EU will „internationale Standards“ für AKW-Betrieb durch G20, fordert IAEO-Sondersitzung
Die Erdbeben und Tsunami in Japan unmittelbar folgende Atomaffäre in Fukushima soll nun einer internationalen Agenda dienen.
Die Regierungen von Deutschland und Frankreich erhöhen in Abstimmung den Druck auf die Internationale Atomenergiebehörde IAEA (IAEO) und ihren seit Ende 2009 amtierenden japanischen Präsidenten Yukiya Amano. Des Weiteren ist nun plötzlich von einem „internationalen Standard“ für den Betrieb von Atomkraftwerken die Rede, welcher durch die (bereits als finanzpolitisch gescheitert geltende) G20-Organisation bestimmt werden soll. Den G20-Vorsitz hat zur Zeit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy.
Kanzlerin Angela Merkel, die heute plötzlich die (jahrzehntelang für unmöglich erklärte) sofortige Abschaltung von gleich sieben Atomkraftwerken in Deutschland verkündete, liess erklären, sie habe Sarkozy gebeten, „internationale Standards für Nuklearenergie auf die Agenda“ des G20-Gipfels im November in Frankreich zu setzen (1). Die G20 ist ein Zusammenschluss der Regierungen von 19 Industriestaaten, der EU und einer Reihe von Zentralbanken.
Die „Europäische Union“ (EU) hatte heute auf Betreiben von EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) gleich zwei Sondersitzungen in Brüssel einberaumt. Thema der Treffen, an dem auch Atomexperten teilnehmen, sollen u.a. „Sicherheits-Standards“ für den Betrieb von Atomkraftwerken innerhalb der EU sein. Sogar der vollständige Ausstieg der EU-Mitgliedsstaaten aus der Atomkraft solle eine „Option“ sein, hiess es.
Im Zuge der Sondersitzung forderte die EU eine Sondersitzung der Internationale Atomenergiebehörde IAEA (IAEO) nächste Woche in Wien. (2)
Gestern beschloss in China der Volkskongress den vor rund einer Woche von der Staatsführung vorgelegten neuen 5-Jahres-Plan. Dieser sieht den massiven Ausbau der Atomenergie in der (bisher) zweitmächtigsten und bevölkerungsreichsten Wirtschaftsmacht der Erde vor. Die derzeit existierenden 13 AKWs Chinas haben eine Kapazität von 10.8 Gigawatt. Nun sollen bis 2015 mit dem Bau neuer Kapazitäten von weiteren 40 Gigawatt begonnen werden. Nach einem Bericht der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur ist geplant, in einem weiteren folgenden 5-Jahresplan bis 2020 die Kapazitäten auf das Achtfache des bisherigen Status, als auf über 80 Gigawatt Energieleistung durch Atomenergie zu erhöhen.
Chinas Vizeminister für Umweltschutz, Zhang Lijun, erklärte dazu gestern in Peking auf einer Pressekonferenz, man werde trotz der in Fukushima I und anderen Atomkraftwerken Japans anhaltenden Krise an den eigenen Plänen festhalten.
Wie Lu Qizhou, Manager der “China Power Investment Corporation” zudem erklärte, plant man in China mit “einem nicht energiebetriebenen” (“a non-powered”) Kühlsystem für die Reaktoren. Man baue, nach dem simplen, alten Prinzip eines Wasserturms, ein paar große Wassertanks über der Höhe der Reaktoren. Den Rest erledige die Schwerkaft. (Atomaffäre Fukushima: Versuchte Kernschmelze der Logik)
Die zur Zeit an Chinas Küste im Bau befindlichen Atomkraftwerke würden “ins weite Hinterland” befördert, so Lu Qizhou.
In welchem Hinterland Europas sich nun die Staatsbürger bei dieser innerhalb von vier Tagen abspielenden Kette von Ereignissen noch irgendetwas denken können, werden, oder einfach nicht wollen, weil sie so erschüttert sind, das steht – zumindest hier – noch nicht geschrieben.
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Artikel zum Thema:
15.03.11 Ein psychologischer Krieg gegen Japan und die Welt
Die Atomaffäre in Fukushima eskaliert sich selbst, in Ermangelung von Fakten. Eine Analyse.
14.03.2011 Atomaffäre Fukushima: Versuchte Kernschmelze der Logik
Chinas Vizeminister für Umweltschutz, Zhang Lijun, erklärte nun am heutigen Morgen in Peking auf einer Pressekonferenz, man werde trotz der seit drei Tagen in Fukushima I und anderen Atomkraftwerken Japans anhaltenden Krise an den eigenen Plänen festhalten.
12.03.2011 Fukushima: Diesel-Generatoren des Kühlsystems eine Stunde nach Erdbeben abgeschaltet
In der allgemeinen Aufregung gab es offenbar auch ernste anzunehmende Unfälle in der Kommunikation zwischen der Washingtoner Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika mit ihrem Militär – und das bereits gestern, vor der Explosion in Fukushima I.
11.03.2011 Kennen Sie eigentlich die ENMOD-Konvention gegen Wetterwaffen aus dem Jahre 1976?
Die ENMOD-Konvention (“Convention on the Prohibition of Military or Any Other Hostile Use of Environmental Modification Techniques”, “Konvention über das Verbot von militärischem oder jedem anderen feindlichen Gebrauch von umweltverändernden Techniken”) ist ein bindender völkerrechtlicher Vertrag, der von der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNO) als Resolution 31/72 am 10. Dezember 1976 verabschiedet wurde. Vom 18. Mai 1977 bis zum 5. Oktober 1978 unterzeichneten 47 Staaten die Konvention, die dann am 5. Oktober 1978 für die Unterzeichnerstaaten in Kraft trat.
Quellen:
(1) http://online.wsj.com/article/BT-CO-20110315-704690.html
(2) http://www.novinite.com/view_news.php?id=126252