Richard Stallman – Was ist freie Software?

Richard Stallman war der erste Präsident der Free Software Foundation zur Förderung freier Software und somit der unbeschränkten Informationsfreiheit im Internet für alle Menschen. Im Zuge der vergangenen Monate um die Einschränkung und Zensur von Webseiten und Programmen durch staatliche Regierungen soll hier an dieser Stelle auf den Pionier der freien Software und Betriebssysteme und ihre dahinter stehende Philosophie verwiesen werden.

Stallman entwickelte unter anderem die erste Version von GNU Emacs (ein komplexer, programmierbarer Texteditor), den GNU Debugger (GDB), den ersten freien plattformübergreifenden C-Compiler (heute gcc) sowie verschiedene für eine Unix-Umgebung benötigte Hilfsprogramme.

Sobald GNU geschrieben sein wird, wird jeder in der Lage sein, gute Systemsoftware so frei wie Luft zu bekommen.

Richard Stallman im Jahr 2006

Auszüge aus dem GNU-Manifest

Warum ich GNU schreiben muß

Ich glaube, daß es das Gebot der Nächstenliebe verlangt, daß ich ein Programm, das mir gefällt, mit anderen teile, denen es ebenfalls gefällt. Software-Anbieter hingegen wollen die Anwender isolieren und beherrschen, wobei sie jeden Anwender dazu verpflichten, nicht mit anderen zu teilen. Ich weigere mich, die Solidarität mit anderen Anwendern in dieser Weise zu brechen. Ich kann nicht mit gutem Gewissen einen Nichtoffenbarungsvertrag oder einen Software-Lizenzvertrag unterzeichnen.

Warum viele andere Programmierer mithelfen wollen

Ich habe viele andere Programmierer gefunden, die vom GNU-Projekt begeistert sind und ihre Hilfe anbieten.

Viele Programmierer sind mit der Kommerzialisierung von Systemsoftware unzufrieden. Es mag ihnen die Möglichkeit geben, mehr Geld zu machen, aber es zwingt sie gleichzeitig, andere Programmierer im allgemeinen als Gegner anstatt als Kameraden zu betrachten. Der fundamentale Akt der Freundschaft zwischen Programmierern ist das Teilen von Programmen; derzeitige Vermarktungspraktiken verbieten Programmierern im wesentlichen, sich gegenseitig als Freunde zu behandeln. Der Käufer von Software hat die Wahl zwischen Freundschaft und Gesetzestreue. Naturgemäß entscheiden viele, daß Freundschaft für sie wichtiger ist, aber diejenigen, welche an das Gesetz glauben, haben eine schwere Entscheidung. Sie werden zynisch und betrachten Programmierung nur noch als eine Möglichkeit, Geld zu machen.

Wenn wir an und mit GNU anstelle von proprietären Programmen arbeiten, können wir gleichzeitig zu jedem gastfreundlich sein und dem Gesetz genügen. Außerdem dient GNU uns als inspirierendes Beispiel und als Banner, andere zu sammeln, um sich uns beim Teilen anzuschließen. Dies kann uns ein Gefühl der Harmonie bringen, das beim Gebrauch nicht-freier Software unmöglich wäre. Für jeden zweiten Programmierer, mit dem ich gesprochen habe, ist dies ein wichtiges Glück, das durch Geld nicht ersetzt werden kann.

Wenn irgendetwas eine Belohnung verdient, dann sind es soziale Beiträge. Kreativität kann ein sozialer Beitrag sein, aber nur, wenn die Gesellschaft die Freiheit hat, die Resultate zu nutzen. Wenn Programmierer eine Belohnung für das Schreiben innovativer Programme verdienen, müßten sie aus demselben Grunde bestraft werden, wenn sie die Nutzung dieser Programme einschränken.

Die komplette deutsche Übersetzung des Manifestes findet sich hier unter diesem Link, unter dem auch die Übersetzung ins Englische, Französische, Holländische, Italienische, Katalanische, Portugiesische und Tschechische aufrufbar sind.

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