Libyen: Zynischer Angriffskrieg der Nato-Staaten als Luftwaffe der „Rebellen“-Kriegsfürsten

Der Krieg der Staaten des Nordatlantikpaktes in Afrika droht zu einer Parallele der Angriffskriege in Asien zu werden.

Die Staaten des Nordatlantikpaktes, die mit ihren Luftstreitkräften den geführten Proxy-Milizen im Libyen-Krieg versuchen den Weg frei zu bomben, haben mit ihren Luftangriffen offenbar wieder einmal ein neues Massaker angerichtet. Nachdem die durch Nato-Staaten gestützten „Rebellen“-Milizen sich nach verlustreichen Kämpfen wieder aus Sirte und Bani Walid zurückziehen mussten, meldet jetzt das libysche Regime Opferzahlen von Nato-Luftangriffen. In Sirte sollen in den letzten siebzehn Tagen im Zuge der Angriffe durch die Nato 2000 Menschen getötet worden sein; allein gestern 354, bei Luftangriffen auf Wohnviertel. (1)

Die Nato erklärte dazu, man habe gestern Nacht in Sirte lediglich fünf „Kommandozentren“, drei Radaranlagen, vier gepanzerte Fahrzeuge und acht Raketensysteme bombardieren müssen. Heute hätte man Sirte weiter bombardiert,

„weil Gaddafi-Truppen ihre Angriffe auf Zivilisten fortgesetzt hätten.“

Da UNO Resolution 1973 nur Maßnahmen zum Schutze von Zivilisten erlaubt, behaupten die Staaten des Nordatlantikpaktes also, man habe die Gaddafi-Truppen in ihren Städten angreifen müssen, damit diese bei deren Verteidigung nicht die eigenen Zivilisten umbringen. Das ist der Gipfel des Zynismus.

In Libyen tobt ein ganz normaler Angriffskrieg und jeder weiss das. Und jeder wusste das von Anfang an. (24.Februar, Rasmussen: NATO-Intervention in Libyen “sollte mit UN-Mandat erfolgen”) (4.März, Deutsche Kriegsschiffe vor Libyen: Staatsparteien, Militär und Informationsindustrie decken Vorbereitung zum Angriffskrieg)

Entgegen den Darstellungen in Informationsindustrie und Staatsmedien spielt dabei das Witzfigurenkabinett vom sogenannten „Nationalen Übergangsrat“ (NTC) um ex-Gaddafi-Justizminister Mustafa Jalil (Dschalil) keine militärische Rolle. Die Kommandogewalt der Nato-Proxy-Milizen vor Ort haben lokale Warlords, wie in Tripolis der berüchtigte Abdel Hakim Belhaj (Belhadsch), die sich einen Dreck um alles scheren.

Nachdem in peinlichen, pompösen Siegesmeldungen seit Wochen das Ende des Regimes von Muammar el Gaddafi und seinem Clan hinaus posaunt wird, leisten die libyschen Regierungstruppen gegen die vom Nordatlantikpakt mit Söldner-Truppen, Spionen, Drohnen, Sondereinheiten, Satelliten-Unterstützung, Waffen, Infrastuktur und Milliardensummen unterstützten „Rebellen“-Milizen immer noch erbittert Widerstand.

Die Nato-Staaten, die sich überhaupt noch militärisch am Angriffskrieg Krieg gegen Libyen beteiligen und für die neuen Massaker in den angegriffenen Städten Sirte und Bani Walid verantwortlich sind – namentlich Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Dänemark, Belgien und den USA – stehen dabei ihren libyschen und aus allen Teilen der Welt zusammengesammelten Killern in Sachen Skrupellosigkeit und mörderischem Zynismus in nichts nach. Unter dem Siegel des Nordatlantikpaktes exekutieren explizit die USA, Frankreich und Großbritannien in einem afrikanischen Land am Mittelmeer einen Angriffskrieg und bauen sich in einer Rohstoff-Abbauzone ein von Kriegsfürsten beherrschtes Protektorat auf. Das ist ist genau das, was sie 2001 auch in Afghanistan und ab 2003 (ohne Frankreich und Deutschland) im Irak gemacht haben. Auch in Libyen wiederverwendbare Kriegstaktik: das ständige Warnen vor Attentaten der eigenen Milizen unter entsprechend anderem Siegel, mit Waffen, die man selbst nach Libyen geliefert hat, sei es vor oder nach der Invasion.

