Analyse zur Kampagne gegen Wulff: Eine Clinton-Affäre ohne Lewinsky

Die Kampagne gegen den amtierenden Bundespräsidenten Christian Wulff muss bei den Pro-Demokraten der Republik, jenseits aller unterschiedlichen politischen und persönlichen Ansichten, Einspruch und Wachsamkeit auslösen.

Die BW-Bank bestätigt die Aussage von Bundespräsident Christian Wulff in seinem ARD-ZDF-Interview, daß er am 25. November mündlich die Kreditvereinbarungen traf. ARD-Korrespondent Werner Sonne, an den Kai Diekmann und die Bild-Redaktion Wulffs den Inhalt des vertraulichen Anrufs des Präsidenten weitergegeben hat, bestätigt, daß Wulff auf  eine Verschiebung des Veröffentlichungstermin gedrängt hat. Beide Meldungen werden durch eine skrupellose und hemmungslos verlogene Maschinerie der Manipulation und Hetze umgedreht. Es wird durch Informationsindustrie und Staatssender einfach das Gegenteil von dem suggeriert, was sie selbst berichten.

Thema Nr.1: unisono berichten „Hamburger Abendblatt“, „Süddeutsche“ und „Frankfurter Allgemeine Zeitung“: „BW Bank widerspricht Wulffs Darstellungen“.

Soso. Wo denn?

Es geht um eine zuvor schriftlich durch die Springer-Zeitung „Welt“ gestellte Anfrage, in der auf die Aussage von Christian Wulff abgehoben wird, eine mündliche Vereinbarung habe „Handschlagqualität“. Um nichts anderes. Dazu antwortete die BW-Bank: „Ein Kreditvertrag mit Verbrauchern bedarf der Schriftform“.

Ach nee. Und wir dachten, es ging um die Anfrage, wann dieser Vertrag in Schriftform nun vereinbart wurde. Denn diese Aussage von Präsident Christian Wulff bestätigte die BW-Bank. Im Übrigen hat Wulff im ARD-ZDF-Interview selbst zugegeben, daß der am 25.November vereinbarte Vertrag erst später durch beide Seiten unterschrieben wurde. Für jeden von uns, die wir ja noch nie schriftliche Verträge vorbereiten, verhandeln und dann hin- und her schicken mussten, wird das natürlich eine Riesenüberraschung sein.

So etwas Verlogenes, was hier die Presse-Industrie abzieht, hat man seit der in umgekehrter Richtung operierenden Presse-Kampagne zum Schutze von ex-Kanzler Helmut Kohl nicht mehr gesehen. Der ließ sich im Zuge der CDU-Spendenaffäre Millionen von irgendwelchen Mogulen zustecken, mutmaßlich auch denen, die jetzt den Präsidenten stürzen wollen, und verschwieg deren Namen – weil er denen sein Ehrenwort gegeben hatte. Anschließend wurden die Millionen auch noch öffentlich von einflussreichen Prominenten wieder „zurückbezahlt“. Eine Schande war das und die Nomenklatura deckte sich gegenseitig; allen voran kam die hilfreiche SPD ihrer CDU zu Hilfe.

Und nun das?! Ein Ministerpräsident nein, sogar ein Bundespräsident muss sich Geld leihen. Ja warum muss er das denn überhaupt? Weil er nicht die Gnade der ehrenwerten Geburt besitzt?!

Thema Nr.2.: Werner Sonne, dem ARD-Godfather aller Berliner Insiderinformationen, wird von Kai Diekmann und der Bild-Redaktion der Inhalt eines vertraulichen Anrufs des – ja, unfassbar naiven – Bundespräsidenten an seinen vermeintlichen Freund Kai Diekmann zugespielt. Was sagt dazu ARD-Mann Sonne im ARD-ZDF-„Morgenmagazin“? Er bestätigt, daß der sich zu diesem Zeitpunkt im Ausland befindliche Präsident um eine „Verschiebung“ der Veröffentlichung seitens der „Bild“ gebeten habe.

Aha. Und was passiert nun? Auftritt Hans Leyendecker, „Süddeutsche“, ebenfalls im „Morgenmagazin“. Auch er hat von Diekmann und der „Bild“ den Inhalt des vertraulichen Anrufs zugesteckt bekommen und zwar offensichtlich nicht nur in Schriftform. Leyendecker sagt, Wulffs Anruf sei „ein „Flehen und Drohen“ gewesen. Leyerdecker äußert (was soll das denn?) der Präsident habe „weder gelogen noch die Wahrheit gesagt“. Es seien die Worte „Krieg führen“ und „Strafantrag“ gefallen.

Was ist denn das anderes, was die „Bild“, die „Faz“, das „Hamburger Abendblatt“, Leyendeckers „Süddeutsche“ und alle anderen gleichgeschalteten und kreditversorgten Gesellen der Informationsindustrie hier gegen den Präsidenten veranstalten? Das ist ein Krieg und dieser hat das Ziel, das Staatsoberhaupt zu stürzen, um jeden Preis, mit allen Mitteln der Desinformation und Manipulation. Man muss sich fragen, warum auch der Staatssender ARD nach dem ausgetrahlten Interview von Wulff das Ergebnis einer vor dem Interview erstellten Umfrage veröffentlicht (in dem noch eine knappe Mehrheit den Rücktritt von Wulff fordert) und es anschließend anderen überlässt das Ergebnis der eigenen, nach dem Fernsehinterview erhobenen Blitzumfrage bekannt zu geben, in der die Mehrheit für einen Verbleib des Präsidenten im Amt votiert.

