Hochinteressante Untersuchung zur frühen Gehirnentwicklung von Säugetieren an der Oxford University offenbarte: Kooperationsbereitschaft führte schneller und viel früher zu mehr „Geist“. (Foto: Paul Englefield/Wikipedia)
Gewollte Vorurteile in die Gesellschaft durch Soziopathen kolportiert:
Der Mensch ist Opfer seiner gewalttätigen Triebhaftigkeit aufgrund der an ihn weiter vererbten Gene seiner Vorfahren und befindet sich im Gegensatz seiner Fähigkeiten des abstrakten Denkens und den daraus resultierenden technologischen Errungenschaften in soziologischer Hinsicht in seinem Verhalten noch im Stadium der angeblich unwirtlichen Steinzeit, in der die Gruppe von jedem Tag aufs Neue um ihr nacktes Überleben gegen Raubtiere, gegen konkurrierende Menschen um die Jagdgründe und um Nahrung kämpfen musste.
Die Sammelleidenschaft wäre ein Beweis dieses Erbes und vor allem Frauen mit ihrer Shopping-Sucht werden hier bevorzugt als klischeebehaftetes Beispiel genannt, die Unmengen an nie von ihnen verwendeten Kleidern, Handtaschen und Schuhen horten würden. Das ist natürlich völliger Blödsinn, denn das dabei erlebte „Glückserlebnis“ beschränkt sich auf den Augenblick des Erwerbs und der überquellende Kleiderschrank zu Hause ist eher ein Grund zur Qual und Reue der Geldverschwendung bei ernsthaft Betroffenen und Ausdruck eines Defizites, eine Ersatzbefriedigung oder dient der unbewussten eigenen Bestätigung. Zudem kann man dieses Verhaltensmuster einiger Ausnahmen nicht auf alle verallgemeinernd übertragen.
Dem könnte man genauso gut, aber ebenfalls sinnloserweise entgegenhalten: Männer sammeln noch viel überflüssigere Dinge, denen Frau (Ausnahmen von der Regel gibt es statistisch immer) nie im Leben etwas abgewinnen könnte: Briefmarken, Kronverschlüsse von Bierflaschen oder Weinetiketten.
Das Sammeln wird schon im frühesten Kindesalter durch eine daran kräftig verdienende Industrie (Sticker, Überraschungseier… usw.) trainiert oder diente der protzigen Selbstdarstellung der gesellschaftlichen Stellung.
Mit dem vererbten Verhalten der Steinzeit hat das nichts zu tun, denn dort diente das Sammeln von Brennholz und Nahrungsmitteln der Grossfamilie und kam allen zugute. Kinder, alte gebrechliche oder kranke Menschen waren Teil der Gemeinschaft und wurden mitversorgt. Untersuchungen an gefundenen Skeletten an unseren frühen Vorfahren aus dieser Zeit zeigten, dass Menschen mit schwersten Verletzungen noch viele Jahre danach weiterlebten. Das wird als Hinweis darauf gedeutet, dass der Verletzte nicht sich selbst als überflüssiger Esser überlassen sondern von der Gruppe gepflegt und versorgt wurde und Teil von ihr blieb. In unserer modernen, vereinzelnden Gesellschaft sieht es oft ganz anders aus.
Genauso verhält es sich mit dem Vorurteil der Partnerwahl. Gut aussehende oder reiche erfolgreiche Männer werden umschwärmt von der sie anhimmelnden Weiblichkeit – glaubt man aber Studien zum Thema, so wird für die dauerhafte Gründung einer Familie mit Kindern eher der zuverlässige beständige Mann von Frau ausgewählt und nicht der Hahn im Korbe, der flugs einer anderen Henne hinterher flattert.
Besonders erfolgreiche Geschäftsmodelle mit der Entwicklung neuer Innovationen oder gut funktionierendes lokales Gemeinwesen beruhen auf gute gleichberechtigte Teamarbeit der Mitglieder – nur so ist die Motivation für neue Ideen, Anregungen, Impulse und die Freude an der Arbeit gewährleistet. Managementtrainer predigen diese „Erkenntnis“ auf ihren Seminaren für besseren Erfolg seit Jahren.
Kooperation
„Survival of the Fittest“ – dieser Begriff aus den Anfängen der Evolutionsbiologie wird oft fälschlicherweise mit „Der Stärkere setzt sich durch.“ in Zusammenhang mit Charles Darwin interpretiert.
