Zum letzten Mal in diesem Jahr widmet sich Radio Utopie gemäß der Prämisse: „Wer Ohren hat, der höre“, wieder den großartigen Weltmusik-Charts der WMCE, bzw. deren Neuvorstellungen. In Zeiten der frechen bis raubmörderischen Assimilationspostulate gegenüber vermeintlichen Untertanen in aller Welt fokussieren wir wie immer gerne mit und lernen von den musikalischen Botschaftern der Welt, daß es mehr als sinnvoll ist, den multikulturellen Horizont offen zu halten. Eine beispielhaft bestätigende Analyse von Mahdi Darius Nazemroaya, die zu der Aussage kulminierte, daß „wirklicher Multikulturalismus die Legitimität der Kriegsagenda der NATO infrage stellt und die Umsetzung des Konzeptes des „Kampfes der Kulturen“ behindert, das den Eckpfeiler der amerikanischen Außenpolitik bildet“, konnten wir erst kürzlich bei Globalresearch lesen. An der Spitze der Charts stehen im Dezember drei starke Künstlerinnen. Und das ist gut so! Sehr wahrscheinlich ist, daß Fatoumata Diawara eine Verwandte von Diapi Diawara ist, der noch Anfang der 90er der Agent u.a. von Miriam Makeba war. Wer sollte jedoch etwas gegen derartige Vetternwirtschaft in der Weltmusik haben? Es ist doch gut und nur natürlich, wenn familiäre Strukturen beim Weiterkommen behilflich sind und nun einschlägige Talente in die Fußstapfen treten.
Das heißeste Video kommt jedoch diesmal aus Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Und es ist von Baloji, der ganz offenbar von seinem belgischen Exil aus agierte:
Es handelt sich bei dieser Neuvorstellung um eine compilation und auch andere Combos kommen zum Zuge. Im aktuellen 2. Video auf der site von Baloji erleben wir dann die Enttäuschung nach der Wahl mit dem „Indépendence Cha Cha„. Angesichts dieser beeindruckenden Beispiele von Weltmusik möchten wir nochmals auf die Schweizer website norient von Thomas Burkhalter hinweisen, der mit seinem Artikel: „Weltmusik 2.0: Zwischen Spaß – und Protestkultur“ deutlich aufgezeigt hat, wie sich die ausgetrampelten Pfade der Wahrnehmung von Weltmusik ändern können. Und, daß ein subsistent systemkonformes, eher emotionalistisches Konsumptionsbestreben zur Erfassung nicht ausreicht. sondern es zu vergegenwärtigen ist, daß existente, nachfolgende Entwicklungen sehr drastisch dies verhärmte Profitstreben selbstbewußt konterkarieren. Einer solchen Entwicklung läßt sich nicht durch simple Korruption begegnen. Es ist eine Frage der Zeit – Nicht der Agenda. All dies verliert sich nur zwischen Geburt und Tod. Und Repetitio. Im Vordergrund steht immer die Freude am, zugegeben, kurzen Leben – und nicht die Nutzbarmachung dieser. Das Lebenselement „Freude“ ist individuell und unverkäuflich. Aber es ist transzendent.
Einiges Kopfkratzen lösten zum einen die Produktion „The Aalev Family & Tamir Muskat“ aus Tajikistan, genauer: Israel aus. Zum anderen die Verlinkung auf der WMCE-Seite zu Omid „Orientation„. Letztere ist leicht aufzuklären gewesen: Es liegt eine Verwechslung der Nachnamen vor. Während die Iranisch-Deutsche Produktion, die sich nahe an der traditionellen iranischen Musik orientiert, durch Omid Bahadori geprägt zu sein scheint, weist die Verlinkung irrtümlich auf Omid Soltani hin. Kann ja mal vorkommen. Gleichwohl Soltanis Seite hier nicht verlinkt wird, ist sie aber ein krasses Anschauungsbeispiel dafür, wie weit sich oppositionelle Exiliraner gedanklich vom aktuellen Ist-Zustand des Iran entfernt haben, wenn der Protagonist in Farsi singend in einem U.S.A.F.- Jäger sitzt und WK II – Flieger aus der Luft holt. „Omid“ steht für Hoffnung, ist ein offenbar weitverbreiteter iranischer Männername und außerdem der Name eines iranischen Kommunikationssatelliten. Ins All geschossen mit der Trägerrakete Safir-2, deren Unterstufe die Shahab-3 Mittelstreckenrakete ist. Boohoo! Für jene, die sich für klassisch traditionelle iranische Musik interessieren, empfiehlt die Radioredaktion diese Webradio-Adresse: Radio Darvish
Wirklich aufschlußreich und die Allgemeinbildung erweiternd war ein kleiner Exkurs durch‘s Netz, wie es denn eigentlich kommt, daß eine tadjikische Familie ein israelischer Weltmusikexportschlager sein kann. Die Musik der Aalev Family weist gehörmäßig beachtliche Ähnlichkeiten mit der „Road of the Gypsies“ auf und besonders die Percussion ist in den Studioaufnahmen von beachtlicher Präzision geprägt.
Von hier aus gesehen echt „JottWeeDee“ und eigentlich doch nicht, ist die Produktion „Havili“ von Te Vaka. Und so pittoresk, wie der Auftritt dieser Formation aus Neuseeland auch erscheinen mag, noch immer habe ich diesen Film: „Once Were Warriors“ aus 1995 im Hinterkopf. Und nach authentischen Zeugenaussagen ist Neuseeland immer noch „scheißteuer“.
Schöner Commonwealth – oder tragen wir nicht alle unsere Tattoos im Innern?
Ihr seht: Dieser Artikel ließe sich endlos erweitern und genau das ist das Momentum der Weltmusik!
Die Radioredaktion von Radio Utopie wünscht jetzt ganz besonders dem Visionär Johannes Theurer und seiner Familie einen harmonischen Jahresausklang und hängt für die Seinen eine Jahresendflügelfigur in den virtuellen Raum. Und natürlich auch für die LeserInnen von Radio Utopie. Wir beflügeln ebenso weiterhin den Existenzkampf des Menschen. Genau hier und immerdar.