EZB druckt Banken unbegrenzt Geld, Banken vernichten es: Euro-Kapitalismus kurz erklärt

Während in Europa durch Regierungen und Banker systemisch die Demokratien und souveränen Staaten beseitigt werden, halten Millionen durch den Euro-Kapitalismus ausgeplünderte Menschen auch noch ihre Taschen hin und reden Dreck daher, weil sie keine Ahnung haben und zu dumm zum Lesen sind. Als kleines Gegenmittel, leider nur für die Alphabeten und Denkfähigen, hier eine kurze Erläuterung der derzeitigen Vorgänge.

Am 30.November gaben die Zentralbanken der Staaten USA, Großbritannien, Japan, Kanada, Schweiz, sowie die Frankfurter Zentralbank des 17 Staaten umfassenden Währungsgebietes Euro „gemeinsame Massnahmen“ bekannt, mit dem erklärten Ziel, „dem globalen Finanzsystem Liquidität zuzuführen“. Als konkrete Maßnahme beschlossen sie lediglich, „die Zinssätze für die bestehenden, befristeten Liquiditäts-Swap-Abkommen in US-Dollar um 50 Basispunkte zu senken“. (1)

Diese Maßnahme war als Witz zu verstehen. Die tatsächlichen Absprachen zwischen den Zentralbanken, den Gelderfindern der Gelderfinder, hatten einen völlig anderen Hintergrund. Die Zentralbanken beschlossen „in allen Währungsgebieten Liquidität in allen ihren Währungen“ anzubieten. Konkret hieß das: die EZB, die bisher systemische Geldnot in ihrem Währungsgebiet gezielt für einen politischen Staatsstreich gegen 17 Demokratien einsetzte und damit nicht schnell genug voran kam, habe nun Geld zu drucken.

Das passierte dann neun Tage später. Die EZB verkündete am 8.Dezember (2), im Schatten einer irrelevanten Senkung des Zinssatzes auf „Spitzenrefinanzierungsfazilität“ und „Hauptrefinanzierungsgeschäfte“ (3), sie werde nun über einen Zeitraum von drei Jahren unbegrenzt Geld drucken – natürlich ausschließlich für Banken und Kapital-Konsortien, versteht sich. Kürzel für diese „longer-term refinancing operations“: „LTROs“.

Für diese in der Währungseinheit „Euro“ verteilten unbegrenzten Kredite an Kapitalisten weltweit forderte die EZB ein Prozent Zinsen. Die EZB erlaubte den Banken sogar, selbst vergebene Kredite an Dritte als Sicherheit für die Aufnahme von Krediten bei der EZB zu verwenden.

Zentrale Maßnahme der EZB aber war die Absenkung der „Mindestreserve“, der „reserve ratio“, welche die im Währungsgebiet operierenden Banken für ihre Geldgeschäfte zwingend hinterlegen müssen. Beispiel: wird die Mindestreserve durch die Zentralbank auf 10 Prozent festgelegt, muss jede Bank im Währungsgebiet für Kredite in Höhe von 100 Währungseinheiten an Kunden, Untertanen, Arbeiter, usw, 10 Währungseinheiten als Sicherheit deponieren.

In jedem Währungs- und Finanzsystem weltweit ist die durch die jeweilige Zentralbank festgelegte Mindestreserve unterschiedlich hoch. In China beträgt sie 21 Prozent, in Brasilien 20 Prozent, in Großbritannien und Kanada gibt es überhaupt keine und in den USA effektiv keine.

Die EZB senkte nun am 8.Dezember die Mindestreserve für die Gelderfinder im eigenen Währungsraum von 2 auf 1 Prozent.

Innerhalb von wenigen Tagen ließen sich 523 globalisierte Banken und Konsortien „des Euro-Raumes“ von der EZB für 1 Prozent Zinsen (und einer nur mehr notwendigen Mindestreserve von 1 Prozent) rund eine halbe Billion Euro drucken. (4)

Was aber passierte dann? Die Banken rannten nun mit diesem für 1 Prozent Zinsen für sie gedruckten Geld zur EZB zurück und schmissen sie dort in die „deposit facility“, kurzfristige Konten der Zentralbank für ihre Banken und deren eintägige Einlagen bei der EZB.

Bereits am 1.Dezember, dem Tag nach der Erklärung der Zentralbanken in den USA, Großbritannien, Kanada, Japan, sowie der EZB, waren die sogenannten „Übernacht-Einlagen“ der Banken bei der EZB bereits innerhalb von einem Tag von 297,1 Milliarden Euro auf 304,4 Milliarden Euro gestiegen (5). Nach der Verkündung der EZB am 8.Dezember explodierte der Geldbunker der EZB erst richtig – vom Freitag, dem 23. Dezember, von 347 Milliarden Euro auf 412 Milliarden Euro am Dienstag. Also allein über die Weihnachtstage um 65 Milliarden Euro. Und dann innerhalb nur eines einzigen weiteren Tages um nochmal 40 Milliarden Euro auf 452 Milliarden Euro. (7)

Was aber bekommen die Banken für diese „Übernacht-Einlagen“ an Zinsen? 0.25 Prozent.

Zusammen gefasst: die Banken leihen sich bei der EZB für 1 Prozent Zinsen und deponieren dann große Teile dieses Geldes wieder bei der EZB für 0.25 Prozent Zinsen

Des Weiteren kauften Konsortien und Banken gestern massenweise Anleihen der Monarchie Dänemark mit ihrer (ganz bestimmt antieuropäischen) eigenen Währung Krone, auf die die Kapitalisten nicht etwa Zinsen bekommen, sondern Negativzinsen zahlen müssen.

Fazit: die EZB druckt den Banken unbegrenzt Geld, die Banken vernichten es wieder. Quot erat demonstrandum.

Hoher Gerichtshof der Öffentlichen Meinung, werte Besoffene, ich schließe hiermit für heute mein Plädoyer für den Beklagten Logik, Herrn und Frau Homo Sapiens und das bisschen, was sie noch nicht versaut haben auf diesem Planeten.

Navigation, um auf der Webseite der EZB http://www.ecb.int/ecb/html/index.en.html zur Angabe der in der Deposit facility („Übernacht-Einlagen“) geparkten Geldmenge zu gelangen:
European Central Bank > Monetary Policy > Instruments > Standing Facilities > „Use of the deposit facility“

Derzeitige dort geparkte Geldmenge der Banken: 445,683 Milliarden Euro. Zinsatz („Deposit facility rate“): 0.25 %

Quellen:
(1) http://www.snb.ch/de/mmr/reference/pre_20111130/source/pre_20111130.de.pdf
(2) http://www.ecb.int/press/pr/date/2011/html/pr111208_1.en.html
(3) http://www.ecb.int/press/pr/date/2011/html/pr111208.de.html
(4) http://www.tagesschau.de/wirtschaft/ezb194.html
(5) http://www.bild.de/geld/wirtschaft/euro-krise/euro-krise-ticker-alle-infos-news-zur-schuldenkrise-1-21321818.bild.html
(6) http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/19/0,3672,8426995,00.html
(7) http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/vertrauenskrise-im-finanzsystem-bankeinlagen-bei-ezb-erreichen-neue-rekordsumme-1.1245085
(8) http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/verunsicherte-anleger-daenemark-leiht-sich-geld-zu-negativen-zinsen-1.1246646

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