anbieten. Dann müssen Sie die sog. „Mediadaten“ offen legen. Bei einer Internetseite besagen diese, wie viele „Besucher“ (ja richtig, echte Besucher!!!) diese Seite hat. Wenn Sie hier hohe Zahlen präsentieren können, können Sie sicherlich dem einen oder anderen Werbetreibenden auch bewegen, Werbung zu schalten…..oder?
Und was ist das dann? Ist das nicht BETRUG? Könnte sein. Ich denke schon. Entscheiden Sie selber. Denn dem Werbetreibenden wird doch etwas versprochen, was Sie gar nicht bieten können, nämlich „echte Besucher“, die auf die Werbegrafik oder den Werbelink des Werbebuchenden klicken sollen. Der Werbebuchende hat sein Geld also zum Fenster raus geworfen….
…was meinen Sie, ob das der Werbetreibende gut findet?“
Ich meine: welcher Werbetreibende lässt sich denn die „Mediadaten“ zeigen? Welche Chance hat irgendein ehrlicher Autor Werbeverträge von Idioten zu bekommen die das Alexa Ranking checken, wenn er hier sieht, dass man 100.000 „Besucher“ für 3.99 bekommt und er zufällig weiss, dass man woanders vielleicht 12 Euro bezahlen muss, die aber anonymisieren kann, damit nicht auffällt dass die von einer Besucher-Tauschbörse kommen?!
Dazu kommen die vielen anderen lukrativen Möglichkeiten durch Besucher-Tauschbörsen mit Nichts Geld zu machen. Eine davon ist der schwunghafte Handel mit Besucherzahlen. Ein Industrie-Portal z.B. kauft sie bei der einen Seite auf und verkauft sie auf dem eigenen Portal dann teurer weiter. Oder eine bestimmte Webseite, oder ein bestimmter Regisseur, oder ganz andere Leute pimpen einfach ein bestimmtes You Tube Video, wuchten es in die Video Charts, platzieren ihre Künstler, oder kassieren einfach als You Tube Partner die Einnahmen durch Werbeeinblendungen.
Und die bekannten Börsen für Besuchertausch sind nur die offen betriebenen Systeme, in die sich noch jede Seite einklinken kann. Wenn man nun das einfache Prinzip des Besuchertausches begriffen hat, dann ist höchstwahrscheinlich anzunehmen dass exorbitante Sprünge im Alexa Ranking gewisser neokonservativer Webseiten zu ein- und demselben Zeitpunkt ganz andere Hintergründe haben als den plötzlichen gemeinsamen Geistesblitz ihrer geistig so übervorteilten LeserInnenschaft.
Ich meine, leider, dass unser ganzes Finanzsystem so gestrickt ist, dass Geld stets auf „magische“ Art und Weise zu dem zurückfließt der es (erfunden) hat. Genauso sieht es auch mit Besucherzahlen, Seitenaufrufen und dementsprechend mit Werbeverträgen und Geschäftsmöglichkeiten im Internet aus. Es gibt keinen „Wettbewerb“. Es gibt keine „Marktwirtschaft“, keinen fairen Wettbkampf der Ideen oder Leistungen. Das ist alles nur ein Witz. Die gesamte Hierarchie in der Internet-Welt ist genauso auf Betrug durch die Schwächeren, Dümmeren, Gemeineren, Skrupellosen, Gierigen oder einfach nur Privilegierten geschaffen, wie der gesamte Kapitalismus, der sofort auseinander fliegen würde wenn die Besten gewinnen.
George Orwell hat einmal geschrieben:
„Eine herrschende Gruppe ist so lange eine herrschende Gruppe, als sie ihre Nachfolger bestimmen kann”
“A ruling group is a ruling group so long as it can nominate its successors”
Schauen Sie sich jetzt mal die Rangliste der „100 besten deutschsprachigen Seiten“ auf Seitwert.de an. Wie kommt es nun, dass ausgerechnet diese Seiten „die Besten“ sind? Welche dieser Seiten entstammt nicht dem Establishment, hat keine Kapitalgesellschaften, Verzeihung, „Investoren“ oder einflußreiche Paten im Hintergrund und welche dieser Seiten stellt die ungeschriebenen Gesetze der Macht und ihrer Privilegien in Frage, die zwischen den Zeilen der tatsächlichen Gesetze wirken und die in Wirklichkeit die Gesellschaft beherrschen?
