„Warum legten China und Russland kein Veto ein, als der Westen im UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen Côte d‘Ivoire (Elfenbeinküste) und Libyen beantragte, machen aber das Gegenteil, wenn es um Syrien geht? Wie 2008 beim Veto gegen Sanktionen gegen Zimbabwe?“
Diese Frage stellte mir Eric Atangana aus Yaounde, Kamerun, auf meiner Facebook-Seite.
1) Côte d‘Ivoire unter Präsident Laurent Gbagbo und Premierminister Guillaume Soro hatten die meisten Verträge mit China gekündigt, um sich Frankreich anzunähern, nachdem der Hafen von Abidjan kurz vor den Wahlen von Bolloré (französischer Großkonzern) übernommen worden war, in der Hoffnung, dass dieser Schritt Paris beruhigen würde. Mit dieser Geste lieferte Laurent Gbagbo den Beweis, dass er die Anweisung aus Paris befolgte, nichts mit den Chinesen zu unternehmen (außer es läuft über Frankreich), wodurch die Forderung nach einem chinesischen oder russischen Veto illusorisch wurde.
2) Im Fall Libyen ist es noch schlimmer. 2006 schloss Gaddafi mit der Bush-Administration ein Abkommen, mit dem er seinen Geheimdienst der CIA unterstellte. Unter diesem Abkommen war es der amerikanische Geheimdienst, der die Vorgänge in Libyen stark beeinflusste. Das bedeutet, dass Libyen auf das Pferd der Vereinigten Staaten von Amerika gesetzt hatte gegen das Tandem China/Russland. Als sich dann die Gelegenheit ergab, präsentierten Peking und Moskau Gaddafi und Gbagbo die Rechnung für diese strategischen Fehler. In Peking nennt man das Lernen durch Erfahrung.
Die Lektion, dass wir uns für eine Seite entscheiden müssen, wird jetzt in vielen afrikanischen Hauptstädten gut verstanden. Schon lange wurde sie verstanden in Harare und Khartoum, und seit kurzem in Yaoundé, wo man sich offen für China entschieden hat. In Kamerun zum Beispiel werden sechs ranghohe Mitglieder der Armee in China ausgebildet, auch die neuen Waffen, mit denen die Armee ausgerüstet wird, kommen aus China, obwohl Paris darüber verärgert ist. Indem es so handelt, weiß Yaoundé, dass es das Szenario von Côte d‘Ivoire vermeidet, da es mit einer großen Macht verlinkt ist, die in der Lage ist, es vor Paris und Washington zu schützen in Krisen aller Art, die die wahrscheinliche Beteiligung der Vereinten Nationen hervorrufen würden, die ja immer auf der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika und des Westens stehen.
3) Was die westliche Propaganda mit den Rohstoffen betrifft, so hat China mit Russland ein Abkommen über die Konstruktion von Erdölleitungen geschlossen, das den hauptsächlichen Bedarf der Chinesen an Erdöl und Erdgas für die kommenden 30 Jahre decken soll. Dafür hat China eine Anzahlung von $25 Milliarden geleistet und wird dadurch zum größten Kunden Russlands. China ist die größte Bergbaunation der Welt und produziert 95% der Seltenen Erden. Mit oder ohne Afrika, China lässt den Westen wissen, dass er sich keine übertriebenen Vorstellungen zu machen braucht.
Schlussfolgerung: China ist in Afrika nicht nur wegen der Rohstoffe, sondern um den Einfluss der Europäer zu schwächen, wo diese sich noch sicherer fühlen. Es ist klar, dass China durch die Veränderungen in den afrikanischen Städten wie Nairobi, Maputo, Luanda, Yaoundé, Kinshasa und Kampala Afrika dazu bringt, die vielen Lügen des Westens über es selbst und seine Nicht-Entwicklung in Frage zu stellen, wo ja seine Ressourcen Jahrhunderte lang von diesem ganz skrupellos ausgebeutet worden sind. Vor Jahren kündigte der Westen den Bankrott Zimbabwes aufgrund der EU-Sanktionen an, aber dank der finanziellen Unterstützung durch China konnte das Land dem Vereinigten Königreich die kalte Schulter zeigen. Tony Blair schreibt in seinen Memoiren, dass er ein Kommando senden wollte, um Mugabe zu stürzen und eine interne Rebellion anzuzetteln. Aber er hatte Angst vor der chinesischen Reaktion. Für uns stellt sich heute die Frage, wie sich Afrika den Zustand von Verwirrung und Krise zunutze machen kann, in den China den Westen erfolgreich hineinmanövriert hat?
Erschienen auf Jean-Paul Pougalas Website www.pougala.org. Jean-Paul Pougala ist Professor an der Geneva School of Diplomacy in Genf.
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