Parkschützer legen gerichtsfestes Baumgutachten vor
Von Stuttgart 21 bedrohte Bäume sind vital und unverpflanzbar
Stuttgart: Die über parkschuetzer.de vernetzte Gruppe „Stuttgarter Bürger“ hat den staatlich vereidigten, vom Regierungspräsidium öffentlich bestellten Baumsachverständigen Hartmut Neidlein beauftragt, einen Teil der Bäume im Mittleren Schlossgarten zu beurteilen, die durch den Tunnelbahnhof Stuttgart 21 unmittelbar bedroht sind. Nun liegt ein gerichtsfestes Gutachten über 21 Platanen und eine Robinie vor: Einzig die Robinie zeigt gravierende Schäden, alle begutachteten Platanen sind vital und uneingeschränkt erhaltenswert. Eine erfolgreiche Verpflanzung ist für keinen dieser Bäume realisierbar (siehe beigefügtes Gutachten und die beigefügte Zusammenfassung).
„Auch dieses Gutachten zeigt: Wenn man die Schlichtung und Geißlers Spruch auch nur ein bisschen ernst nimmt, muss man Stuttgart 21 stoppen“, sagt Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer. „Der von Geißler geforderte Erhalt der wertvollen alten Bäume im Mittleren Schlossgarten, mitten in der Stuttgarter Innenstadt, ist mit der Baugrube für den Tunnelbahnhof nicht zu vereinbaren. Stuttgart 21 hat schon genug Zerstörung in unsere Stadt gebracht – ohne Aussicht auf irgendeinen Gewinn für uns Bürger. Wir fordern Bundeskanzlerin Angela Merkel als oberste Gebieterin der Bahn AG auf, diesen destruktiven Wahnsinn endlich zu beenden!“
Hintergrund der Baumbegutachtung ist Geißlers ‚unabdingbare‘ Forderung: „Die Bäume im Schloßgarten bleiben erhalten. Es dürfen nur diejenigen Bäume gefällt werden, die ohnehin wegen Krankheiten, Altersschwäche in der nächsten Zeit absterben würden. Wenn Bäume durch den Neubau existentiell gefährdet sind, werden sie in eine geeignete Zone verpflanzt.“ Ziel der „Stuttgarter Bürger“ war eine unabhängige Feststellung, welche Bäume nach Geißlers Schlichterspruch erhalten werden müssen und welche davon überhaupt verpflanzbar wären. Mit dem nun vorgelegten Gutachten wollen die „Stuttgarter Bürger“ zugleich Stellung beziehen zum Dialogforum, das von OB Wolfgang Schuster initiiert wurde. Dort sollen „Fachleute von Befürwortern und von Gegnern darüber diskutieren […], welche Bäume erhalten werden könnten und bei welchen sich keine Verpflanzung anbietet“.
Der unmittelbar an den Stuttgarter Hauptbahnhof angrenzende Schlossgarten ist genau wie das Mineralwasseraufkommen mit seinen vielen Quellen ein einmaliger Schatz für die Stadt. Seine vielen rund 70 bis 130 Jahre alten Platanen filtern die Stadtluft, regulieren das Klima im Stuttgarter Kessel und beherbergen zahlreiche geschützte, zum Teil vom Aussterben bedrohte Arten, vom Juchtenkäfer bis zur Hohltaube. Die Bahn will für „Stuttgart 21“ knapp 300 der für die Luftreinhaltung und für das Klima im Talkessel so wichtigen Parkbäume abholzen, um quer durch den Schlossgarten die Baugrube für den Tunnelbahnhof auszuheben.
Das Gutachten wurde mit Spendengeldern Stuttgarter Bürger finanziert. Die „Stuttgarter Bürger“ haben sich über die Internetplattform www.parkschuetzer.de vernetzt.
Zur Mahnung und Erinnerung an die brutale Zerstörung wertvoller Parkbäume am ‚Schwarzen Donnerstag‘ vor einem Jahr veranstalten die Parkschützer am Freitag, 30.9.2011 ab 23 Uhr einen Schweigemarsch mit anschließendem Konzert vor dem gerodeten Areal (jetzt Grundwassermanagement).
Gutachten als PDF zum download:
Kurzfassung (2,8 MB)
Langfassung (10,6 MB)
Rückfragen an Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer, Tel. 0174-7497868 oder an Gutachter Hartmut Neidlein, Tel. 0175-4336938