Wer den Auftritt von Wulff in ARD und ZDF gesehen hat, der fühlte sich unweigerlich an das hochnotpeinliche Verhör des damals amtierenden US-Präsidenten Bill Clinton im Zuge der sogenannten Lewinsky-Affäre am 17.August 1998 durch eine eigens eingerichtete Untersuchungskommission erinnert.

Der Unterschied zu damals: Wulff hat keine Monika Lewinsky und den Begriff „sexuelle Beziehungen“ zu erklären, sondern einen einfachen Kredit den er aufnehmen musste um sein Haus zu bezahlen.

Was uns zum Thema bringt: warum eigentlich diese Kampagne?

Die Recherchen gegen Wulff begannen diesen Sommer. Im Sommer, genauer gesagt am 24.August 2011, sagte Präsident Wulff bei der Tagung der Wirtschaftsnobelpreisträger in Lindau, in direktem Zusammenhang mit den Aktivitäten von Frankfurter Euro-Zentralbank EZB und durch die Merkel-Schäuble-Regierung laufenden Versuche den Bundestag zu entmachten, folgenden Satz, der möglicherweise einen Hintergrund dazu liefert, warum er jetzt gestürzt werden soll:

„In freiheitlichen Demokratien müssen die Entscheidungen in den Parlamenten getroffen werden.“

Mir gingen die Bemerkungen des Präsidenten damals nicht weit genug. Ich empfand sie als ganz normales Plädoyer für einen unabhängigen Euro-Diktator.

Mag sein, daß die vom Präsidenten festgestellte Selbstverständlichkeit der parlamentarischen Demokratie hier gewissen Kräften übel aufstieß.

Übrigens: Bill Clinton, ganz unzweifelhaft ein Hallodri reinsten Wassers, wurde zweimal durch seine Ehefrau Hillary Clinton gerettet. Einmal setzte sie sich während seiner (wegen einer Affäre) schon fast gescheiterten Präsidentschaftskandidatur mit ihm in ein Interview, hielt ihm das Händchen und sagte Richtung Wählerschaft, wenn ihr ihm nicht vertraut, dann wählt ihn nicht. Da taten es die Menschen da draußen und er wurde Präsident.

Das zweite Mal, am 27.Januar 1998, setzte sich Hillary Clinton, mitten in der für sie nachvollziehbar schlimmen Lewinsky-Affäre, in ein Interview und sprach das Unerhörte aus: hier laufe eine „weitverzweigte rechtsradikale Verschwörung“ („vast right-wing conspiracy“) gegen ihren Ehemann, den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Ganz unzweifelhaft hatte sie recht.

Nun kann man sich durchaus fragen, warum ausgerechnet solche antidemokratischen Ultras wie Henryk M. Broder einerseits in der Springer-Presse übelste Hetze gegen den Präsidenten und die Republik insgesamt betreiben und gleichzeitig für die Schweizer Zeitung „Weltwoche“ schreiben, die derzeit neben den Präsidenten der Bundesrepublik Deuitschland auch den Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank Philipp Hildebrand und seine Frau Kashya angeht. Die „Basler Zeitung“ nannte die durch einen IT-Fachmann gezielt vorgenommene Spionage und den Diebstahl von Bankdaten des Schweizer Zentralbank-Präsidenten, sowie die anschließende Weitergabe an ein Mitglied der rechtskonservativen SVP und anschließend an Parteichef Christoph Blocker, die „Konturen eines Komplotts“.

Dabei muss ich hier ausdrücklich betonen, daß ich weder der Schweizer Zentralbank, noch ihrem Präsidenten, noch den über sein eigenes Konto gelaufenen lukrativen Devisengeschäften irgendetwas Positives abgewinnen kann. Auch Christian Wulff stehe ich nicht nahe, ebenso wenig seiner Partei. Die ihm allerdings auch nicht mehr, das muss man mittlerweile sagen.

Es geht hier um etwas anderes als persönliche Animositäten oder politische Ansichten. Es geht schlicht um das Wohl des Staates, unserer Republik. Und wenn hier vor dem Gerichtshof der Öffentlichen Meinung die Anklage zu derart üblen und manipulativen Mitteln greift, um den Angeklagten, Präsident Wulff, in die Enge zu treiben, bedarf es jemand, der laut und deutlich „EINSPRUCH!“ ruft.

Ein paar haben dies bereits getan. Das mag dazu beigetragen haben, daß eine Mehrheit der Deutschen gegen einen Rücktritt – mithin einen Sturz – des Präsidenten der Republik ist.

Und das hat gute Gründe. Denn was, in der jetzigen Situation, in Form eines (mutmaßlich bereits von Merkel und Steinmeier ausgehandelten) gemeinsamen Kandidaten von CDU und SPD nach Wulff in Bellevue einziehen würde, das wäre schlimmer als alles andere, was dort bisher gehaust hat.

(…)

Artikel zum Thema:
04.01.2011 Kleiner Präsidenten-Sturz und Staatskrise? Kein gutes “Bild”
Um Zeit zu sparen hier eine mögliche Abfolge in Zeitraffer

letzte Korrektur: 15.25 Uhr

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