Pressekonferenz in Stuttgart: War die Computersimulation, der „Stresstest“ der Bahn AG Betrug?

13.30 Uhr: Live-Übertragung der Pressekonferenz von WikiReal im Stuttgarter Rathaus. Thema: „Fehler“ in der Simulation der Bahn AG über die vermeintliche Leistungsfähigkeit des im Rahmen von „Stuttgart 21“ (S21) geplanten unterirdischen Tunnelbahnhofs im Jahre 2021.

Am 21. Juli 2011 wurde durch vorabinformierte Kreise der Informationsindustrie vermeldet, daß die vom Staatskonzern Deutsche Bahn AG beauftragte Schweizer Firma SMA bei ihrem „Stresstest“ der Leistungsfähigkeit des im Rahmen des verkehrsindustriellen Programms „Stuttgart 21“ (S21) geplanten unterirdischen Tunnelbahnhofs im Jahre 2021 zu einem positiven Ergebnis gelangt sei. In der Veröffentlichung des „noch nicht veröffentlichten“ Untersuchungsergebnisses der SMA, die nach eigenen Angaben die eigene „Stresstest“-Simulation über eine andere eigene Computersimulation überprüft hatte, hiess es (1):

„Unsere Überprüfung der Simulationsergebnisse hat gezeigt, dass die geforderten 49 Ankünfte im Hauptbahnhof Stuttgart in der am meisten belasteten Stunde und mit dem in der Simulation unterstellten Fahrplan mit wirtschaftlich optimaler Betriebsqualität abgewickelt werden können.“

Der Schlichter zwischen Bürgerbewegung einerseits und Landesregierung, Staatskonzern, und weiteren Betreibern andererseits, war seinerzeit Heiner Geißler. Er hatte vom geplanten unterirdischen S21-Tunnelbahnhof in Stuttgart „anerkannte Standards des Eisenbahnwesens“ gefordert. Diese, so die SMA, seien „eingehalten“ worden.

Am 30. Juli 2011 wurde dann der „Stresstest“ der von der Bahn AG beauftragten SMA bei der Schlichtung vorgeführt. Der Vertreter der SMA, Werner Stohler, erklärte: „mittels Computersimulation ist das Stresstest-Modell untersucht worden“.

Bahn AG und Landesregierung von Bündnis 90/Die Grünen kamen zu dem Ergebnis, der Stresstest sei bestanden. Nervtötende Fragen verbat man sich. Auszug aus einem Ticker der bekanntermaßen pro-demokratischer Umtriebe gänzlich unverdächtigen „Stuttgarter Zeitung“ (2):

„Boris Palmer klagt noch einmal das Vorgehen der Bahn bei der Vergabe des Gutachtens an die Schweizer Firma sma an. Der Tübinger OB unterstellt der Firma sma, sie habe sich um einen weiteren Auftrag bei der Deutschen Bahn beworben, zudem habe es einen Wechsel an der Spitze der Firma gegeben. Die sma habe somit ihre Neutralität verloren. Schlichter Geißler mahnt den grünen Politiker darauf zu Sachlichkeit und bittet ihn, keine Unterstellungen in die Runde zu werfen.“

Sicherlich hatte die bestandene Simulation der Bahn AG etwas mit dem nicht simulierten Ergebnis der am 27. November 2011 abgehaltenen Volksabstimmung in Baden-Württemberg über die Fortführung der staatlichen Subvention des kommerziellen Industrieprojektes zu tun. Diese milliardenschwere Subvention beinhaltet u.a. eine vom Grundgesetz verbotene Mischfinanzierung von Mitteln aus Bund und Land.

2,1 Millionen Baden-Württemberger sahen die unter enormen Aufwand gedruckten und im ganzen Bundesland verteilten Plakate des Betreiber-Bündnisses von „Stuttgart 21“ (Bahn AG, Wirtschaftsverbände, Industrie- und Handelskammern, Parteien, etc) auf denen in großen Buchstaben geschrieben stand „1.5 Milliarden Euro für den Ausstieg verschwenden?“ und „Weiter ärgern oder fertig bauen?“.

Da dachten sich die 2,1 Millionen hellen Baden-Württemberger, nona, desch wolle mer net und stimmten für die Fortführung der Subvention von S21 durch ihre Steuergelder. Schmählich unterlag die Bürgerbewegung. Nur 1,5 Millionen Baden-Württemberger maßten sich an, gegen die ehrenwerte Pläne von Industrie und Parteien zu stimmen.

Heute nun machen die Nörgler, die Untersteller, die ewig Morgigen, wieder mal einen Anlauf die Demokratie-Simulationen von etablierten Parteien und Kapital in Frage zu stellen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern, Verkehrsplanern und Ingenieuren um den Physiker und Analytiker Christoph Engelhardt hat sich zu Wikireal zusammengeschlossen und hält um 13.30 Uhr im Rathaus Stuttgart eine Pressekonferenz ab. In dieser geht es u.a. um einen (sicherlich unbeabsichtigten) klitzekleinen Fehler in der Software „RailSys“, welche die SMA im Auftrage der Bahn AG bei ihrem simulierten Stresstest-Modell und der Überprüfung der Simulation durch die Computersimulation benutzt hatte.

Heiko Frischmann und Dr. Christoph Engelhardt von WikiReal.org werden den Software-Fehler in “RailSys” aufzeigen und erläutern. Zudem werden Clarissa Seitz sowie Rechtsanwalt Dr. Eisenhart von Loeper die politischen und rechtlichen Konsequenzen für das Projekt erläutern. WikiReal spricht seitens der Affäre von einer „kollektiven Realitätsverweigerung“ der S21-Befürworter. (3)

Unsere Kollegen von Cams21 haben dazu ein Interview mit Marc Braun von WikiReal geführt:

Die Volksreporter von Cams21 werden live von der Pressekonferenz senden. Radio Utopie wird die Sendung übertragen.

Ergänzung 17.00 Uhr

Aufzeichnung der Live-Übertragung:

Alle Folien der Pressekonferenz zum Download
Die Pressemitteilung von WikiReal mit einer ausführlichen Beweisführung der „Fehler“ in der Stresstest-Simulation

Quelle:
(1) http://www.sueddeutsche.de/politik/urteil-der-gutachterfirma-veroeffentlicht-stuttgart-besteht-stresstest-1.1122957
(2) http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.zum-nachlesen-tickerprotokoll-zum-s21-stresstest.1daa2e5f-8b4f-437b-80f3-08aff8940ba8.html
(3) http://blog.cams21.de/2012/03/12/stuttgart-21-stresstest-analyse-zum-%E2%80%9Esoftware-fehler/