Wirtschaftsprüfer stellen Kostenprognose der Bahn in Frage
Parkschützer zur 7. Faktenschlichtungsrunde zu Stuttgart 21
Stuttgart: Beim siebten Gespräch zu Stuttgart 21 ging es heute um die Wirtschaftlichkeit von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm.
Akten unter Verschluss
Geißler ermahnte schon in der vorletzten Schlichtungsrunde die Bahn, insbesondere auch die Unterlagen zur Geologie auf den Tisch zu legen – und zwar nicht nur in einem Datenraum in Frankfurt am Main. Conradi erklärte (10:14 Uhr), dass die geologischen Gutachten der Bahn noch immer nur unter Strafandrohung von 500.000 Euro eingesehen werden dürften, falls irgendetwas hiervon innerhalb der nächsten 30 Jahre an die Öffentlichkeit gelänge. Damit wurde eine Auswertung der Daten für die Schlichtung unmöglich gemacht. Die „Betriebliche Aufgabenstellung für die Umsetzung von Netz 21“ (BAST) wurde entgegen der Zusage aus den ersten zwei Schlichtungsrunden noch immer nicht zugänglich gemacht.
Beides bestärkt den Eindruck, dass die Bahn mehr zu verheimlichen hat, als wettbewerbsrelevante Daten.
Risikopuffer fast aufgebraucht
Alle drei unabhängigen Wirtschaftsprüfungsunternehmen (PriceWaterHouse Coopers, Märkische Revision, Susat & Partner, ab 13:07 Uhr) waren sich darüber einig, dass die von der Bahn prognostizierten Einsparungen sehr optimistisch angesetzt seien. Diese Einsparungen sollten die errechneten Kosten der Bahnplaner von ursprünglich 5 Mrd. Euro auf 4,1 Mrd. Euro senken. Werden die Einsparungen nicht in der prognostizierten Höhe erreicht, schrumpft der Risikopuffer, der schon von 1,5 Mrd. Euro auf 480 Mio. Euro gesenkt wurde, noch weiter. Schäfer (Märkische Revision) um 13:46 Uhr: „Der Risikopuffer von 1,5 Mrd. ist im Wesentlichen jetzt schon aufgebraucht.“ Im Klartext heißt dies nichts anderes, als dass jede weitere Kostensteigerung die Sollbruchstelle (Grube, Mappus) von 4,5 Mrd. Euro sprengen wird.
Alle Chancen genutzt, für Risiken blind
Bemerkenswert hierbei ist, dass die Bahn zwar alle Chancen zur Kosteneinsparung mit einrechnet, die Risiken aber fast vollständig unberücksichtigt lässt. Witteler (PWC) fasste dies folgendermaßen zusammen (13:56 Uhr): Die Chancen sind eingerechnet, die Risiken nicht.
Eine interessante Frage ist hierzu auch die der Kosten der zweiten Tunnelröhre am Flughafen, die in den bisherigen Rechnungen nicht berücksichtigt ist. Die Notwendigkeit der zweiten Röhre wurde im Rahmen der Schlichtungen von der Bahn anerkannt.
Rückfragen an Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer, Tel. 0174-7497868 oder an Carola Eckstein, Tel. 01525-3684818 oder an Fritz Mielert, Tel. 0176-66681817
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