Der englische Philosoph und Soziologe Herbert Spencer prägte als erster diesen Begriff für die Evolution der gesellschaftliche Entwicklung – Überleben des am besten Angepassten. Eine gesellschaftliche Entwicklung verläuft Spencer zufolge ähnlich der eines biologischen Organismus. Gesteuert durch die unsichtbare Hand der Evolution setzt sich langfristig das durch, was am besten zum Überleben des Organismus beiträgt.
Diese Terminologie bedeutet die Anpassungsfähigkeit an natürliche Gegebenheiten und dazu gehörte bei der Entwicklung des Menschen eben gerade nicht die propagierte vererbte Selbstsucht und Ellenbogenmanier sondern der Grad der Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Hilfe für die Schwächeren.
Manipulation der Menschen
Kooperation und ein friedlicher Umgang der Menschen untereinander läuft den Bestrebungen derjenigen zuwider, die sich auf Kosten anderer Menschen und der Umwelt durch Ausbeutung, Unterdrückung, Kontrolle und Krieg bereichern und die die Welt an den Rand des Abgrunds geführt haben.
Diesen Personen kommt es ausserordentlich gelegen, alle von der Gesellschaft als „schlechte“ Eigenschaften bezeichneten Verhaltensweisen einzelner Personen auf die Gene zurückzuführen und verbreiten den Mythos:
„Der Mensch ist von Natur aus böse.“
Damit soll das unnormale und der Evolution völlig zuwider laufende kranke System des Egoismus vertuscht, entschuldigt, als natürlich und somit normal und nicht änderbar hingestellt werden.
Die Medien bevorzugen flache Themen über glänzende Stars und Sternchen des Business in Wirtschaft oder Showgeschäftes, die dem Rest zeigen, wie mittelmässig oder was für Loser sie sind. Heranwachsende Jugendliche bekommen als Massstab nie zu erreichende künstlich erhobene Vorbilder von der Unterhaltungsindustrie serviert – was von Minderwertigkeitskomplexen über das eigene Aussehen oder scheinbaren Talentemangel bis zur Bulimie führen kann.
Ganz besonders bevorzugt werden in den Zeitungen und im Rundfunk Schlagzeilen über blutrünstige Hackebeil-Verbrechen, die von Einzelpersonen durchgeführt worden sind. So wird mit dieser medialen Ausschlachtung der falsche Eindruck erweckt, dass diese Ausnahmen Teil eines weit verbreiteten Verhaltens von Menschen ist.
Beispiele über Projekte, die von guter Zusammenarbeit zwischen den Menschen berichten findet man den Kurznachrichten dagegen nicht. Diese sind, wenn überhaupt, auf anderen nachfolgenden Rängen platziert.
Zusammenleben fördert die Entwicklung:
Das Institut für kognitive und evolutionäre Anthropologie an der Oxford University in Grossbritannien konnte mit einer interessanten Studie unter der Leitung der Hauptautorin Dr. Susanne Schulz und dem Co-Autor und Direktor des Institute of Cognitive and Evolutionary Anthropology (ICEA), Professor Robin Dunbar zeigen, dass Sozialisierung zu höheren Gehirnen führt, die in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Science (PNAS) veröffentlicht wurde.
Zum ersten Mal haben Forscher versucht, die Evolutionsgeschichte des Gehirns von verschiedenen Gruppen von Säugetieren über einen Zeitraum von 60 Millionen Jahren zu untersuchen. Sie haben herausgefunden, dass es grosse Unterschiede gibt, wie sich die Gehirne der verschiedenen Gruppen von Säugetieren im Laufe der Zeit entwickelt hatten.
Das Forscherteam verwendete für die Analyse die verfügbaren Daten von mehr als 500 Spezies: die Grösse des Gehirns und die Körpergrösse der Gruppen von lebenden Säugetieren und verglichen sie mit ähnlichen Daten von versteinerten fossilen Überresten von Säugetieren der gleichen Linie.
Sie beschrieben, dass es einen Zusammenhang zwischen der Geselligkeit von Säugetieren und der Grösse ihrer Gehirne relativ zur Körpergrösse gibt.
Sie untersuchten die Wachstumsraten der Grösse des Gehirns relativ zur Körpergrösse um zu sehen, ob es irgendwelche Änderungen in den Verhältnissen mit der Zeit gab und welche Muster entstanden waren.
