Soldaten aus Irland als Rambos im Indischen Ozean
Der Inselstaat im Indischen Ozean wird von westlichen militärischen Aktivitäten überflutet, ist der doch ein strategischer Punkt zur Kontrolle der wichtigsten Routen der Handelsschiffahrt und der angrenzenden Anrainerstaaten. Selbst die Bundeswehr hat ein Mandat vom deutschen Parlament erhalten, in diesen Gewässern für die globale „Ordnung“ zu sorgen.
Begründet werden diese Aktivitäten mit dem ausgeleierten Satz, damit die „al-Quaida“-verbandelten somalischen „Seeräuber“ zu bekämpfen, weil diese stets nur aus diesem Land an der afrikanischen Ostküste mit ihren Gummibooten ausschwärmen sollen. Mit den ferngesteuerten Drohnen aus den Vereinigten Staaten von Amerika auf den Seychellen macht sich so etwas besonders gut, die in somnambulischer Manier ein Treffen mit den Geistern der Meere arrangieren und dort zu diesem Zweck stationiert worden sind.
Diese pirateriesken Horrorgestalten sind magische Wesen aus einer unbekannten Welt, denn sie bringen demjenigen, der sie sucht, einen prall gefüllten Beutel mit Münzen – ganz gleich, ob er sie zu Gesicht bekommt oder auch nicht.
Im Sog der US-Streitkräfte und ihrer Verbündeten sammeln sich wie seit Jahrtausenden üblich allerlei zwielichtige Gestalten, denn Krisen- und Kriegsgebiete bieten neue Einnahmequellen, die so effektiv abschöpfbar in routinierten Abläufen nicht möglich sind. Die Waffenverkäufer können eine endlose Ode davon singen.
Diesen Verlockungen konnten auch einige irische Soldaten nicht widerstehen und jetteten im Urlaub schnell auf die Seychellen und liessen sich dort als Söldner von privaten Sicherheitsfirmen mit lukrativen Verträgen und für gutes Geld anheuern, die dort seit einiger Zeit wie die Fliegenpilze aus dem warmen Inselsand spriessen.
Der irische Verteidigungsminister Tony Killeen prüft nun diese Fälle dieser nebenberuflichen Tätigkeit mit der unerhörten Verletzung soldatischer Pflichten seines Landes seit Monaten, die zum Pech der „Desertierten“ nicht verborgen geblieben waren. Besonders schwerwiegend fällt ihre kriminelle Energie und Organisationstalent ins Gewicht, denn diese irischen „Urlauber“ waren an illegalen Waffenkäufen auf dem Schwarzmarkt in Südafrika für eine Gruppe auf den Seychellen beteiligt – ohne Waffen und Munition geht nun mal rein gar nichts in dieser Schattenbranche. Auf den aus ca. neunzig Inseln bestehenden Staat Seychellen haben sich auch viele irische Sicherheitsfirmen angesiedelt, um die Wasserstrassen nach „somalischen Piraten“ mit ihrer „zunehmenden Bedrohung der Sicherheit“ zu durchforsten.
Die irische Militärpolizei, der irische Geheimdienst G2 und Juristen sind mit der Untersuchung beschäftigt – einer der in Überssee beteiligten Soldaten ist ein Unteroffizier, Offiziere waren nicht verwickelt, hiess es. Die Aktivitäten der Sicherheitsfirmen selbst, bei denen die „Soldaten im aktiven Dienst“ angeheuert hatten, sind nicht Gegenstand der Ermittlungen, die viele ehemalige Angehörige der Armee beschäftigen. Bisher gäbe es noch keine Hinweise darauf, ob die externe Firma gardai, das Auswärtige Amt oder die Revenue Commissioners beteiligt waren, aber das könne sich im Laufe des noch nicht abgeschlossenen Verfahrens ändern, meinte die irische Zeitung Indepentent am 24.Oktober. Die Ermittlungen laufen seit mindestens dem 24.März diesen Jahres.
Verteidigungsminister Killeen hoffte: „Ich erwarte in Kürze einen ausführlichen Bericht über diese Untersuchung zu erhalten“, und fügte hinzu, dass diese durch die Hinweise des Abgeordneten Joe Higgins im März eingeleitet wurden.
„Um sicherzustellen, dass das Ergebnis der Untersuchung oder die Folgemassnahmen, die daraus entstehen können nicht in irgendeiner Weise beeinträchtigt wird, wäre jeder weiterer Kommentar von meiner Seite an dieser Stelle unangebracht“, sagte der Minister und beantwortete damit die Fragen von Labour-Chef Eamon Gilmore und dem Abgeordneten Martin Ferris von der irisch-republikanischen Partei Sinn Fein.
Die Streitkräfte teilten mit, wenn ein Mitglied ausserhalb des Dienstes eine Beschäftigung ausübt, „die geeignet ist, sich als schädlich für das Wohl der Dienstleistung herauszustellen, können Massnahmen ergriffen werden, um diese zu beenden oder den Umfang einer solchen Beschäftigung einzuschränken.“ Nach dem Ermessensspielraum der Armee können den Soldaten während einer beruflichen Pause oder bei einem Sonderurlaub ohne Bezahlung Freistellungen für „häusliche Pflichten, Weiterbildung oder Auslandsreisen gewährt werden.“
Es ist unklar, ob und welche Disziplinarmassnahmen ergriffen würden, wenn die Untersuchung ergibt, dass ein Verfahren gegen dienende Soldaten eingeleitet werden muss. Der Chef der militärischen Staatsanwaltschaft behält sich vor, ob ein Fall vor einem Kriegsgericht strafrechtlich verfolgt werden könnte.
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