Deutscher Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel hat jetzt mal endlich mit seinem Kriegsgeheul die Fresse zu halten: „Die Bundeswehr und die USA müssten massivste Luftangriffe auf Libyen fliegen.“ (1) Kriegstreiber und Anstifter zu Morden aus der Luft gehören in den Knast. Niebel fordert das gleiche Vorgehen, weswegen er eigentlich Gaddafi anklagt.
Helmut Scheben, Redakteur der Tagesschau – wohlgemerkt der Schweizerischen – erhebt schwere Vorwürfe gegen seine Zunftgenossen über die Kriegsberichterstattung aus Libyen.
Scheben schrieb am 7.März, dass er sich die Mühe machte und die Bilder vom Tag zuvor, die über die Medien ausgestrahlt wurden, einer genaueren Analyse unterzogen hat. (2)
„Ich habe mir gestern Sonntag die Mühe gemacht, das Rohmaterial genau anzusehen, das aus Libyen über den Eurovision News Exchange (EVN) innert 24 Stunden reingelaufen kam. Es ist eine Menge Material. Bei den meisten Bildern ist die Montage eindeutig zu erkennen. Da werden Sequenzen vom umkämpften Ort Bin Jawad geliefert, die im Beiblatt Titel tragen wie „Jawad fighters“ oder „Jawad battle“ oder „Jawad retreat“ etc.
Doch die Bilder sind weitab von dem Ort irgendwo am Strassenrand gedreht. Da steigt die Schar der Kameraleute und Fotografen aus ihren Autos, und dann lassen die Fighters ein paar Feuerstösse aus ihren Kalaschnikows los, und alles wird gefilmt. Dann schiesst einer aus einer Panzerfaust. Er steht und schiesst in die Wüste. Irgendwohin, aber es ist wirklich ein grossartiges Bild, erst halbnah und dann total.
Dann erklärt einer der Aufständischen vor der Kamera, dass sie jetzt den Ort Bin Jawad unter Kontrolle haben oder in den nächsten Sunden einnehmen und dann weiter nach Westen vorstossen. Wir müssen es ihnen glauben, überprüfen kann man es kaum. Die Aufständischen wissen, wie wichtig das Fernsehen in der Propaganda-Schlacht ist. Jeder Gymnasialschüler weiss heutzutage, dass nicht Scharfschützen einen Krieg entscheiden sondern die Fernsehbilder.
Ein anderes Beispiel: Benghazi. Weit und breit keine Kampfhandlung. Ein Reporter interviewt die verwegenen Gestalten der Milizen, vom Outfit her ein Melange aus Pirat, Beduine und Rambo. Dann wird der Befragte gebeten, mit seiner Waffe in Stellung zu gehen. Sehr gute Aufnahme, erst das Gesicht im close-up, dann die Kalaschnikow, dann der Finger am Abzug.
Bei dieser Arbeitsweise kann es passieren, dass bei all der martialischen Schiesserei aus Versehen am Bildrand Leute zu sehen sind, die ihre Suppe essen oder eine Zigarette anzünden. Doch die kann man am Schnittplatz entfernen.“
Mehr dazu im vollständigen Artikel auf Journal21 der Schweiz hier zu lesen.
Schon am 4.März 2011 schrieb das SF Tagesschau in: „Libyen: Flüchtlingsstrom nach Tunesien reisst plötzlich ab“, dass Ägypten seine Flugkapazitäten massiv erhöht hatte. So konnte das Nachbarland rasch tausende seiner Bürger ausfliegen. (3)
Genau aus dem Grund jedoch hat Deutschland drei Kriegsschiffe nach Libyen entsandt – um ägyptische Staatsbürger aus dem Krisenherd in Sicherheit zu bringen.
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Quellen:
(1) http://www.rp-online.de/politik/deutschland/Niebel-Das-grenzt-an-Voelkermord_aid_973286.html
(2) http://www.journal21.ch/die-meisten-bilder-sind-gestellt
(3) http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/03/04/International/Aufstand-in-Libyen/Libyen-Fluechtlingsstrom-nach-Tunesien-reisst-ploetzlich-ab?WT.zugang=front_top