Tod eines Bundeswehrsoldaten durch afghanischen Rekruten
Deutsches Parlament darf sich für die Verantwortung zur Verlängerung des Mandates des Afghanistaneinsatzes beglückwünschen, deutsche Soldaten im Ausland in den Krieg zu schicken und dabei ihren Tod billigend in Kauf zu nehmen.
Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr teilte am heutigen Freitag, den 18.Februar 2011 mit, dass in Afghanistan in einem Aussenposten im OP North (Observation Point North – Beobachtungspunkt Nord) im Bezirk Pul-i-Chumri nahe der Stadt Baghlan am Morgen ein Angriff auf Bundeswehrsoldaten des Ausbildungs- und Schutzbatallions mit tödlichem Ausgang stattgefunden hätte.
Ein 30-jähriger Hauptfeldwebel wäre demzufolge seinen Schussverletzungen erlegen und vier deutsche Soldaten wurden schwer, vier weitere leicht verwundet, hiess es.
Dieser Überfall wurde nicht von feindlichen Kräften durchgeführt, erläuterten die ersten Angaben. In der Erklärung wird vermutet, dass „vermutlich ein ANA-Soldat aus kurzer Distanz überraschend das Feuer auf eine Gruppe deutscher Soldaten eröffnete“. (1) Ein solcher prekärer Umstand lässt sich normalerweise sofort innerhalb des eigenen Lagers feststellen.
Laut ARD wurde in einer Kurzmeldung der Bundeswehr an das deutsche Parlament mitgeteilt, dass nach ISAF-Angaben die Soldaten „gerade mit Wartungsarbeiten an einem Fahrzeug beschäftigt waren, als der Schütze das Feuer eröffnete“. (2)
Für das Verteidigungsministerium in Berlin handele es sich um einen „tragischen Vorfall“, die Bundeswehr hätte nach ihren Angaben schon innerhalb weniger Stunden die Angehörigen des Gefallenen informiert. Der Name wurde dennoch nicht mitgeteilt.
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte sich gerade erst unter grossem Sicherheitsaufgebot demonstrativ vom Mittwochabend bis zum Donnerstagmorgen in dem Aussenposten aufgehalten, um die Moral an der Front anzuheben. Gegen 23.30 Uhr Ortszeit landete Guttenberg, merkwürdigerweise nur in Begleitung eines Journalisten der FAZ, mit seinem Hubschrauber auf dem Aussenposten. Der Minister besuchte am Donnerstag noch andere Objekte der Bundeswehr, unter anderem gab es eine Stipp-Visite bei der Elitetruppe der Feldjäger.
Nach Angaben des Spiegel versprach der Verteidigungsminister den Soldaten, dass er höchstpersönlich das „verzerrte Bild“ von den Zuständen in der Armee in Baghlan korrigieren wolle und dass man sich am besten gleich an ihn wenden solle, bevor man später möglicherweise lästige Eingaben an den Wehrbeauftragten absendet. (3) Das dient der Vermeidung negativer Schlagzeilen in der Presse für den Freiherrn.
Die Bundeswehr trainiert neben anderen inoffiziellen Einsätzen ihrer Feldjäger in dem Lager OP North Soldaten der afghanischen Armee für ihren Einsatz.
Der afghanische Schütze, der angeblich bei dem Angriff erschossen wurde, wäre vermutlich aus diesen auszubildenden Reihen gekommen und hätte den Tod für den Hauptfeldwebel innerhalb des Stützpunktes gebracht.
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Quellen:
(1) http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd443DnQHSYGZASH6kTCxoJRUfW99X4_83FT9AP2C3IhyR0dFRQCsXOUq/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfQ180QzU!?yw_contentURL=%2FC1256EF4002AED30%2FW28E7DE5225INFODE%2Fcontent.jsp
(2) http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan2292.html
(3) http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,746165,00.html