Ein „Paradies“ in der Wüste neben der Hölle auf Erden – das israelische Verteidigungsministerium über die neue geplante Massenhaftanstalt für 8000 Menschen
Das berüchtigte Ketziot-Militärgefängnis (Ktzi‘ot) in der Haluza Sanddünenregion der Negev-Wüste im Süden Israels wird erweitert. Auf einer Fläche von 250 Acre entsteht ein riesiges Auffanglager für Migranten und Asylbewerber.
„Wir bauen kein Gefängnis, aber letztlich ist es eine Haftanstalt, kein Urlaubsort oder ein Hotel“ versuchte ein Beamter die Haftanstalt schön zu reden.
„Es ist nicht wirklich ein Gefängnis. Sie können herumlaufen, haben 4,5 Meter in ihren Zimmern. Der organisierte öffentliche Raum ist ziemlich gross. Man bekommt nicht den Eindruck, in einem Gefängnis zu sein… Nirgendwo auf der Welt ist pro Häftling so viel Platz zugeteilt.“
In der ersten Phase wird die Anlage aus zwölf Gebäudeflügeln bestehen. Ein Haus wird zweihundertachtzig Insassen aufnehmen. Jeder Flügel hat zwei Speisesäle, eine WC- und Duschanlage, eine Wäscherei und Orte zum Studieren.
Das Verteidigungsministerium plant auch, eine Bibliothek und einen Club zu bauen, berichtete die Zeitung Haaretz am 8. März.
Die Ausschreibung für den Bau soll in dieser Woche erfolgen und mit den Vertragspartnern wolle man prüfen, ob vier, sieben oder acht Flüchtlinge in jedem Raum untergebracht werden. Jeder Flüchtling soll in dieser unfreiwilligen Haft dort bis zu drei Jahren verbringen.
Jeder Flügel und jeder Raum soll separat abgesperrt werden können wie in einem Hochsicherheitsgefängnis für Schwerverbrecher.
Um diesen Eindruck gar nicht erst aufkommen zu lassen, wird der Öffentlichkeit der Plan des Pflanzens von Blumen, Sträuchern und Bäumen in dem Wüstenknast vorgestellt damit die „Insassen nicht das Gefühl bekommen hinter Gittern festzusitzen“, so das israelische Verteidigungsministerium.
Um Protesten und Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, wird dieses unfreiwillige „Sanatorium“ angeblich später auch über EDV-Ausstattung, Sport- und religiöse Einrichtungen, Konferenzräume, Frauen- und Babykliniken, Spielplätze und Workshops verfügen.
Die unmittelbare Nachbarschaft des grössten israelischen Gefängnisses der Armee mit 400000 Quadratmetern (99 Acres) widerspricht den vollmundigen Versprechungen der Regierung über die Ausstattung der Haftanstalt und dient eher der Abschreckung und totalen Kontrolle. Die meisten verhafteten Palästinenser wurden nach Ketziot gebracht.
Das Hochsicherheitsgefängnis Ketziot ist für die Inhaftierten die Hölle auf Erden und wird von Israel Prison Service (IPS) unter Aufsicht des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit betrieben.
Die Organisationen Defence for Children International (DCI) und die israelische Menschenrechtsorganisation B‘Tselem berichteten nach einer Inspektion vor zehn Jahren über katastrophale und unmenschliche Zustände im Lager: die Gefangenen vegetieren in überfüllten Zelten, im Sommer liegen die Temperaturen über 40 Grad Celsius und in manchen Nächten unter den Gefrierpunkt.
Es gibt mehrere Abschnitte, die in Einheiten untergliedert sind. Jede Einheit wurde von einer fünf Meter hohen Mauer umgeben und enthielt drei Zelte. Die Zelte wurden für weniger als zwanzig Männer konzipiert, in der Regel wurden mehr untergebracht. DCI kritisierte die Verhältnisse, unter anderem die Verweigerung von Familienbesuchen, Überfüllung, schlechtes Essen, keine Versorgung mit Kleidung, Angriffe und Diebstahl durch das Wachpersonal, keine medizinische Versorgung, Aussetzen der rauen Wetterbedingungen, keine kindgerechten spezifischen Verfahren für diejenigen Insassen im Alter von 16 und 17 Jahren, kein Lehrmaterial, Nagetiere.