Graben um des Grabens Willen für Stuttgart 21?
Parkschützer: Arbeiten im Schlossgarten komplett sinnlos!
Stuttgart: Unter dem Motto ‚Viel zerstört – nichts gewonnen‘ sind gut 50 Parkschützer zur Stunde im Mittleren Schlossgarten präsent, um gegen die von der Bahn angekündigten Arbeiten zu protestieren. Die Bahn hatte gestern gemeldet, für einen Rohrkanal im Mittleren Schlossgarten Büsche roden zu wollen. Um vom Scheitern des Tunnelprojekts S21 abzulenken, stürzt sich die Bahn seit Monaten in nutzlosen Aktionismus: In erschreckend unprofessioneller Arbeit werden nicht oder schlecht verbundene Rohrstücke in die Landschaft gestellt, die Bäume am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz wurden ausgerissen, jetzt sollen Büsche gerodet werden … nur, um davon abzulenken, dass die Bahn seit über einem Jahr bei den für den Projektablauf relevanten Bauwerken nicht vorankommt.
Die Parkschützer wehren sich entschieden gegen solche Zerstörungen für ein gescheitertes Projekt.
„Was die Bahn da ankündigt, erinnert fatal an den alten ‚Vorschlag‘ eines CDU-Abgeordneten, man solle doch im Stuttgarter Bahnhof ein Loch graben, damit die S21-Gegner endlich glauben, dass Stuttgart 21 unumkehrbar sei“, sagt Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer. „Solange die Bahn keine Lösung für den Nesenbach-Düker hat, für den sie seit Mai letzten Jahres keinen Auftragnehmer findet, sind alle anderen Arbeiten nutzloser Aktionismus auf Kosten der Steuerzahler. Solange sich die Baufirma Wolff&Müller wegen Einsturzgefahr nicht traut, das seit nunmehr einem Jahr überfällige Technikgebäude in Angriff zu nehmen, ist der angekündigte Graben ebenso sinnlos wie die Brache, die der abgerissene Nordflügel hinterlassen hat. Es ist an der Zeit, dass Finanzminister Nils Schmid das Scheitern des Tunnelprojekts S21 zur Kenntnis nimmt und aufhört, die destruktiven Ablenkmanöver der Bahn mit unserem Landesgeld zu bezahlen.“
Mit dem eigentlichen Bau des Tunnelbahnhofs S21 kommt die Bahn seit über einem Jahr nicht voran, da Geologie und Mineralwasser genau so unkontrollierbar und riskant sind, wie die Gegner des Milliardengrabs seit Jahre warnen. Gravierendstes Beispiel ist der Nesenbach-Düker, der für den Bau des Tunnelbahnhofs zwingend erforderlich ist: Laut Planung sollte daran seit Mai letzten Jahres gearbeitet werden, die Vergabe ist aber gescheitert, da die Bahn bis heute keinen Auftragnehmer gefunden hat, der bereit ist, die Risiken zu übernehmen. Experten gehen davon aus, dass es im Bereich des geplanten Dükers nicht möglich ist, tief genug zu graben, ohne einen Mineralwasserdurchbruch zu provozieren. Da das Mineralwasser unter großem Druck steht, hätte ein solcher Durchbruch unkontrollierbare Folgen für die gesamte Umgebung.
Um Platz zu machen für ein Technikgebäude für den Tunnelbahnhof S21, wurde der Nordflügel abgerissen und die Bäume vom Kurt-Georg-Kiesinger-Platz beseitigt. Der tatsächliche Bau ist seit einem Jahr im Verzug, da die beauftragte Baufirma Wolff&Müller an der Realisierbarkeit der Planung zweifelt. Die nun angekündigte Rodung von Büschen im Schlossgarten schafft nur weitere nutzlose Zerstörung.