Merkel und Hollande: Das Kalte Herz Paneuropas
Die Kanzlerin von Deutschland und der Präsident von Frankreich treffen sich in Ludwigsburg um, wie sie sagen, der „Rede an die deutsche Jugend“ von Charles de Gaulle vor 50 Jahren zu gedenken. Angela Merkel und Francois Hollande repräsentieren dabei weder Deutschland noch Frankreich, noch die zu Tode missbrauchte „Europäische Idee“, oder gar das „Herz Europas“. Sie repräsentieren nichts außer einem Dank ihnen beachtlich angewachsenen Müllhaufen der Geschichte.
Aus der Rede von Charles de Gaulle im Hof des Ludwigsburger Schlosses am 9. September 1962:
„Es geht darum zu wissen, ob der Mensch in den Umwälzungen ein zu einem Sklaven in der Kollektivität werden wird, oder nicht; ob sein Los ist, von dem ungeheuren Ameisenhaufen angetrieben zu werden, oder nicht; oder ob er die materiellen Fortschritte beherrschen kann und will, um damit würdiger, freier und besser zu werden.“
Wer will denn heute noch in der Nomenklatura Deutschlands oder Frankreichs würdiger, freier oder besser werden? Wer würde dies überhaupt wagen zwei Staatsvölkern oder ihrer Jugend vorzuschlagen, die man in beiden Ländern in 20 Jahren voll Gelegenheiten der „Europäischen Union“ nach Kräften solange versaute, bis man eine winzige gleichgültige, gewissenlose Schar stromlinienförmiger Ameisenköpfe als Nachrücker für die vorprogrammierten Posten und Privilegien hatte und den Rest als Nahrungskette unten dran hängte?
„Die Zukunft, die Zukunft unserer beiden Völker, der Grundstein auf welchem die Einheit Europas gebaut kann und muss, die höchste Trumpf für die freie Welt, bleiben die gegenseitige Achtung, das Vertrauen und die Freundschaft zwischen dem französischen und dem deutschen Volk.“
Höchste Achtung, Vertrauen und Freundschaft im französischen und deutschen Volk genießen heute nur noch diejenigen, die ihre politischen Repräsentanten mit Anlauf dorthin treten, wo es am Meisten weh tut, wenn dort etwas wäre. Gleichzeitig fläzen sich die Höflinge der Staats- und Parteichefs, der Abfall einer Generation, willig zu Füßen des Thrones eines historisch präzedenzlosen Kapitalismus, des Euro-Kapitalismus, und betreiben als Heuchler dieser Epoche – skrupellos, in kranker, verkommener, römisch-dekadenter Lust am Leid der Menschen – die Zerstörung der Demokratien, der Errungenschaften, der Volkswirtschaften, der Kulturen Europas und allem was gut und schön ist.
Das ist das „Europa“, welches die Regierung Deutschlands anstrebt, mit ihren wechselnden kleinen Äffchen im Elysee-Palast als handwarmer Schmuck: zerstörte, brache, ausgeplünderte Staaten, darunter Frankreich und Deutschland zuletzt, um dann auf den Trümmern der alten Gesellschaft irgendein hohles, götzenhaftes Gebilde zu errichten, was die Menschen verabscheuen und das die Menschen verabscheut.
Diese „Einheit Europas“, der Block Paneuropa, er wird nicht gebaut werden. Das legt nicht nur jedes bisschen Anstand nahe, dass den Menschen in Deutschland und Frankreich noch nicht aus ihrem müden Hirn gequatscht wurde, dass sagt auch das existierende Recht beider Republiken.
Das werden die Privilegierten, die noch jede große Idee in den Dreck gezogen oder solange missbraucht haben bis sie wertlos beiseite geworfen wurde, noch merken. Sie werden es bitter, brutal und sehr, sehr bald merken.
„Seit Mitte 1961 laufen Verhandlungen über eine politische Union Europas. Die deutschen Wünsche zielen – welche Konzessionen im Gang der Verhandlungen auch immer von Bonn gemacht wurden – letztlich auf die Etablierung eines übernationalen europäischen Regierungsapparats (mit Kabinett, Parlament und Ministerien), der nach und nach die nationalen Souveränitäten aufsaugen, mithin die , europäischen Staaten als eigene Existenzen auslöschen soll.“
Wie man an diesen so seltsam aktuell wirkenden Worten des „Spiegel“ vom 5. September 1962 unleugbar erkennen kann, wurde auch vor 50 Jahren schon viel erzählt. Was aber letztlich geschieht – und damit das wird, was wir heute Zukunft und später Geschichte nennen – das hängt nur von einem ab:
Dem freien Willen des Menschen. Und dem Herz ihn wahr werden zu lassen.