Religionsunterricht in Cornwall: Schamanen, Hexen, Druiden und Jesus Christus
Eine dem modernen Zeitalter durchaus angemessene Entscheidung wurde in England von der Schulbehörde getroffen. Das „Heidentum“ wird als Religion gleichberechtigt neben dem Christentum, Judentum und dem Islam anerkannt und in den Religionsunterricht der Schüler aufgenommen.
Damit verliert nach über eintausend Jahren das Christentum eine späte Schlacht, wurde doch mit allen Mitteln – List, Gewalt, Einverleibung der althergebrachten Feste und Assimilation – versucht, die unbotmässigen Heiden auszumerzen und die Bevölkerung dem Diktat der Kirche zu unterwerfen.
Unschätzbares Wissen über Astronomie, natürliche Heilkunde und Erzählungen aus der Vorzeit gingen so für immer verloren.
Dennoch hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein Teil des Wissens und Bräuche bis heute erhalten und wird von den zahlreichen Anhängern praktiziert.
Cornwall im Südwesten Englands ist reich an archäologischen Fundstätten aus vorchristlicher Zeit wie der „Tisch des Riesen“ nordwestlich von Penzance.
Mên-an-Tol ist eine Anlage der Megalithkultur mit dem runden Stein, dem „Teufelsauge“ oder der „Ring und Finger des Teufels“ in Staffordshire – Bezeichnungen, die die Kirche zur Abschreckung und Verdammnis dieser historischen Orte geprägt haben mag.
Die Entscheidung der Schulbehörde ist nicht der geschichtsträchtigen Heimat geschuldet, dieser Stoff hätte in den Geschichtsunterricht gepasst sondern eine Anerkennung der heute lebenden bekennenden Heiden, die die Hexerei, das Druidentum und die Verehrung der alten Götter wie Thor als Religion ausüben und neue heilige Plätze anlegen.
Ab dem fünften Lebensjahr sollen die Kinder über Menhire wie Stonehenge lernen. Im Alter von 11 Jahren können die Schülerinnen und Schüler beginnen, das „moderne Heidentum und seine Bedeutung für viele Menschen in Cornwall“ zu erforschen, hiess es in der Expertise der Beratergruppe für den Unterricht und dass auch „die Bedeutung der vorchristlichen Standorte für die modernen Heiden“ gelehrt wird.
Die Kinder sollen sich mit den grundlegenden Überzeugungen des Heidentums beschäftigen, da sie in Schwierigkeiten kommen könnten darüber zu diskutieren, wenn sich auch ein praktizierender heidnischer Schüler in der Schulklasse befindet. Laut der Volkszählung aus dem Jahr 2001 gibt es etwa 40000 Heiden in England und Wales, obwohl einige schätzen, dass die wahre Zahl jetzt viel höher ist, hiess es in Daily Mail zum Thema Druidentum in der Schule.
Unverständlicher- oder besser bezeichnenderweisse regt sich bei manchem christlichen Elternteil der Widerstand gegen diese Entscheidung und outet diese mit ihrem Alleinherrschaftsanspruch als unfähig im Miteinander anderer Ansichten.
Neil Burden, Kabinettmitglied für Kinderangelegenheiten verteidigt die neue Regelung, dass den Kindern Zugang auf das breite Spektrum der religiösen Überzeugungen gegeben wird. Die Lehre des Christentums nimmt immer noch einen Anteil von fast zwei Drittel des Religionsunterrichts in den Schulen ein.
Das uralte „Heidentum“ ist für das Verständnis und den Erhalt der Natur durch das Leben im Einklang mit dieser die erste Religion der Menschheit und wie sich in den nachfolgenden blutigen Kriegen und Auseinandersetzungen um die monotheistischen Glaubensrichtungen gezeigt hat allen anderen vorzuziehen.
Berge, Wiesen, Quellen, Flüsse, Pflanzen, Tiere, Wälder, Steine – alles war belebt und hatte seine Geister und Elfen. Entsprechend dieser Vorstellung gab es keine ungezügelte Ausbeutung der Natur so wie wir sie heute von unserer Zivilisation kennen, die achtlos den Lebensraum zertrampelt, zubetoniert, Bäume zerstört, alles mit Chemikalien der Industrie vergiftet und den letzten verbliebenen Ureinwohnern die Lebensgrundlage aus Profitgier entzieht.
Letztendlich ist es die persönliche Entscheidung eines jeden Menschen für sich selbst, wie er mit seinen Überzeugungen und Handlungen in seinem Leben zum Schaden oder Nutzen für die anderen „Kreaturen“ (lat. creatura = Schöpfung) beiträgt.
In der Musikszene haben sich unzählige Bands und Künstler der überlieferten Kultur angenommen und ihr vielfältigen Ausdruck verliehen wie hier der „Tanz mit den Bäumen“
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