Erste-Hilfe-Koordination der BI (Sani-Zentrale) zum 11. Castor-Transport nach Gorleben
I. Verletztenstatistik
Die ehrenamtlichen HelferInnen der Sani-Zentrale (ÄrztInnen, RettungssanitäterInnen und andere medizinisch geschulte Personen) versorgen gemeinsam mit anderen Organisationen (hauptamtlicher und ehrenamtlicher Rettungsdienst) Verletzte vor Ort. Die uns bekannten Verletzten-Zahlen bilden daher nur einen Teil der Verletzungen ab.
Weiteres Ziel unserer Arbeit ist, durch die Interventionen bei Aktionen Verletzungen zu verhindern (Betreuung von Angeketteten, Überwachung von Polizeimaßnahmen).
Insgesamt haben unsere Erste-Hilfe-Teams 355 Personen, die durch die Polizei verletzt wurden, behandelt, davon 5 Schwerverletzte (Kopfverletzungen durch Schlagstockeineinsatz, ein Verdacht auf eine Wirbelfraktur). Ein Drittel der Verletzungen sind auf den Einsatz von OC-Kampfstoff /Pfefferspray zurückzuführen, der andere Teil hauptsächlich auf Schlagstockeinsatz. Eine Person wurde von einem Polizeipferd überrannt. Einer Person wurde ein Zahn ausgeschlagen.
Behandelt wurden auch PolizistInnen, die von ihren eigenen Reihen OC-Kampfstoff abbekamen und PolizistInnen mit Erschöpfungszuständen (ca. 10 Fälle).
Bei der Räumung der Schienenblockade wurden Verletzungen durch unsere hohe Präsenz und schneller Intervention bei unangemessenem Vorgehen seitens der Polizei verhindert.
Wir sind davon überzeugt, dass es deshalb bei der Räumung der Blockade in Harlingen nur wenige Verletzte gab.
II. Behinderungen der Arbeit
Dank der vorherigen Absprachen zwischen Landkreis, Polizeiführung und Sani-Zentrale konnten sich unsere Sanis an den Orten des Geschehens häufig frei bewegen; teilweise jedoch erst nach Intervention bei der Einsatzleitung.
Teilweise wurde unseren Sanis allerdings auch der Zugang komplett verweigert, vor allem während des Straßentransports.
9 Sanis erhielten Platzverweise.
Einer Ärztin wurde am Donnerstag auf der Kundgebung in Metzingen verweigert, einen festgenommenen Verletzten zu untersuchen.
In einem anderen Fall wurden Sanitäter beim Augenspülen eingekesselt.
Zudem ist es zu mehreren tätlichen Übergriffen der Polizei auf unsere Teams gekommen, z.B. wurde ein Sanitäter durch OC-Spray und ein weiterer durch mehrere Schlagstockhiebe verletzt. Die Sani-Station in Laase wurde von der Polizei regelrecht überrannt. Hierbei wurden Sanis bedroht, geschlagen und beleidigt.
III. Bilanz
Die Anzahl der Verletzten ist erschreckend hoch und wird wahrscheinlich noch erhöhen, wenn uns endgültige Zahlen vorliegen.
Wir verurteilen den massenhaften Einsatz von OC-Spray, Schlagstöcken und Pferden. Die von uns beobachteten Situation wären ohne den Einsatz dieser Hilfsmittel – und damit, ohne eine derart hohe Zahl von Verletzten – lösbar gewesen.
Angriffe auf gekennzeichnete ErsthelferInnen sind nicht zu rechtfertigen.
Für Rückfragen: Tel. 0152 56171333
Die Menschen, welche sich hier unter hohem Einsatz an Zeit, Geld und Gesundheit am Castor-Widerstand beteiligen, nehmen die Aufgabe ernst, sich als Korrektiv unserer Gesellschaft gegen eine völlig verfehlten Atom- und Endlagerpolitik einzusetzen und dürfen durch polizeiliche Maßnahmen nicht zu Schaden kommen.