Pressekonferenz von Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21: Neue Fotos, neue Fakten
Pressekonferenz von Parkschützern und Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 (S21): Zweiter in zivil eingesetzter Beamter der Polizei enttarnt. Zeugen sagen aus.
Auf der Pressekonferenz des Stuttgarter Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 (S21), in dem auch die Parkschützer vertreten sind, wurden heute neue Fakten bezüglich der Vorgänge rund um die Besetzung des Grundwassermanagement-Baugeländes der Deutschen Bahn AG nach der 79.Montagsdemonstration vorgelegt. Dabei wurde u.a. ein weiterer auf dem Baugelände in Zivil eingesetzter Polizist enttarnt.
Aus den bei der heutigen Pressekonferenz von Aktionsbündnis und Parkschützern vorgelegten Materialien:
Dazu folgende Aussage eines Zeugen:
„Mir fiel eine männliche Person auf, welche probierte, lange blaue Rohre, die dort lagerten, umzuwerfen und/oder zu beschädigen. Da diese Rohre wohl zu groß und schwer für die Person waren, winkte er zur vermutlichen Hilfe hierzu Personen herbei…
Etwa vier Personen kamen hinzu und er fing an, diese mit einer Kleinkamera zu filmen. Es gelang ihm aber nicht, die Personen zum Mitmachen anzustiften.“
Weitere vorgelegte Fotos und Aussagen:
Dazu eine Zeugenaussage:
„In dieser Situation konnte ich ein in meinen Augen sehr emotionales Gespräch zwischen Person A (Anm.: Zivilpolizist I) und anderen zivil gekleideten Personen beobachten, woraufhin sich Person A rennend von den Rohren Richtung „Kurve“ GWM (beim Eingang Park, vom Bahnhof gesehen rechts) entfernte. Ihm folgten erst etwa 5 Personen, danach etwa weitere 10 Personen. Während dieser Verfolgung schrien mehrere Personen für mich klar hörbar „tue die Waffe weg, tue die Waffe weg“. Am Ende des GWM (Kurve) wurde Person A von den Verfolgern gestellt, zu Boden gerissen und von etwa 3 Personen festgehalten. Eine sehr kräftige männliche Person mit weißer Jacke schlug Person A drei mal gezielt mit der Faust ins Gesicht. Andere herbeieilende Personen schafften es, Person A aus dem Pulk zu ziehen und ihn zu befreien mit dem Zusatz „hau ab, hau ab“.
Anschließend folgendes, bereits vor dem heutigen Freitag veröffentlichtes Bild.
Zivilpolizist I im Krankenwagen:
Parkschützer-Sprecher Matthias von Herrmann auf der heutigen Pressekonferenz:
„Um das vorweg klar zu stellen: Es gab am 20. Juni nach der Montagsdemo eine Aktion der Parkschützer, in deren Rahmen das Dach der GWM-Halle besetzt wurde (friedlich und ohne Schäden), und in deren Rahmen etwa 1.000 Stuttgarter Bürger fröhlich und friedlich auf dem GWM-Gelände feierten. Diese Besetzung des Geländes war eine gute Aktion, hinter der die Parkschützer voll und ganz stehen – und sie ist nicht Gegenstand dieser Pressekonferenz.
Am Rande dieser Aktion kam es zu Gewalt. Das widerspricht grundlegend unserem Aktionskonsens, unserem Verständnis von Zivilem Ungehorsam und unserem Selbstverständnis. Ein Mensch wurde verletzt, das bedauern wir sehr und wir werden alles tun, was wir zur Aufklärung beitragen können.
Gegenstand der heutigen Pressekonferenz sind die inzwischen vorliegenden Informationen – Fotos, Videos und Zeugenaussagen – zu zwei Gewaltakten, die an diesem Abend geschehen sind sowie die Vereinbarkeit dieser Informationen mit den Aussagen der Polizei.
Diese Informationen werfen Fragen auf, insbesondere angesichts der sehr schweren Vorwürfe, die erhoben werden; Wir erwarten von Innenminister Reinhold Gall, dass er diese Fragen schlüssig beantwortet und dafür sorgt, dass gemachte Falschaussagen richtig gestellt werden:
Des Weiteren gibt die Polizei an, der enttarnte Beamte sei angegriffen worden und an Kopf und Gesicht schwer verletzt worden. Zeugen berichten übereinstimmend, dass der Polizist in der Tat auf den Kopf geschlagen wurde und zwar zeitlich vor (!) den photographisch dokumentierten Auseinandersetzungen und Raufereien. Fotos und Videos zeigen den Polizisten in diesen anschließenden Raufereien nicht beeinträchtigt oder verletzt. Dem Anschein nach behält er hier die Oberhand. Er steht selbstständig auf und kann ohne Schwierigkeiten gehen. Zeugen begleiten ihn bis zum Krankenwagen ohne Hinweise auf Verletzungen wahrzunehmen. Auf keinem der Bilder oder Videos ist im Gesicht des Beamten auch nur eine Blessur zu erkennen, obwohl es durchgehend sehr gute, hochauflösende Aufnahmen gibt. Trotzdem heißt es noch am nächsten Tag, ‚man habe um sein Leben gefürchtet‘. Wie ist das zu erklären?
Wo war der zweite Zivilbeamte, von dem die Polizei spricht? Warum rennt er weg, statt seinem Kollegen beizustehen? Warum fordert er keine Hilfe für den Kollegen an? Uniformierte Beamte standen keine 100 m entfernt; von der ersten Auseinandersetzung an dauerte es relativ lang, bis der nicht geflohene Beamte beim Krankenwagen ankam. Es ist nirgends zu erkenne, dass die Polizei dem bedrohten Kollegen zur Hilfe kommt.
Zeugen berichten, die Auseinandersetzung habe begonnen, nachdem der später enttarnte Beamte versucht hatte, Rohre runterzuwerfen und zu beschädigen und andere aufgefordert hatte, ihm dabei zu helfen. Dieses Verhalten stieß auf Misstrauen bei Umstehenden und war Auslöser einer ersten, nicht dokumentierten, Schlägerei. Ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen dieser Sachbeschädigung und der Aufforderung zu Straftaten?“
(…)
Artikel zum Thema:
23.06.2011 Pressekonferenz der Stuttgarter Parkschützer zu enttarntem Polizei-Agent Provocateur
Aufzeichnung der Pressekonferenz
22.06.2011 Fotobeweis aus Stuttgart: Festgesetzter Polizei-Agent Provocateur warf mit Baumaterial
Programm “Stuttgart 21? (S21): Polizei-Komplott gegen Stuttgarter Widerstand
21.06.2011 Stuttgart: Video von Festnahme des angeblich “schwer verletzten” Agent Provocateurs der Polizei
Programm “Stuttgart 21? (S21): Informationsindustrie und Polizei-Pressestellen lügen um die Wette
20.06.2010 ALARM IN STUTTGART: Polizei sperrt Grundwassermanagement und Südflügel des alten Hauptbahnhofs weiträumig ab
19.23 Uhr: Das Grundwassermanagement-Baugelände ist von rund 1000 Stuttgartern besetzt. Und gucke da, was die Chaotle alles in der Hand halte. Also mit der Fahne könnste glatt schmeisse.
19.26 Uhr Noch ein Foto. Lauter gefährliche Leut´. Und einen Hals haben die… Also, da wären die einfach net mit durch den Zaun gekomme.