Genauso wie im Sport das Doping eine Wettbewerbsverzerrung und damit ein Betrug ist, hebt durch die Börsen für Besuchertausch die eine Webseite durch bloßes Nichtstun ab nur weil sie von Onkel Dagobert den richtigen Tipp bekommen hat (und steigt z.B. im Google Ranking auf 1, nein, Minus 2 mit Sternchen), während gleichzeitig der naive Schreiberling sich jahrelang den Rücken krumm schreibt, lauter gutes Zeug, vielleicht den einen oder anderen Schurken zum Rücktritt zwingt, aber eben nicht weiß, was das hinter den Kulissen läuft, nur weil Myraden von blöden Technikern es ihm nicht sagen können und hinterlistige Kollegen es ihm nicht sagen wollen. Derweil dürfen sich dann die Internet-Promis – reich beschenkt ob ihrer durch Nichtstun hochgepimperten Seiten – in aller Ruhe über Arme, „Freaks“ und das digitale Kreativproletariat lustig machen, das wirklich arbeitet und realen Inhalt kreiert, aber nie auf einen grünen Zweig kommt, weil es einfach keine Werbeeinnahmen „generiert“.
Es ist mir vor diesem Artikel gedroht, nein, versprochen worden, dass sich aus diesem Artikel negative Konsequenzen nicht nur für mich, sondern ausgerechnet für die unabhängigen Medien ergeben würden – weil nun nämlich jeder Spinner, jede Sekte und alle Nichtstuer diese Möglichkeit die eigenen Zahlen hochzutreiben nützen würde. Meine Antwort darauf war: genau das passiert doch gerade.
Ich habe genau das Gleiche schon einmal in der Musikindustrie erlebt. Ich habe erlebt, wie die Schlechten, die Schlechtmenschen, die Miesen, die Abgefeimten, die Nutten und Stricher den Reibach gemacht haben, für eine kurze Zeit, um dann von der Industrie und der ganzen Maschinerie von Profiteuren – die sich alle wie die Vampire an den Künstler hängen – wieder weggeworfen zu werden, nachdem sie ausgesaugt waren. Wir alle mussten das mit ansehen und manche wurden dadurch so zerstört, dass sie fortab genau solche Leute als Vorbild hatten. Mit Kunst, mit Musik, mit Seele und Charakter hatte das alles nichts zu tun. Das wurde – und wird bis zu diesem Augenblick – den Menschen nur vorgeheuchelt. Alles ist nur ein Spiel, ein dreckiges Spiel, in dem einer derjenigen gewinnt, die das meiste Geld haben. Nur dieser kleine Schaukampf der Vampire ist noch übrig, das Würfelspiel mit den Lebensläufen der Kunstproletariern.
Ich will und werde mir das nicht noch einmal anschauen, sondern in der kleinen Welt der unabhängigen Medien im Weltinformationsnetz meinen Anteil dazu leisten, dass wir unabhängig bleiben und nach wie vor den Menschen das sagen, was wir wissen und was sie wissen müssen, um zu verstehen was mit ihnen gemacht wird. Und falls Sie interessiert, lieber Besucher: ich tausche Sie mit niemandem. Ich mache hier nur das Licht an und seh zu wie es um mich herum anfängt zu rauchen und panisch zur Seite krabbelt.
Sollen sich jetzt ruhig Dutzende, vielleicht Hunderte von Autoren, Seitenbetreibern, Journalisten einfachen Schreibern mit ihren Portalen in die Besucher-Tauschbörsen einklinken. Dann wird sich die ganze Farce dieser Hierarchie „der Besten“, der „Beliebtesten“, hach, der Prominenten der Internet-Welt offenbaren. Jeder muss wissen, jeder Internet-Nutzer muss das wissen, dass dieses ganze „Ranking“, diese ganzen Statistiken, dieses Alexa hier und Topliste da, dieses Geprotze und Geblödel auf dem Mittelstandsbauch der Promi-Blogger, dass all das was sich von der realen Welt des Kapitalismus in die Cyberwelt gespiegelt hat, auch nur nichts ist als eine vorgegaukelte Tour de France der Vampire, in der derjenige gewinnt, der am besten Blutdoping betrieben hat.