community network – lokale Feldbewässerung in Indien

Selbsthilfe gegen Abwanderung und Selbstmord der Bauern in Ibrahimpur

Dappu Pulya besitzt mit seinem jüngeren Bruder ein sechs Hektar grosses Stück Land in dem Dorf Ibrahimpur rund 100 Kilometer von Hyderabad im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Bis vor zehn Jahren brachte ihnen die Bewirtschaftung trotz aller Bemühungen nichts als Schulden ein, da sie einen Kredit nach dem anderen für Saatgut, Pestizide und Düngemittel aufnehmen mussten und dazu der Monsum zu spät kam oder zu wenig Regen gefallen war. Die Brüder investierten das restliche Geld in zwei Brunnenbohrungen, die ohne Erfolg blieben. Daraufhin zogen sie nach Mumbai, um als Bauarbeiter zu arbeiten.

Im Jahr 2000 kehrten sie in ihr Heimatdorf zurück und bezahlten die Schulden ihres Darlehens mit ihrem Verdienst in Mumbai. Sie bohrten einen professionelleren Brunnen, der Wasser lieferte. Im Jahr 2008 fanden sich siebzehn weitere Landwirte mit ihnen zu einem Grundwasser-Sharing-Netzwerk zusammen.

Die Region wurde wegen angeblich unberechenbarer Wetterbedingungen kaum noch landwirtschaftlich genutzt und viele Bauern hatten aufgegeben. Das hierfür propagandahaft der globale Klimawandel herangezogen wird ist so sachlich nicht ganz richtig sondern wohl eher die Abholzung der Wälder, Errichten von Stauseen, die am Unterlauf den natürlichen Lauf der Flüsse verändert haben und weitere Umweltveränderungen auf dem Subkontinent, die durch das letzte Jahrhundert hindurch verstärkt das lokale Klima beeinflusst haben.

In dem Netzwerk sind inzwischen Besitzer von sechs Brunnen und zwölf Landwirte ohne diese eigene Wasserversorgung vereinigt, die das Wasser über ein Netz von Kanälen verteilen und zusammen in einen gemeinsamen Fond zur Aufrechterhaltung des Systems einzahlen. Das bewirtschaftete Gebiet umfasst 45 Hektar Ackerland, die Landwirte haben einen durchschnittlichen Landbesitz von zwei bis drei Hektar. Die Aufteilung der Einzahlung in diesen Topf sieht vor, dass Bauern ohne Brunnen 1000 Rupien (22 Dollar) pro Hektar und Jahr einzahlen und die Brunnenbesitzer geben 200 Rupien (4.50 Dollar) zur Aufrechterhaltung des Systems mit den Pumpenmotoren, die häufig wegen der unzuverlässigen Stromversorgung ausfallen oder weil sie Schlamm und Sand ansaugen.

Die sechs Brunnen sind durch ein 1,6 Kilometer langes Rohrnetz mit 18 Wasseranschlüssen, gleichmässig über die 45 Hektar verteilt, verbunden. Sprinkleranlagen – die nur für die Winter- oder Trockenzeitkulturen eingesetzt werden, haben sich als besonders erfolgreich und schonend erwiesen. Früher wurden die Felder zeitweise geflutet.

„Mit den Sprinklern hat sich unser bisheriger Ertrag von Erdnüssen von 20 bis 30 Beutel pro Hektar verdoppelt“, sagte Pulya. „Als das Wasser in der Vergangenheit gepumpt wurde, hat es in sieben Stunden nur einen halben Morgen geflutet. Mit dem Sprinkler ist es leicht, einen ganzen Hektar zu bewässern.“

Jeder der beteiligten Bauern hat jetzt eine zweite Ernte an Erdnüssen im Jahr. In der winterlichen Vegetationsperiode pflanzen oder säen die Bauern Früchte wie Erdnüsse, die einen geringeren Anspruch an Wasserbedarf haben. Acht Tage lang werden die Kulturen mit dem Sprinklersystem bewässert und werden in dem dreimonatigen Zyklus bis zur Ernte durch die gelegentlichen Niederschläge versorgt.

Die Bauern haben ihr Wassernetzwerk „Duddalam Jalu“ genannt, das in der Sprache des Lambada-Stammes von Pulya „Göttin des fließenden Wassers“ bedeutet.

„Solche Community Networks-Verbindungen in der Herausforderung der Wasserkrise bieten nicht nur die Garantie in die Investitionen der Bohrungen und für den Eigentümer, sondern auch die Bereitstellung der Bewässerung für diejenigen, die keinen Zugang zum Grundwasser haben.

Dies wird zu einem umfassenden Schutz der Lebensgrundlagen sowie zur Gewährleistung der Ernährungssicherheit führen“,

sagte Suresh Kosaraju, Direktor des Watershed Support Services and Activities Network (WASSAN), eine in Hyderabad ansässige Non-Profit-Organisation.

Kummiti Kumaraswamy Reddy, ein führender Feldforscher bei WASSAN sagte, dass es nicht leicht war, die Bauern zur Teilung des Wassers und der Kosten an den Bohrungen und Brunnen zu überzeugen. Über ein Jahr hätten sich die Verhandlungen hingezogen. Weitere Brunnen werden auf dem 45 Hektar grossen Gebiet nicht zugelassen, um ein Versiegen der vorhandenen durch das Absinken des Grundwasserspiegels zu verhindern.

Nach Angaben des India‘s National Crime Records Bureau wurden im Jahr 2008 2100 Landwirte in Andhra Pradesh in den Selbstmord getrieben, nachdem sich ihre Schulden angehäuft hatten ohne das eine Aussicht auf eine Verbesserung der Lage bestanden hätte.

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Quelle: http://www.alertnet.org/db/an_art/60167/2010/10/2-104242-1.htm

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