„S‘ gäb freilich viel Schreibens und Sagens, wenn‘s erlaubt wäre, über Sachen, die um uns herum vorgehen, freie Betrachtungen anzustellen.“
So formulierte Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791) seinen bürgerlich-revolutionären Anspruch, die Wahrheit in die Öffentlichkeit zu tragen. Zehn Jahre verbrachte der Dichter, Musiker, Lehrer und Verfasser der „Deutschen Chronik“ deshalb in Haft auf der Festung Hohenasperg. Seine Schriften und Lieder waren im 18. Jahrhundert weit über die Grenzen Württembergs bekannt und beliebt, nicht zuletzt bei dem jungen Friedrich Schiller.
(Pressemitteilung des Thüringer Justizministeriums vom 14.Dezember 2010 unter Medieninformation 189/2010)
Lutz Görner rezitiert Schubart und spricht über das damalige Zeitgeschehen, über die Solidarität Friedrich Schillers, Heinrich Heines und anderen Intellektuellen mit dem unbequemen Kritiker der politischen Zustände:
Dreihundert Jahre her und kein bischen weiser – in der Politik und in der Gesellschaft hat sich nicht viel geändert. „Als wäre es heute“ – beim Lesen des Pressetextes werden auf Anhieb Assoziationen zum aktuellen Zeitgeschehen hergestellt.
Errungenschaften, die seit dieser Zeit dem herrschenden Königsadel und Militärdiktatoren durch soziale Revolutionen und Demokratisierung der Gesellschaft abgetrotzt wurden laufen höchste Gefahr, wieder zur Geschichte zu gehören. Diesmal sind keine Blaublütigen oder Marionettenführer der Hochfinanz offen am Werk, sondern vom Volk gewählte Repräsentanten, die sich diesen Kreisen immer noch eher verpflichtet fühlen als ihrem wahren Souverän, der sich langsam dieser Tatsachen bewusst wird.
Selbstverständlich hatte das Thüringer Justizministerium eine derartige Aufklärungsarbeit mit seinem Pressetext nicht unbedingt im Sinn gehabt. Hier ging es um Kultur in einer thüringischen Haftanstalt, in deren Mittelpunkt die historische Begegnung zwischen Daniel Schubart und Friedrich Schiller steht. Die Geschichte dieses Treffens hinter Gittern und ihre Konsequenzen wird nun in einer Bühnenfassung mit Schauspiel und Musik aufgeführt, hiess es.
Acht Insassen der JVA Untermassfeld in Thüringen werden am heutigen Donnerstag, den 16.Dezember 2010 um um 14.30 Uhr ein Theaterstück mit dem Titel „Tausche Texte gegen Freiheit“ aufführen.
Entstanden ist das Theaterprojekt unter Anleitung des Dramaturgen Oliver Spatz im Verlaufe mehrerer Wochen mit den Gefangenen, die sich mit dem Thema unter Einbeziehung ihrer persönlichen Situation auseinandergesetzt hatten.
Elke Fiedler, Yoga-Lehrerin in Meiningen, führte mit den Darstellern zur Vorbereitung der Aufführung ein Bewegungstraining durch.
Weitere Informationen zu diesem Thema sind auf der Webseite der Justizvollzugsanstalt Untermassfeld ausgeführt.