Fast eine halbe Million Jahre „moderne“ Menschen im Nahen Osten
„Out-of-Africa“ oder „All over the World“ – das ist hier die grosse Frage zur Evolution der Menschheit, die zur Zeit die Wissenschaft bewegt.
Ein internationales Team von Anthropologen unter der Leitung von Prof. Avi Gopher an der Universität von Tel Aviv (TAU) untersuchten menschliche Überreste, die bei Ausgrabungen in der prähistorischen Höhle Qesem Cave nahe Rosh Ha‘ayin geborgen worden waren.
Die Höhle wurde im Jahr 2000 von Prof. Avi Gopher und Dr. Ran Barkai von dem archäologischen Institut der Universität Tel Aviv entdeckt.
Professor Israel Hershkowitz von der Abteilung für Anatomie und Anthropologie der Sackler School of Medicine an der TAU und ein internationales Team von Wissenschaftlern führten eine morphologische Analyse an den in der Höhle gefundenen Zähnen durch. Die Ergebnisse wurden in der neuesten Dezember-Ausgabe des American Journal of Physical im Fachbereich Anthropologie in dem Artikel „Middle pleistocene dental remains from Qesem Cave (Israel)“ publiziert.
Acht Zähne wurden zu ihrer Grösse und Form mit CT-Scans und Röntgenaufnahmen untersucht und ergaben, dass die Zähne sehr ähnlich denen des modernen Menschen sind und das erstaunliche Alter von 400000 Jahren besitzen und somit die bis jetzt aufgefundenen weltweit ältesten Spuren des „modernen“ Menschen (Homo sapiens) sind.
Die Proben, drei bleibende Oberkiefer- und drei Unterkieferzähne und zwei Milchzähne stammen aus dem Mittleren Pleistozän. Obwohl keiner der Zähne denen der Pre-Homo sapiens Neandertaler ähnelt, könnten ein paar Merkmale einige Ähnlichkeiten mit der Entwicklungslinie der Mitglieder der Neandertaler gemeinsam haben, aber der Rest ergibt Hinweise darauf, dass hier eine engere Ähnlichkeit mit dem Skhul-Qafzeh-Menschen vorliegt.
Im Gebiet des heutigen Staates Israel wurden zuvor in der Skhul Cave am Mount Carmel und in der Qafzeh Cave in Galileä in der Nähe von Nazareth 100000 Jahre alte Zähne des „modernen“ Menschen entdeckt.
Gopher und Barkai wiesen darauf hin, dass für die Kultur der Menschen, die vor 400000 bis 200000 Jahren in der Höhle Qesem Cave wohnten, die systematische Herstellung von Feuersteinklingen und der gewöhnliche Gebrauch des Feuers charakteristisch war und als Beweise für die Jagd, das Schneiden und Zerlegen von Tieren sowie für den Austausch von Bergbau-Rohstoffen zur Produktion von Werkzeugen aus Feuerstein und vieles mehr gedeutet werden kann.
Das verstärkt die Hypothese, dass das in der Tat ein innovatives und zukunftsweisendes Verhalten war, das mit dem Erscheinen des modernen Menschen übereinstimmt:
Ein Filmtipp: Am Anfang war das Feuer/La guerre du feu aus dem Jahr 1981 frei nach der Romanvorlage von J.-H. Rosny aîné unter der Regie von Jean-Jacques Annaud.
Der gesamte Film kommt ohne ein dem Zuschauer verständliches Wort aus. Die verwendete konstruierte Sprache der Steinzeitmenschen ist eine Erfindung des Schriftstellers Anthony Burgess. Der Verhaltensforscher Desmond Morris beriet die Schauspieler dabei, eine urtümlich wirkende Körpergestik an den Tag zu legen, unter anderem wurde besonders bei den Neandertalern auf die Körperhaltung geachtet. Auch auf Glaubwürdigkeit wurde großer Wert gelegt.
Unter Wissenschaftlern wurde lange die Frage diskutiert, ob Neandertaler und moderne Menschen sexuellen Kontakt gehabt haben; im Mai 2010 wurde diese Frage von Wissenschaftlern um Svante Pääbo gelöst. Dabei stellte sich überraschend heraus, dass diese Frage mit ja zu beantworten sei: Die genetischen Gemeinsamkeiten zwischen Neandertalern und Menschen außerhalb Afrikas sind größer, als die Gemeinsamkeiten zwischen Neandertalern und Afrikanern.