30.9.: Parkschützer laden Wulff und Kretschmann ein
Stuttgart: Mit einem nächtlichen Schweigemarsch und anschließendem klassischen Konzert im Schlossgarten werden die Parkschützer an den Schwarzen Donnerstag, erinnern. Unter dem Motto „Recht schaffen – Schlossgarten bewahren – kein Stuttgart 21“ zieht am 30. September ab 23 Uhr ein Schweigemarsch vom Mittleren Schlossgarten zum Neuen Schloss, um die Regierung zu mahnen: Keine weitere Zerstörung, nicht noch mehr Gewalt für das gescheiterte Projekt Stuttgart 21.
Um 0:30 Uhr (1. Oktober) beginnt im Schlossgarten ein Konzert mit klassischer Musik und Jazz – dort, wo vor einem Jahr tausende Mutbürger versucht haben, das Fällen Jahrhunderte alter Bäume zu verhindern. Die Parkschützer laden Bundespräsident Wulff und Ministerpräsident Kretschmann herzlich ein, diesen ersten Jahrestag, diese Nacht der dramatischen Erinnerungen mit den Bürgern gemeinsam im Schlossgarten zu begehen.
„Aus Machtgier und politischem Kalkül wurde am 30.9.2010 sehr viel zerstört“, sagt Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer. „Hunderte Bürger wurden verletzt, zum Teil sehr schwer. Entgegen geltendem Recht wurden uralte Bäume gefällt. Das Vertrauen vieler Bürger in unseren Staat und die Regierung wurde zerstört. Zerstört wurde auch das Ansehen der Polizei und die Arbeit vieler besonnener, gewissenhafter Beamter, die die friedlichen Proteste gegen Stuttgart 21 über Monate hinweg verantwortungsvoll begleitet hatten. Das alles ist umso schlimmer, als es bis heute keine ehrliche Aufarbeitung gegeben hat. Weder politisch noch juristisch wurden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen. Bis heute gibt es keinerlei Entschädigung für die Opfer. Wir Parkschützer laden Bundespräsident Wulff und Ministerpräsident Kretschmann ein, diesen Jahrestag nutzen, um im Namen des Staates Demut, Anstand und Respekt gegenüber den Bürgern zu zeigen.“
Bereits im August 2011 hatten tausende Bürger Bundespräsident Wulff mit Postkarten eingeladen, am 30.9. nach Stuttgart zu kommen. Am 30.9.2010 ging die Polizei mit brutaler Gewalt, Pfefferspray, Schlagstöcken und Wasserwerfern gegen eine angemeldete Schülerdemo und tausende friedliche Bürger vor, um den Stuttgarter Schlossgarten zu räumen. Dabei wurden über 400 Personen verletzt, zum Teil sehr schwer. In der Nacht zum 1. Oktober 2010 ließ die Bahn ab 0:30 Uhr Bäume fällen, obwohl ihr dies das Eisenbahnbundesamt schriftlich verboten hatte.
Ob am Nordflügel oder im Schlossgarten, für Stuttgart 21 wurde schon sehr viel zerstört, ohne dass etwas Neues geschaffen wurde. Aufgrund von technischen Problemen und mangelhafter Planung gibt es bei Stuttgart 21 seit über einem Jahr keinen ernst zu nehmenden Baufortschritt. Wegen der geologischen und wassertechnischen Bedingungen halten namhafte Experten das Projekt für unrealisierbar, daher schrecken auch die Baufirmen vor den riskanten Aufträgen wie Düker, Technikgebäude und Neckaruntertunnelung zurück.
Kommentare sind geschlossen.