Herr Geißler, ist das der Erfolg Ihrer Schlichtung?
Stuttgart 21: Betrug beim Stresstest; Abholzung der Schlossgartenbäume ausgeschrieben
Stuttgart: Mit viel Brimborium hat Heiner Geißler vor einem Jahr eine ‚Schlichtung‘ im Streit um Stuttgart 21 einberufen – das Ergebnis lautete u.a.: Die Leistungsfähigkeit von S21 wird per Stresstest nachgewiesen, die Bäume im Schlossgarten bleiben erhalten. Den Stresstest hat der Tunnelbahnhof nur durch massive Fälschungen in der Berechnung und durch Annahme falscher Zahlen für den Kopfbahnhof ‚bestanden‘. Die Abholzung der Bäume hat die Bahn jetzt ausgeschrieben.
„Es ist schon traurig, wie respektlos die S21-Lobby über Heiner Geißler hinweggeht“, sagt Dr. Carola Eckstein von den Parkschützern. „Dass die Bahn keinerlei Interesse an einer inhaltlichen Diskussion hat, dass es nur darum geht, die Menschen abzulenken, war von vornherein klar. Die Dreistigkeit, mit der die Bahn alles tut, um das bisschen Transparenz der Schlichtung wieder zu vernebeln, überrascht selbst uns Skeptiker. Für eine ‚unabdingbare Verbesserung‘ nach der anderen wird offenbar, dass die Bahn sich um Geißlers Schlichtung nicht schert, egal wie begründet die Forderungen sind – und Herr Geißler sagt zu alledem nichts. Offenbar nimmt nicht einmal er seinen Spruch ernst.“
Die Ausschreibung über die Abholzung der Parkbäume. Der Titel heißt zwar ‚Baumverpflanzung Schlossgarten‘, im Text heißt es jedoch „Sofern keine Ersatzstandorte gesichert werden können, sind auch die zur Verpflanzung vorgesehenen Bäume zu fällen“. Da die Bäume aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts über keine der angrenzenden Straßen abtransportiert werden könnten und im Mittleren Schlossgarten kein Platz ist, wird es keine Ersatzstandorte geben.
Der staatlich vereidigte und öffentlich bestellte Baumgutachter Hartmut Neidlein hatte erst kürzlich in einem Gutachten bestätigt: Die bis zu 200 Jahre alten Baumriesen sind nicht verpflanzbar, eine Verpflanzung wäre für diese Bäume der Tod auf Raten. Obwohl dieses Gutachten öffentlich vorliegt, hat die Bahn nun einen eigenen, weitaus besser bezahlten Gutachter – es geht um sechsstellige Beträge – beauftragt. Der beauftragte Gutachter Bodo Sierig betreibt auch eine Baumverpflanzungsfirma.
Beim Stresstest hat die Bahn sich nicht an geltende Bahnvorschriften gehalten und obendrein alle Züge mit mehr als 3-5 Minuten Verspätung einfach aus der Statistik gelöscht. So wurde z.B. mehr als die Hälfte der ‚betrachteten‘ Güterzüge nicht berücksichtigt – die paar verbleibenden Züge haben dann eine gerade noch akzeptable Verspätung. Die Liste der Regelverstöße beim Stresstest der Bahn ist lang. Hält man die Vorschriften ein und berücksichtigt alle Züge, auch die mit 6, 7 oder 8 Minuten Verspätung, so kommt man für den Tunnelbahnhof S21 auf eine Leistungsfähigkeit von nur 32 Zügen in der Stunde.
Dagegen kann der bestehende Kopfbahnhof schon heute weit mehr Züge in der Stunde abfertigen als die im S21-Stresstest mit heftiger Trickserei ‚nachgewiesenen‘ 49 Züge. Der bestehende Kopfbahnhof ist mit 56 Zügen pro Stunde weitaus leistungsfähiger, als es der Tunnelbahnhof S21 je sein könnte (vergl. Wiki-Real-PK vom Freitag, 18. November 2011 sowie die PK der Ingenieure22 vom 22. November 2011).