Bundesländer sollen Strahlenmüll zurücknehmen – Keine Vorfestlegung auf Gorleben
Deutscher Atommüll aus den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague (Frankreich) und Sellafield (Grossbritannien) soll nach einem neuen Konzept von Greenpeace künftig an AKW-Standorte in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen gehen. Im niedersächsischen Gorleben darf kein weiterer Atommüll deponiert werden. Jeder neue Transport in das Zwischenlager Gorleben erzeugt weiteren Druck, den Salzstock Gorleben als Endlagerstandort festzulegen, ohne Rücksicht auf seine Untauglichkeit.
Die unabhängige Umweltorganisation Greenpeace fordert erneut, den Endlagerstandort Gorleben aufzugeben. Es muss eine ergebnisoffene vergleichende Standortsuche nach internationalen wissenschaftlichen Standards beginnen. Im November soll der nächste Castor-Transport mit hochradioaktivem Atommuell von La Hague nach Gorleben rollen.
„Der bevorstehende Castor-Transport muss ausgesetzt werden, um in Gorleben keine weiteren Tatsachen zu schaffen“, sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. „Solange es keinen geeigneten Endlagerstandort gibt, ist es nur gerecht, dass die Hauptverursacher von Atommüll ihren Anteil an der Entsorgung übernehmen. Diese Bundesländer dürfen sich nicht aus der Verantwortung stehlen und ihren hochgefährlichen Müll in Niedersachsen abladen.“
Nach einem internen Arbeitsbericht der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) hat Niedersachsen nur 20 Prozent des in La Hague verarbeiteten atomaren Mülls geliefert, die drei südlichen Bundesländer zusammen 60 Prozent. Insgesamt stammt mehr als die Hälfte (53 Prozent) des in Frankreich und Grossbritannien verarbeiteten atomaren Mülls aus den Atomkraftwerken in Bayern, Baden-Wuerttemberg und Hessen. Greenpeace schlägt vor, den anstehenden Castor-Transport statt nach Gorleben ins Zwischenlager am baden-württembergischen Atomkraftwerk Philippsburg zu schicken.
Transport allein auf der Schiene birgt weniger Risiko
Ein Transport in die Zwischenlager Isar (Bayern), Philippsburg (Baden-Wuerttemberg) und Biblis (Hessen) birgt zudem weniger Risiko. Er könnte allein auf dem Schienenweg erfolgen, das gefährliche Umladen auf öffentliche Strassen würde vermieden und die Transportstrecke kürzer. Um auch hochradioaktiven Atommüll in Zwischenlagern an den Atomkraftwerken
lagern zu können, benötigen die Betreiber eine Genehmigung für die betreffenden Lager und müssen eine sogenannte Kalthantierung mit den entsprechenden Behältern durchführen.
Nach den GRS-Listen stammen 46 Prozent des nach Frankreich und Grossbritannien exportierten Atommülls aus E.ON-Kraftwerken, 23 Prozent von RWE, 20 Prozent aus den AKW von EnBW und 9 Prozent von Vattenfall.
Deutschland muss 302 Grossbehälter aus den Wiederaufarbeitungsanlagen zurücknehmen.