Ölbohrungen in der Arktis: Gericht gibt Greenpeace Recht
Die Aktion hat sich gelohnt: Tagelang hatten sich Greenpeace-Aktivisten auf der Ölplattform Leiv Eiriksson vor der Küste Grönlands verschanzt, um dort die umweltschädigenden Ölbohrarbeiten hinauszuzögern.
Außerdem forderten sie die Veröffentlichung des Notfallplans vom Betreiber Cairn Energy für den Fall einer Ölkatastrophe. Ein niederländischer Gerichtshof hat die Forderungen von Greenpeace nun bestätigt.
Es scheint, als hätten die Greenpeace-Aktivisten trotz Festnahme ihr Ziel erreicht. Sie hatten die schottische Ölfirma Cairn Energy aufgefordert, den Notfallplan für eine Ölkatastrophe in der Arktis offenzulegen. Darin sollte dokumentiert sein, wie eine Katastrophe wie die der Deepwater Horizon verhindert werden könne. Doch die Betreiber hatten dies strikt verweigert.
Zuerst hielt sich ein Zweierteam in einer kleinen „Überlebenskapsel“ auf, die unter der Plattform angebracht war. Danach hatten 18 Aktivisten die Leiv Eiriksson erklettert, dort nochmals die Veröffentlichung des Notfallplans gefordert und sich teilweise in Kran-Kabinen verschanzt. Alle Aktivisten sind von der dänischen Polizei festgegnommen worden und befinden sich in der grönländischen Haupstadt Nuuk in Gewahrsam.
Notfallplan muss veröffentlicht werden
Wie hat Cairn Energy auf die Greenpeace-Aktionen reagiert? Die Firma hat nicht etwa die Veröffentlichung des Notfallplans angekündigt, sondern Greenpeace stattdessen verklagt. Zwei Millionen Euro forderte der Konzern für jeden weiteren Tag, an dem die Arbeiten hinausgezögert werden. Die Klage wurde am Montag vor einem niederländischen Gericht verhandelt. Das Ergebnis ist erfreulich: Greenpeace muss nicht zahlen und Cairn Energy den Notfallplan veröffentlichen. Eine endgültige Gerichtssentscheidung ist für den morgigen Mittwoch geplant.
Auf diese Aufforderung entgegneten die Anwälte von Cairn Energy dem Gericht: Eine Veröffentlichung des Plans sei nicht möglich, da es nicht den Wünschen der grönländischen Behörden entspreche. Greenpeace liegt jedoch ein unabhängiges Rechtsgutachten vor, das besagt, dass der Publikation kein Hindernis im Wege stehe. Der Gerichtshof gab zudem zu bedenken, wie Cairn Energy die Folgen einer Ölkatastrophe bezahlen wolle.
Ein Sieg für Greenpeace – zumindest vorerst. Zu hoffen bleibt, dass die Ölbohrungen vor der Küste Westgrönlands dauerhaft gestoppt werden. Denn: Die ersten Bohrungen fanden bereits in einer Meerestiefe von bis zu 1.500 Metern statt. Eine alarmierende Zahl, denn genau in dieser Tiefe ereignete sich vor etwa einem Jahr die Katastrophe der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko. Sobald Öl gefunden wird, ist zu erwarten, dass Konzerne wie Exxon und Chevron nachziehen.
Eine weitere Gefahr birgt eine Meerenge, in der Bohrungen stattfinden sollen – in der Davis-Strait. Sie ist wegen der vielen von dort in den Nordatlantik treibenden Eisberge auch als „Eisbergallee“ bekannt. Doch es braucht nicht erst eine Kollision in der Meerenge, um die Umwelt zu belasten.
Bereits bei den Suchbohrungen gelangen um die 9.000 Tonnen Chemikalien ins Meer, darunter etwa 180 Tonnen, die auf der roten Liste der hochgradig schädlichen Stoffe stehen. Diese können Meerestiere schädigen und bedrohen somit die grönländische Fischerei, die etwa 90 Prozent der Exportwirtschaft des Landes ausmacht. Auch ohne ein konkretes Unglück vergiftet der alltägliche Bohrbetrieb Tag für Tag die Umwelt.
Die Erlebnisse der Aktivisten im Netz nachverfolgen
Videos, Fotos, Podcasts und Updates haben die Aktivisten während ihrer Zeit auf der Leiv Eiriksson nahezu in Echtzeit auf deren Live Action Feed (engl.) geposted. Weitere Fotos der Ereignisse rund um die Ölplattform vor Grönland sind auf Flickr zu finden.