In Libyen kommt, neben obligatorischem Massenmord und Kriegsverbrechen, noch eine ethnische Säuberung hinzu. Im gesamten von „Rebellen“ kontrolliertem Territorium des nordafrikanischen Landes gibt es praktisch keine Schwarzafrikaner mehr. Entweder sind diese tot oder geflüchtet.

Es hat im Afghanistan-Krieg über neun Jahre gedauert, bis Abgeordnete des deutschen Parlamentes nach Attentaten, Massenmorden und Verbrechen auch nur eine einzige Tatversion von Spionen, Söldnern, Milizen oder regulären Militärs in den Besatzungsgebieten in Frage gestellt haben. Und erst nachdem sogar die UNO – also genau die Organisation, welche jetzt praktisch zeitversetzt den Beginn eines solchen Krieges in Nordafrika deckt – aus der Deckung gekommen ist, wackeln jetzt diese Leichen aus den Tagungsräumen des Bundestages vor die linkshintenoben-Presse und sagen „jaja“. (2)

Wahrscheinlich wird es auch im Libyen-Krieg wieder neun Jahre dauern, bis irgendein deutscher Parlamentarier, der sowieso liebend gern allen möglichen Diktatoren die Hände schüttelt, sich für die Menschen einsetzt, die in imperialistischen Angriffskriegen durch Militärmächte sterben, die vorher genau diese Diktatoren aufgerüstet und mit ihnen beste Beziehungen gepflegt haben. Dieser Totalverrat aller politischen und Partei-Organisationen in den seit dem 11.September 2001 kriegführenden Staaten erklärt sich aus dem Fehlen jeden Inhalts und jeder Moral. Es zählt, wer sich durchsetzt. Dann hat man es schon immer gewusst.

Aber dieser Krieg der Nato-Staaten in Libyen hat nur durch die Führung der Proxy-„Rebellen“ durch die eigenen Sondereinheiten am Boden, sowie die ständigen Luftangriffe und Drohnen-Einsätze Erfolg. Bleibt diese aktive Kriegsbeteiligung der Nato-Staaten in Libyen aus, bricht die Front der „Rebellen“ zusammen. Dieser aus allen möglichen Bewaffneten zusammengesetzte Haufen, dem militärisch sowieso Einheiten die Drecksarbeit abnehmen die nie in den Nachrichten der großen TV-Sender zu sehen sind, verfügt ja nach territorialen Unterschieden über wenig bis keinen Rückhalt in der Bevölkerung.

Auch der NTC und sein Garderobenständer Jalil wird über die Rolle eines Karzai Nordafrikas nie hinaus kommen, welche Eventmanager da auch Pressekonferenzen oder Jubelfeiern organisieren mögen. Es gibt keine erkennbare oder tragfähige staatliche Verwaltungsstruktur, welche dieser „Übergangsrat“ aufzubauen im Stande wäre. Über die Kriegsfürsten der Milizen hat er sowieso keine Kontrolle.

Im Gegensatz zu den „Taliban“, die nach der Einnahme Afghanistans aufhörten zu existieren und Ende 2006 als kriegsförderndes und budgeterhaltendes Fantom plötzlich wieder auferstanden (und identisch sind mit den bezahlten afghanischen „Regierungseinheiten“ oder „Hilfsmilizen“) haben hier die Militärmächte des US-Einflussbereichs in den unendlichen Wüsten Afrikas einen echten Gegner gefunden, der vor Ort verwurzelt ist und in sämtlichen umliegenden schwarzafrikanischen Ländern und Stämmen wegen der Massaker der Nato-Milizen offen oder verdeckt unterstützt wird.

Vielleicht dauert es nun nach zwei Kriegen in Asien wieder zehn Jahre, bis man bei den amerikanischen und europäischen Mililtärmächten auf die einzige Möglichkeit kommt, um diesen Krieg in Afrika zu beenden: Verhandlungen. Denn einen Sieg wird es nicht geben.

Aber vielleicht ist ein endloser Krieg ohne Sieg ja genau das, was die Nutznießer der seit zehn Jahren in Ausmaß und Profit exponential gewachsenen Kriegsmaschinerie anstreben.

Quellen:
(1) http://www.stern.de/politik/ausland/konflikt-in-libyen-nato-soll-wohngebiet-bombardiert-haben-1728925.html
(2) http://www.jungewelt.de/2011/09-17/055.php

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