„S21 ist perfider eingefädelt als der dilettantische EnBW-Deal“
Dokumentation: Die Rede von Parkschützer Andreas Schwab bei der heutigen 137. Stuttgarter Montagsdemonstration gegen das Industrieprogramm „Stuttgart 21“ (S21).
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitstreiter für eine lebenswerte Stadt! Wer durch die Stuttgarter Innenstadt geht sieht Abbruch, Abholzung und Brache. Wir wissen, es ist nur das Vorspiel für den Akt, dessen Vollendung nicht nur den verkehrstechnischen Kollaps unserer Stadt zur Folge hätte. Dass nun gegen eine abgewählte Marionette staatsanwaltlich ermittelt wird und das höchste Gericht einen machtbesessenen Ministerpräsidenten als Verfassungsbrecher entlarvt, sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen zu was korrumpierbare Politik weiterhin in der Lage ist.
Das Entsetzen, die Trauer und die Wut über die barbarische Zerstörung des Mittleren Schlossgartens hat manche gelähmt und am Sinn des Widerstands zweifeln lassen. Unserer Gruppe Bumerang ging es nicht anders. Wie sollten wir unsere Identität als Parkschützer noch vertreten, wenn das Verbrechen an dem Park für den wir kämpften vollzogen wurde? Die Wunde die uns und dieser Stadt aus niedrigen Beweggründen beigefügt wurde, wird auf absehbare Zeit nicht heilen können.
Aber vielen Menschen öffnet nun die Orgie des Kahlschlags in dieser Stadt und andernorts die Augen für das, was uns immer noch als sogenannter Fortschritt, im wörtlichen Sinne “verkauft“ werden soll. Bumerange sind seit Jahrtausenden traditionelle Wurfwaffen und kehren zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Deshalb haben wir uns zum Ziel gesetzt, gerade jetzt im OB Wahlkampf die drohende Zerstörung eines weiteren, des größten und wohl schönsten Parks der Stadt, des Rosensteinpark ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.
Wir wollen, dass die Stuttgarter vor der Wahl wissen, was dem Rosensteinpark und der Wilhelma angetan werden soll. Wir haben den Sinn Parkschützer zu sein wiedergefunden und merken, dass Schmerz und Entsetzen auch zur Motivation werden kann, sich dem Fortschreiten der Zerstörung entgegen zu stellen. Eine der 12 Tugenden ist Beharrlichkeit und Ausdauer. Diese Stärke hat unsere Bürgerbewegung, es wird auf vielen Ebenen, von vielen Menschen intensiv gearbeitet und in dieser Stadt kann nichts mehr unbemerkt hinter verschlossenen Türen oder in obskurem email-Verkehr abgekartet werden. Da sind wir auf einem verdammt guten Weg!
Am Rosensteinpark zeigt sich, warum gerade und nur in Stuttgart das einzige 2l-er Projekt in Deutschland gegen jede verkehrstechnische, wirtschaftliche und die Mineralquellen sicher schützende Vernunft durchgepeitscht werden soll.
Der Rosensteinpark als Ganzes ist zweifach bedroht: Zum einen durch den Rückbau der Bahninfrastruktur durch S21 mit den geplanten riesigen Baufeldern und Baustrassen im Rosensteinpark. Andererseits soll sich der Rosenstein-Autotunnel in teilweise offener Bauweise durch den Park fressen und mehr Individual- und Schwerlastverkehr in die Stadt bringen. Das ist so gewollt und entspringt im Gleichklang derselben Ideologie: Rückbau von öffentlicher (Bahn)Infrastruktur mit gleichzeitiger Förderung des Individual- und Schwerlastverkehrs in der Stadt die am Feinstaub erstickt. Anstatt unsere schwäbische Technologie für spritsparenden Verkehr zu nutzen, soll aus
kurzfristiger Gier unter verheerenden ökologischen Folgen der letzte Tropfen Erdöl aus der Tiefsee, der Antarktis oder dem ÖIschiefer gepresst werden.
S21 ist perfider eingefädelt als der dilettantische EnBW-Deal. Jetzt im OB-Wahlkampf können wir es schaffen, dass die Stadt Stuttgart als wichtiger Projektpartner von keiner Marionette der Projektbetreiber regiert wird. Bereits seinen Wahlkampf lässt sich der Kandidat Turner unverblümt von genau der interessierten Lobby schmieren, die schon heute im Rathaus dem unsäglichen Wolfgang S. die Sprechzettel schreibt. Wer will, dass die Zeit der Marionetten auch in unserer Stadt vorbei ist, sollte sich aktiv dafür einsetzen, dass uns der Bretzelschmierer erspart bleibt.
Den Mittleren Schlossgarten können wir früher oder später wieder aufforsten, den Rosensteinpark können wir vor der Zerstörung retten. Kümmern wir uns um ihn, vielfältig und ideenreich. Geht hin, geht dort spazieren, nehmt Freunde mit, sprecht auch mit Nachbarn oder Arbeitskollegen, selbst wenn viele nichts mehr von S21 hören wollten. Beim Rosensteinpark werden viele aufmerksam. Ich frage euch: schaffen wir es bei der Samstagsdemo am 29. September eine Menschenkette vom Mittleren Schlossgarten zum Schloss Rosenstein zu bilden?
Wir fordern den uneingeschränkten Schutz des Landschaftsschutzgebietes Rosensteinpark.
Wir fordern vom gewählten OB dieser Stadt die Möglichkeiten zu Ausstieg aus S21 zu nutzen und das Projekt zu Fall zu bringen.
Wir fordern das Ende von S21 um weiteren Schaden von dieser Stadt und dem Land abzuwenden.
Wir fordern: Hände weg vom Rosensteinpark.