Hier nun die Neuvorstellungen der Radio Utopie Charts, welche die Leserinnen und Lesern unserer unabhängigen Medienstation jede Woche als Hörerinnen und Hörer wählen und deren Lieblingstitel sie legal downloaden können. In der laufenden Abstimmung zum ersten Mal auf Platz 1: die Braunschweiger Band The Princess and the Pearl, mit dem wunderschönen Soundtrack zu einem nie gedrehten Fantasy-Epos „Billows“. Danach folgt die Gothic Band Rewired mit „Gloria“ auf Platz 2 und danach der Truth Rapper Kilez More mit „Infokrieger“. Doch auch die Neuvorstellungen sind wieder einmal ein Highlight der dank dem Internet rasant wachsenden Freien Musikwelt ohne Industrie und Verwertungsgesellschaften.
Mopi – Fake
Was zählt, ist das gesunde Misstrauen – in jeder Beziehung. Und genau deshalb finden Monika Piotrowska und die Band Mopi Einzug in die Radio Utopie Charts. Hochgeschrieben werden sie zwar noch nicht genug; aber auch der Umstand, dass die 2007 in Szczecin entstandene Combo in Polen längst in der Clubszene und bei Konzerten für Begeisterung sorgt und zudem bereits zu einem Aufhorchen der industriellen Verwertungsmechaniker overseas führte (wie man bei ihrer Myspace Seite nachlesen kann), ist Anlass genug, diesen Power-Pop einer allgemeineren Bewertung anheim zu stellen.
Leslie Hunt – I Only Care About You When You’re Gone
Eigentlich ist Leslie Hunt aus Chicago bereits im seventh heaven der Singer/Songwriter angekommen. Umso schöner, dass Material von ihr noch via Creative Commons Lizenz Verbreitung finden darf und nicht allein als Temporärasset betuchter Funktionäre verwertet wird. Umrahmt von echten Profis, die direkt vom Blatt komplizierteste Partituren spielen könnten, liefert die zwiespältige Diva, die bereits mit vier Lebensjahren trällernd am Piano gesessen haben soll (W.A. Mozarts „ehrgeiziger“ Vater lässt grüßen) auf dem Label Ellenel Records mit „Your Hair Is On Fire“ ein hörenswertes Album der leichten, aber nachdenklichen Muse ab. Gut beobachtet finden wir die eigenartige menschliche Regung, das Wirken wertvoller Existenzen und sich dadurch ergebender wechselseitiger Beziehungen leider erst nach deren Verschwinden wirklich wertschätzen zu können.
Circus Underground – Save You
Diese Finnen! Wie viele Metal-Bands kennen wir eigentlich, die nicht die Hand ausstrecken, Ring-, und Mittelfinger einrollen, und dieses mickrige Dasein am liebsten in martialischer Pose unangespitzt in den Permafrostboden rammen würden, sondern die Faust recken und auch noch bekunden, dass sie sich so lebendig fühlen? Eben. Bei Circus Undergrounds „Save You“ löst vor allem der Refrain Begeisterungsstürme bei den Hörern/Kommentatoren aus. Und dies alles innerhalb der wohlbekannten Parameter, die bestimmt werden vom durch Marshallröhren gejagten Sustain und harter Absprachen, weswegen zum Ausgleich die Klaviatur der Gesichtsmuskeln verrückt zu spielen scheint. Für die Männerquote in KW 50!
Circus Underground auf Myspace