Lenkraketen-Fregatte HMAS Adelaide der Adelaide-Klasse bei einer Demonstration der Feuergefechtbereitschaft im November 2009:
„Wir spielen so gern Schiffe versenken“ – RAN sprengt eigenes Kriegsschiff an der Küste ins kalte Grab
Vor der australischen Küste von Neusüdwales, an der Avoca Beach der central coast, zeigte sich am 13.April 2011 der Irrsinn der „hoch entwickelten“ Zivilgesellschaft samt ihrem Militarismus wieder einmal von der krassesten Seite. Was keinen Nutzen bringt, wird kurzer Hand im Meer entsorgt nach dem Motto: „Aus den Augen aus dem Sinn – die Natur wird‘s schon richten.“
Als Ausrede für den gewissenlosen, unverantwortlichen Umweltfrevel werden sogar noch angebliche Vorteile für die Meeresbewohner hervorgehoben, die in dem geschaffenen künstlichen Fregattenriff eine neue Behausung finden würden.
Für die sinnvolle Freizeitgestaltung der Menschen ist auch vortrefflich gesorgt: es entstand ein neues Taucherparadies mit dem besonderen Kick als Touristenattraktion, denn gefahrlos ist das neue Wrack mit seinen sperrigen Kanten und stählernen Auswüchsen keineswegs. Am Ende des Monates wird das Wrack für die Abenteurer und Besucher freigegeben.
Von wegen saubere Strände – hier entstand gestern ohne Notwendigkeit eine neue Müllkippe der Zivilisierten ohne Sinn und Verstand.
Umweltschützer der aus siebzig Mitgliedern bestehenden No Ship Action Group hatten im Vorfeld vergeblich gegen die Versenkung der Fregatte im Meer geklagt. Glatte eine Million australische Dollar kosteten die Klagen und Prozesse dem Down Under-Steuerzahler. Die Gruppe befürchtet Gesundheitsrisiken durch die bleihaltige Farbe des Schiffes und Küstenerosionen durch den stählernen Koloss, der in der Brandung so nah an Land nicht fest „verankert“ ist.
Quentin Riley, der mit dreissig Personen am Dienstag Abend eine Wache die ganze Nacht am Strand organisiert hatte, sagte: „I have difficulty finding the vocabulary to describe how disgusted I am. – Ich habe Schwierigkeiten, das Vokabular zu finden um zu beschreiben, wie angeekelt ich bin.“
Die Zeitung The Australian meinte sarkastisch, was den Aktivisten nicht gelang, erreichte eine Schule Delphine wenigstens für mehr als eine Stunde, die mit ihrem unerwarteten Auftauchen am Ort des Frevels wie zur Mahnung das Spektakel verzögerten, indem sie genau in der Sperrzone in aller Unschuld im Wasser spielten.
Ein Schiff im Meer untergehen zu sehen, auch wenn es sich um ein Kriegsschiff handelt, löst bei einer nicht geringen Anzahl von Personen statt gruslige Gefühle helles Entzücken aus. Zehntausende Schaulustige hatten sich am Strand versammelt, um dem Entstehen des neuen Riffs beizuwohnen. Ein zünftiges Feuerwerk und Knallerei auf der Adelaide untermalte den Beginn der sechzehn gleichzeitigen Explosionen, die den Untergang mit Tschingterrassabumm volksfestartig einleiteten.
Es wurde gestaunt, gejubelt und geklatscht wie bei einer fantastischen Vorführung von dressierten Zirkusaffen. Innerhalb von zwei Minuten war das ausrangierte Schiff in den Fluten verschwunden:
Die Einzigsten, die mit Wehmut zusahen, waren die Militärs selbst, die vor Sentimentalität in Erinnerung an die schönen Zeiten an Bord zerflossen.
Admiral Gerry Carwardine sagte, er sei traurig zuzusehen, wie das Schiff versenkt wird. Patrick Spinney, ehemaliger Offizier auf dem Schiff, bedauerte die Seebeerdigung ebenfalls, findet aber Trost darin, mit seinen Kollegen der guten alten Tante per Tauchgang jederzeit einen Besuch abstatten zu können, zitierte The Australian die Navy-Besatzung.
Die Adelaide machte schon einmal unfreiwillig Bekanntschaft mit dem „Erdboden“. Im Jahr 1981 lief das Schiff bei Seattle auf Grund, was dem damaligen Kommandanten Glen Lamperd den Job kostete. Konteradmiral Gerry Carwardine, der die Fregatte von 1983 bis 1985 befehligte, erinnerte daran: „Es war während ihrer Abnahmeprüfung durch die RAN, aber sie zogen sie aus dem Wasser, reparierten sie und sie war wieder in Ordnung.“
Die Adelaide kam während ihrer Dienstzeit u.a. im Persischen Golf, zur Unterstützung des Afghanistankrieges und zur „friedensichernden Operation“ vor Ost-Timor zum Einsatz.