Das bootspeople-Syndrom: Je mehr afrikanische Flüchtlinge den Sprung über das Meer schaffen um so besser für die NATO.
Eine raffinierte psychologische Kriegsführung ist entscheidend für den Erfolg des Sieges oder der Niederlage eines militärischen Einsatzes und fängt schon mit der Vorbereitung an. In den meisten Fällen benötigt man in demokratisch organisierten Ländern zur Intervention die Bewilligung eines Parlamentes und die Akzeptanz der politischen Parteien, Organisationen und den Rückhalt in der Bevölkerung, um grösseren Widerstand durch Proteste zu verhindern.
Eine neue ganz besonders dämliche Meldung dazu ist die Munition der europäischen NATO-Jagdbomber, die nun ausgegangen wäre um den Vereinigten Staaten von Amerika gesichtswahrend wieder den Anlass zu liefern, eigene Kampfjets ins umkämpfte Ölrevier zu schicken, denn eine Lieferung als Nachschub wäre wegen fehlender Kompatibilität nicht möglich und Europa ein militärischer Kindergarten mit Sandkasten-Buddelspielen.
Dabei wurden sämtliche Manöver der NATO in der Vergangenheit gerade wegen dieser passenden Übereinstimmung und dem Abgleich durchgeführt und in ihren diesbezüglichen Armee-Webseiten hochgelobt.
Im aktuellen Krieg der USA und der NATO gegen Libyen dienen auch Berichte über massenhafte Flüchtlinge aus Nordafrika nach Europa diesem Ziel, um die einheimische Bevölkerung psychologisch zu manipulieren, ihr Angst vor dieser Flutwelle einzujagen und rassistisch zu beeinflussen.
Bürger, die für diese Berichte, die von der kommerziellen Presse bereitwillig verbreitet werden, empfänglich sind, werden den Einsatz der westlichen Verbündeten aus purem Egoismus zum vermeintlichen Erhalt ihres Lebensstandards befürworten – bloss nichts abgeben und teilen müssen.
Dieser Krieg wurde schon länger vorbereitet, das Flüchtlingsdrama von Lampedusa ist zur unendlichen Geschichte geworden. Den Höhepunkt erreichte sie vor wenigen Tagen mit der Ausstellung eines Passes für diese Menschen durch die italienische Regierung, damit diese in andere europäische Länder einreisen können. Das empörte Echo der anderen einschlägigen Regierungen der Europäischen Union war entsprechend unüberhörbar und diese strapazierten mit ihrem lauten falschen Aufschrei das Trommelfell und die Nerven.
Am 16.April sandte gar Frankreich ein Bataillon der französischen Einsatzpolizei CRS nach Menton wegen Migranten aus Tunesien, die von Italien aus nach Frankreich fuhren und die Behörden verweigerten am heutigen Sonntag allen Zügen aus der italienischen Grenzstadt Ventimiglia die Weiterfahrt nach Frankreich. (1)
Das Bootsflüchtlingsdrama wird von verschiedenen Interessengruppen instrumentalisiert, zum einen wie oben zum Libyenkrieg genannt, zum anderen um an den Grenzen Europas mehr Militär zu stationieren, eine Europa-Armee aufzubauen und neue Technologien der Rüstungskonzerne zur Überwachung zu kaufen. Den Neonazis und Populisten liefern diese Meldungen einen fetten Braten zur Verbreitung ihrer sabbernden rassistischen Ideologien frei Haus.
Die folgende Meldung von agenzia fides passt in dieses Bild.
Was nach humanitärer Hilfe aussieht und zur Rührung über die Fürsorge der westlichen Allierten für Menschen in Seenot anregen soll ist totaler Bullshit. Um diese Menschen zu retten hätte ein Rettungsboot oder noch mehr Hubschrauber in der Flugverbotszone eingesetzt werden müssen anstatt sie ihrem weiteren Schicksal zu überlassen.
Was mit den rund sechzig vermissten Personen passiert ist bleibt bisher noch im Dunklen verborgen. Wenn sich die Geschichte der in Libyen an Land gespülten Passagiere sich wirklich so zugetragen haben sollte, sind sie wahrscheinlich im Mittelmeer ertrunken oder es besteht die Möglichkeit, dass es sich um bezahlte Lügner handelt – was hier nicht als Unterstellung aufgefasst werden soll, denn dazu ist dieser Vorfall viel zu tragisch.
Am 15.April 20111 berichtete Bischof Givanni Innocenzo Martinelli, Apostolischer Vikar in Tripolis, dass seine Kirche am Tag zuvor Bootsflüchtlinge aufgenommen hat (2), die beim Versuch, Europa zu erreichen, am Strand gefunden wurden:
„Gestern haben wir einige schiffsbrüchige Flüchtlinge bei uns aufgenommen, die von der Strömung an den Strand von Tripolis getrieben wurden. Es handelt sich um rund ein Dutzend Flüchtlinge, die als einzige einer Gruppe von anfangs 70 Vertriebenen überlebten, die auf einem Boot in Richtung Europa unterwegs waren. Die meisten ertranken im Meer, andere starben an den Folgen des Erschöpfungszustandes noch am Strand.
Es handelt sich um Äthiopier, darunter Christen und Muslime. Die Polizei leistete erste Hilfe, nahm sie dann kurz in Gewahrsam und ließ sie aber bald wieder frei. Danach baten sie uns um Hilfe.
Was mich am meisten überraschte, waren die Erzählungen der Überlebenden, die davon berichteten, dass ein Helikopter über ihr Boot flog, als sie sich noch auf hoher See befanden und sie mit Wasser und Lebensmitteln versorgte, bevor er sich wieder entfernte. Es war nicht klar zu wem dieser Hubschrauber mit der Aufschrift „Army“ gehörte.
Auszuschließen ist, dass es sich um einen libyschen Hubschrauber handelte, da er sich in der ‚no fly zone’ befand.
Wir wurden hier vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen mit Lebensmitteln für die Menschen versorgt, die bei uns um Hilfe bitten“,
so der Apostolische Vikar.
Quellen:
(1) http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/frankreich_stoppt_zuege_aus_italien_1.10287738.html
(2) http://www.fides.org/aree/news/newsdet.php?idnews=27718&lan=deu