Menschen im Stuttgarter Schlossgarten
Im Sommer diesen Jahres haben die Parkschützer den Schlossgarten besetzt, um die drohenden Baumfällungen für Stuttgart 21 zu verhindern. Daraufhin wurden sie jedesmal sehr zügig und mit zunehmender Brutalität von der Polizei geräumt. Kurz vor dem 30.9.2010 wurden sogar Menschen weggeschleppt, die ungeschützt auf der Wiese saßen, auf dem Boden liegende Planen wurden konfisziert. Die Menschen blieben trotz dieser widrigen Umstände im Park.
Seit geraumer Zeit nun wächst im Park eine kleine Zeltstadt, von der Polizei geduldet. Der Park hat sich dadurch verändert. Einige Parkbewohner unternehmen große Anstrengungen, um die damit einhergehenden Probleme zu lösen, allen voran die Müllbeseitigung.
Tatsächlich wollen viele Menschen, die im Park campieren, den Park vor Abholzung schützen. An einem Tisch bieten einige Engagierte Informationsmaterial der Parkschützer an. Zu den Bewohnern der Zeltstadt gehören dabei auch Menschen, die ohne festen Wohnsitz leben, manche leben seit Jahren im Park. Und es gibt einige Parkbewohner, die mit dem Schutz des Parks nichts am Hut haben. Leider hat sich herumgesprochen, dass die Polizei im Park gerade alles duldet, nicht nur Wetterschutz sondern auch Feuertonnen, Drogen, Gewaltausbrüche etc. Die Kritik der engagierten Parkbewohner an solchen Auswüchsen wird von einigen Nutznießern zunehmend aggressiv beantwortet.
Solange der Park akut von weiteren Zerstörungen durch Baumfällungen und die Vorbereitung der Grundwassermanipulation bedroht war, hat ein Versorgerteam der Parkschützer alle, die den Park durch ihre Anwesenheit schützen, mit Essen und Getränken versorgt. Durch die vielfältigen Aktivitäten der Parkschützer, wie z.B. Aktionstrainings und Blockaden, ist die Bahn jedoch von ihrem ursprünglichen Plan inzwischen abgerückt, alle 282 Großbäume im Mittleren Schlossgarten noch im Jahr 2010 abzuholzen. Nach Einschätzung der Parkschützer besteht im Moment akute Gefahr vor allem durch das Grundwassermanagement. Daher wurde der Versorgerstand vor gut einer Woche vorerst abgebaut.
Die Menschen im Park versorgen sich seitdem selbst. Dies ist möglich, weil nicht nur sehr unterschiedliche Menschen im Park leben, sondern Menschen, die deren Situation erleben, teilweise mit Kritik, teilweise aber auch mitmenschlich reagieren. Essensspenden, vorbeigebrachte warme Decken und andere spontane Hilfe ist für alle Menschen im Park eine Unterstützung. Für die Menschen ohne festen Wohnsitz, die dort leben, ist es Überlebenshilfe.
Die Vesperkirche in Stuttgart wird erst im Januar öffnen. „Dann wird dort, wie in den vergangenen Jahren, die Not von vielen Menschen in Stuttgart sichtbar werden. Durch die aktuelle Situation im Park und die sinkenden Temperaturen ist diese Not jetzt schon für viele wahrnehmbar. Doch die Parkschützer werden dieses Problem nicht lösen können,“ so Parkschützerin Elke Edelkott. „Einige Stuttgarter haben durch die aktuelle Situation gemerkt, wie sehr ihnen der Park am Herzen liegt. Wir würden uns freuen, wenn sie sich ab heute mit uns für die Zukunft des Schlossgartens einsetzen würden, statt für Stuttgart 21 seine Abholzung zu befürworten. Wenn wir nicht jetzt für diesen Schlossgarten kämpfen, ist Müll hier bald kein Problem mehr, dann besetzten Baumaschinen den Platz und dieser Teil des Schlossgartens wird für immer zur Betonwüste, über die sich bestenfalls Skater freuen können.“
Rückfragen an Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer, Tel. 0174-7497868 oder an Carola Eckstein, Tel. 01525-3684818 oder an Fritz Mielert, Tel. 0176-66681817
Presseerklärungen und Hintergrundinfos / Presseportal: www.parkschuetzer.org/presse
Internet: www.bei-abriss-aufstand.de und twitter.com/AbrissAufstand und www.parkschuetzer.org