Es wurde festgestellt, dass das Gehirn von Affen im Laufe der Zeit am meisten wuchs, gefolgt von Pferden, Delphinen, Kamelen und Hunden. Die Studie zeigte, dass Gruppen von Säugetieren mit relativ grösseren Gehirnen in stabilen sozialen Verbänden leben.
Während des gleichen Zeitraums wuchsen die Gehirne von eher einzeln lebenden Säugetieren wie Katzen, Rehe und Nashörner viel langsamer.
Zuvor wurde weithin angenommen, dass die Wachstumsrate des Gehirns relativ zur Körpergrösse einem allgemeinen Trend quer durch alle Gruppen der Säugetiere folgt.
Jetzt wurde gezeigt, dass es grosse Unterschiede in den Mustern des Gehirnwachstums in den verschiedenen Gruppen der Säugetiere gibt und die Forscher entdeckten, dass nicht alle Gruppen der Säugetiere grössere Gehirne entwickelt haben, was darauf hindeutet, dass sozial lebende Tiere eine grössere Gehirnleistung benötigen.
Dr. Susanne Schulz sagte:
„Diese Studie revolutioniert die lang gehegte Überzeugung, dass die Grösse des Gehirns bei allen Säugetieren gestiegen ist. Stattdessen haben Gruppen von hoch sozialen Spezies viel schneller als einsamer lebende Säugetierarten ihr Gehirnvolumen entwickelt. Dies deutet darauf hin, dass die Zusammenarbeit und Koordinierung, die in einem Leben in der Gruppe notwendig sind, anspruchsvoller war und im Laufe der Zeit haben einige Säugetiere grössere Gehirne benötigt und entwickelt, um die Anforderungen der Geselligkeit zu bewältigen.“
Professor Robin Dunbar meinte zu dem Ergebnis:
„Zum ersten Mal ist es gelungen, mit der Studie eine mögliche Entwicklung des Gehirns in sehr frühen Zeiten zu erstellen. Es ist interessant zu sehen, dass sogar Tiere, die Kontakt mit den Menschen, wie Katzen, viel kleinere Gehirne als Hunde und Pferde haben, weil sie keine Gruppenzusammengehörigkeit entwickelten.“
Schlussbemerkung:
„Kluge“ Zeitgenossen wussten und wissen schon längst, dass Zusammenarbeit stets die bessere Strategie für eine aussichtsreiche Zukunft des Lebens ist.
Schliesslich haben sich die ersten Zellverbände auch in Kooperation mit Arbeitsteilung zusammengefunden und ermöglichten so die Entwicklung zum Vielzeller und damit auch das Entstehen der Säugetiere – und davor die Entstehung der Einzeller mit Bildung von Zellkern und -membran oder die Mitochondrien, die in einem frühen Stadium der Evolution der Eukaryoten entstanden sind, vermutlich durch endosymbiontische Aufnahme von Bakterien.
Das Zauberwort des Universums heisst nichts anderes als: Selbstorganisation und Informationsaustausch, die die entstehenden Strukturen auf eine neue Qualitätsstufe heben. Jeder kennt den Satz: „Die Summe ist mehr als ihre Teile.“
Selbstorganisation ist das spontane Auftreten neuer, stabiler, effizient erscheinender Strukturen und Verhaltensweisen (Musterbildung). Ein selbstorganisiertes System verändert seine grundlegende Struktur als Funktion seiner Erfahrung und seiner Umwelt. Die interagierenden Teilnehmer (Systemkomponenten, Agenten) handeln nach einfachen Regeln und erschaffen dabei aus Chaos Ordnung, ohne eine Vision von der gesamten Entwicklung haben zu müssen. (Selbstorganisation in der Systemtheorie)
Das Gegenteil ist Destruktion – in unserer Gesellschaft steht dafür Krieg und Egoismus. Das Schaffen von Feindbildern, um ein negatives Vorurteil gegenüber anderen Menschen zu entwickeln, sollten sich die „Entscheidungsträger“ hierzulande abgewöhnen, wenn sie nicht von dem Evolutionsprozess überrollt werden wollen.
Die Zukunft der Menschheit liegt nur in der friedlichen Zusammenarbeit aller beteiligten Glieder.
Quelle: http://www.ox.ac.uk/media/news_stories/2010/102311.html