„Campus Party“ für „Digitale Agenda“ Brüssels: Allein zuhaus in Tempelhof
Internationale Konsortien und „Entscheider“ versuchen Berlin umzuprogrammieren und schaffen es mal wieder nicht.
Unter der „Schirmherrschaft“ der Kommissarin für die Digitale Agenda der „Europäischen Union“ und fleißigen Besucherin der jährlichen Bilderberger-Konferenzen, Neelie Kroes, veranstaltete dieser Tage Futura Networks, Unterfirma der 1999 gegründeten E3 Futura Association vom 21. bis 26. August auf dem leerstehenden Gelände des ehemaligen Tempelhofer Flughafen in Berlin die in regelmäßigen Abständen in verschiedenen Metropolen weltweit stattfindende „Campus Party“:
Eine Tarnveranstaltung von Monopolen, „Entscheidern“, Konsortien und Möchtegern-Gesellschafts-Programmierern. Finanziert wurde die „Campus Party“ hauptsächlich von der in Spanien basierten Aktiengesellschaft Telefonica, einem der größten international operierenden Telekommunikationskonzerne weltweit. Weitere Sponsoren sind Google, Microsoft, Samsung, Hewlett-Packard, etc, pp.
Gelockt wurde, was das Zeug hielt. Gekommen sind – neben apolitischen, handwarmen Prominenten – Tausende ahnungsloser ideenreicher junger Menschen, um sich von alten Privilegierten und ihren Patenkindern ausplündern zu lassen und neue Reiche erschaffen zu helfen.
Im strategischen Mittelpunkt: die am 19.Mai 2010 gestartete „Digitale Agenda“ des Staatenbundes „Europäische Union“, der mittlerweile nicht nur alle Demokratien in Europa, sondern auch das offene und dezentrale Internet gefährdet. Konsequenterweise ist Teil der „Digitalen Agenda“ der Versuch das Internet unter Kontrolle zu bringen. „Alarmzentren“ will man EU-weit einrichten, um unter Blödelbegriffen wie „Cyber-Security“ und (staatlichem?) „Cyber-Crime“ (Straftaten sind überall Straftaten, keine „Cyber“-Straftaten) die feuchten Träume von in Deutschland am Grundgesetz gescheiterten Kontrollfreaks und Schnüfflern doch noch irgendwie wahr werden lassen. Auch die geplante berüchtigte EU-Datenschutzverordnung, die direkt unsere Verfassung angreift, ist Teil der „Digitalen Agenda“
Natürlich wollen EU und internationale Konzerne also gemeinsam wieder einmal zwei, drei Millionen Intelligenz-Fliegen mit ihrer großen Klappe schlagen: entweder alle Ideen, Kreativität, Utopien, Aufbauleistungen und Start-Ups für ein Taschengeld einkassieren und für die eigenen Zwecke einbauen, oder sie über die Internet-Kontrolle bei Bedarf skrupellos vernichten.
Als Tarnmantel für die von EU-Plutokraten und anonymen Strategen entworfene „Digitale Agenda“ hat die EU-Kommission nicht weniger als 5000 „Gewinner“ eines „Ideen-Wettbewerbs“ nach Tempelhof einfliegen lassen. Dort werden dann unter dem Motto „TheBigThink“ die Ideen der „Gewinner“ eingesammelt und in die eigene Agenda eingebaut, um diese dann heuchlerisch als brandneuen Entwurf begeisterter „Europäer“ zu verkaufen und zu versuchen „Europas Quellcode umzuschreiben“ („re-type Europe‘s source code“).
An fadenscheinigen Komplimenten für Berlin ließ es Kommissarin Kroes, die gestern auf der „Campus Party“ ihren Vortrag hielt, nicht fehlen: gegenüber der „Berliner Morgenpost“ (schon immer Morgenlektüre des gepflegten Intellektuellen an der Espresso-Maschine) bezeichnete sie Berlin neben Cambridge – Cambridge, muhaha.. – als eines der „IT-Zentren Europas“.
Gerade die EU steht seit zwanzig Jahren für nichts als ständig immer schlimmer werdende feudale Privilegierten-Gesellschaft, Ausbeutung der Bevölkerung durch internationale Konsortien, imperialen Euro-Kapitalismus, sowie Entbildung, Entrechtung und Entstaatlichung der europäischen Demokratien. Was für eine Frechheit, sich hier an die kreativen Köpfe Berlins heran schleichen zu wollen.
Fazit: Neben dem Google Konsortium, dass sich hier schon ganze Universitäten mietet um zu verstehen wie sich das Internet auf die Gesellschaft der Republik auswirkt, haben auch alle anderen verhinderten Einfänger der deutschen Demokratie Berlin und dessen Kreativproletarier nicht begriffen.
Gute Heimreise. Geht in Euch. Und bleibt da.