Wer bin ich? Wer bin ich wirklich für die fetten Geldbonzen-Säcke?
Wenn Sie Schwierigkeiten mit der eigenen Einschätzung Ihrer Persönlichkeit haben und Sparkassenkunde bei der Hamburger Sparkasse Haspa sind, haben Sie es gut. Denn dort wurde von Ihnen kostenlos ohne Ihr Wissen ein Profil erstellt wer Sie wirklich sind und was Sie schon immer gern haben oder tun wollten – und wird Ihnen so gezielt von den Vertretern „Anlagevermögen“ aufgeschwatzt.
In sieben Kategorien hat man die Kunden eingeteilt. Wenn Sie sich eingebildet haben, ein flotter Abenteurer oder unwiderstehlicher Casanova zu sein, werden Sie enttäuscht sein, ertappt, erkannt und als angepasster Disziplinierter oder langweiliger Besitzstandsbewahrer bzw. Geizhals abgestempelt zu sein.
Die Sparkassen-Palette der menschlichen Eitelkeiten reichen von Disziplinierter, Bewahrer, Toleranter, Geniesser (wie schön), Hedonist, Performer bis hin zum Abenteurer.
Ärgern Sie sich nicht. Mit dieser Einordnung, um die Kunden gezielt psychologisch durch die Vertreter zum Investieren anhand ihres Charakterverhaltens zu veranlassen, ist nun Schluss und Sie brauchen sich nicht mehr vor dem besser abgeschnittenen Nachbarn schämen.
„Unsere Berater begleiten ihre Kunden in der Regel über einen langen Zeitraum und kennen sie sehr gut. Dabei werden auch die unterschiedlichen Serviceansprüche und Wünsche der Kunden berücksichtigt“, aber eine Schubladeneinordnung hätte nie stattgefunden, sagte eine Sprecherin der Sparkasse, nachdem die Kategorisierung ruchbar geworden war.
Nach Angaben von NDR info hat die „Mammut-Sparkasse“ versprochen, dass jetzt alle mit dem System gewonnenen Erkenntnisse in allen Systemen gelöscht würden.
„Wenn ich mir die Unterlagen anschaue, dann finde ich das, ehrlich gesagt: ekelhaft.“ , sagte Edda Castelló von der Hamburger Verbraucherzentrale.
Wenn es interessiert, mit welchen raffinierten psychologischen, jedoch auf keinen Fall überraschenden Schleimereien die Kundenberater ihren anvertrauten Kunden um den Bart strichen, darf sich das entsprechende Vorgehen dazu auf der NDR info-Galerie hier anschauen. Zu jedem Typ wurde ein Gesprächsprofil empfohlen, wie man ihn anspricht, wie man ihm gegenüber auftreten soll und welche Produkte zu ihm passen, die ihm gezielt angeboten werden.
Beim Performer z.B. soll der Berater gezielt auf verstärkten e-Mail-Verkehr setzen, das wirkt hochkompetent in der neuen Informationsgesellschaft und man soll bei diesem Typen nicht die Freundlichkeit übertreiben.
Der Disziplinierte ist so bar aller Spontanität, dass man bei dem emotionale Gefühle ausser Betracht lassen soll, dass wäre wie Perlen vor die Säue geworfen. Als Key-Worte soll man immer zu ihm sagen, das ist „korrekt, hochwertig, geprüfte Qualität“ und so.
Bei dem Geniesser ist die ganze Fantasie des Geldanlage-Beraters gefordert. Bei diesem soll er in bildhaften Argumenten ausmalen, welche Genüsse ihn mit der angelegten Rendite erwarten und darf hier ausgiebig schwelgen und schwärmen.
In dem könnte man einen bisher gar nicht bestandenen Wunsch nach einem Maserati erwecken und den entsprechenden Kredit dazu andrehen. Kann er die Raten nicht zurückzahlen, null problemo – der grosse Esel hatte ja dafür sein Häuschen beim genüsslichen Einwicklungsgespräch verpfändet.
Ganz gewiss wird es einen Aha-Effekt in dem Wiedererkennungprozess in der Erinnerung mit dem persönlichen Türklinkenputzer geben. Der ist allgemeingültig und beobachten Sie das nächste Mal Ihren ganz speziellen „Kundenbetreuer“ genau „beim auf‘s Maul schauen“.
Quelle: http://www.n-tv.de/politik/Sparkasse-loescht-Psycho-Profile-article1858951.html