Ansgar Heveling in einem früheren Leben: „Was braucht der Pöbel Brieftauben?! ALLLES ABKNALLEN!“

Bekanntlich besitzt der Abfall unserer Generation das Privileg, von unseren Steuergeldern nebenberuflich als Abgeordneter des alternativlosen Volkes im Parlament herum zu lungern, bei 20 Sitzungswochen im Jahr über 7 Monate Urlaub zu haben und über ein Viertel aller dortigen Reden nicht einmal mehr zu halten, sondern „zu Protokoll“ zu geben.

Ansgar Heveling, CDU, hat heute den Fehler gemacht dieses privilegierte Dasein eines Abwrackunternehmers der Demokratie kurz zu unterbrechen und eine Rede im „Handelsblatt“ zu Protokoll zu geben. In dieser liefert Ansgar Heveling, CDU, einen akkuraten und stimmigen Zustandsbericht des geistigen Mittelstands im Bundestag.

Schon der Titel flößt unmittelbar Respekt ein. Da hat einer zuviel Acta getrunken. Und das auf Pipa.

„Netzgemeinde, ihr werdet den Kampf verlieren!“

Die Welt ist ein Dorf. Was wäre das Dorf ohne den Deppen.

„Liebe „Netzgemeinde“, das Web 2.0 ist bald Geschichte. Die Revolution der „digitalen Maoisten“ geht vorbei – die Frage ist nur, wie groß die Schäden sind.“

Digitale Maoisten. Ansgar hat bestimmt mindestens 2 Minuten überlegt, bevor ihm das eingefallen ist. Leider war das nicht genug.

„Wenn wir nicht wollen, dass sich nach dem Abzug der digitalen Horden und des Schlachtennebels nur noch die ruinenhaften Stümpfe unserer Gesellschaft in die Sonne recken und wir auf die verbrannte Erde unserer Kultur schauen müssen, dann heißt es, jetzt wachsam zu sein. Also, Bürger, auf zur Wacht! Es lohnt sich, unsere bürgerliche Gesellschaft auch im Netz zu verteidigen!“

Das erinnert an den Hilferuf eines Feudalherren, der im 15 Jahrhundert aus einem Bauernhof eine Brieftaube aufsteigen sieht und in heller Aufregung seinen unterbezahlten und überarbeiteten Söldnern zu kreischt, die Viecher da sofort vom Himmel zu holen. Das seien alles theoretisch, potentiell, bestimmt, also bei Gott, antibiblische Botschaften, die da transportiert würden. Das Pack solle arbeiten gehn.

Schallt´s also aus dem Burghof müde von Kollege zu Kollege:

„Ist gut. Harry, mach schon mal den Scheiterhaufen an.“

Man sieht Ansgar Heveling förmlich vor sich, wie er über den Acker schleicht, hinter jedem Sklaven einen Bauernkrieger vermutend, der ihm sein Brot durch dessen Lohn wegnehmen will.

„Diese bürgerliche Gesellschaft mit ihren Werten von Freiheit, Demokratie und Eigentum hat sich in mühevoller Arbeit aus den Barrikaden der Französischen Revolution heraus geformt – so entstand der Citoyen. Und genau dort, in den Gassen von Paris im Jahr 1789, wurde die Idee des geistigen Eigentums geboren.“

Man gut, daß nicht alles Eigentum gleich sein muss. Ich dachte schon, der meinte unsere Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und wollte Patent anmelden.

„Es ist eine unheilige Allianz aus diesen „digitalen Maoisten“ und kapitalstarken Monopolisten, die hier am Werk ist.“

Ich muss da artig wiedersprechen. Ich habe noch keinen Musiker getroffen, der sich mit Gema und Musikindustrie verbündet hätte. Die vermuten nämlich auch hinter jedem von uns einen Bauernkrieger, wenn sie wieder um uns rumschleichen. Oh hätten sie doch Recht damit.

„Wir dürfen die Gestaltung der Zukunft nicht denen überlassen, die sich als digitale Avantgarde verstehen und meinen, sie wüssten, was das Beste für die Masse Mensch vor den Maschinen sei.“

Wie fühlt man sich eigentlich so als Masse hinter der Maschine, wenn man so eine Masse von Ansgar Heveling auf dem Bildschirm hat? Also mir geht´s grade richtig gut. Ich kann nicht klagen. Ich habe sogar grad richtig Spaß. Massig sogar. Aber ob das wirklich das Beste für mich ist?

„Wir brauchen den Citoyen, dem Werte wie Freiheit, Demokratie und Eigentum auch im Netz am Herzen liegen.“

Wir verstehen: Ansgar meint hier die wirkliche Welt. Nicht Griechenland, Portugal, Spanien, Italien, nicht irgendeines dieser doofen Länder wo sie durch ihn und seine hervorragende Partei auch davon ständig immer weniger haben, aber dafür Schulden in Frankfurt. Nein, Ansgar Heveling meint hier das Internet.

Nur – wessen Freiheit, wessen Demokratie und wessen Eigentum kann er damit bloß meinen?

Also, unsere bestimmt nicht. Oder?

Epilog

Ach und bevor ich´s vergesse: der offizielle Trailer zur Demonstration „Freiheit statt Angst 2010“. Meine Musik, meine Freiheit, (auch) mein Video. Unser Eigentum.

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