Wie die Spannungen zwischen der Türkei, Syrien und Russland in 48 Stunden verschwinden

Strategische Pläne des U.S.-Militärs aus 2006 für Neuordnung Vorderasiens
Strategische Pläne des U.S.-Militärs aus 2006 für Neuordnung Vorderasiens

Die einzige Regierung, die derzeit rational handelt, ist die der U.S.A., also das State Department (deren Leiterin so oder so demnächst in den einstweiligen Ruhestand verschwindet) und Langley, dessen großer Vorsitzender nur deshalb im November nicht großer Vorsitzender der Vereinigten Staaten von mindestens Amerika wird, weil er darauf verzichtet hat.

Hillary Clinton und General David Petraeus versuchen also derzeit die zusammengebrochene Syrien-Invasion und ihre alten strategischen Pläne zu retten – um jeden Preis. Ein Krieg zwischen der Türkei und Syrien, die sich in den letzten Jahren auf allen Ebenen angenähert haben und neben kulturellen, politischen und wirtschaftlichen auch viele geostrategische Interessen teilen, würde diesen alten Plänen in die Hände spielen, die sowohl mit der Desintegration der Republik Türkei, also auch der Desintegration Syriens rechnen und u.a. mit der Entstehung eines weiteren, faktisch unabhängigen Kurden-Staates wie der seit 1991 existierenden „Autonomen Region Kurdistan“ im Irak kalkulieren bzw mit dessen Verschmelzung zu einem „Gesamt“-Kurdistan. Die Folgen für die Region wären unabsehbar.

Doch sähe die Region sowieso völlig anders aus, wenn sich diese alten Pläne durchsetzten. Die obige „Nachher“-Grafik wurde im Juni 2006 im traditionsreichen „Armed Forces Journal“ des U.S.-Militärs veröffentlicht. In Deutschland bekannt machte diese Pläne für eine Neuordnung Vorderasiens („Mittlerer Osten“) am 8. September 2006 German-Foreign-Policy.com (hier ein Duplikat des Artikels ohne Bezahlschranke.)

Es ist nun offensichtlich, dass die „verlässlichen Geheimdienstinformationen“ („credible intelligence“), ja „Beweise“ für einen angeblichen Waffentransport der russischen „Diplomaten“ an Bord der Airbus-Passagiermaschine, von denen der türkische Außenminister Ahmet Davutoğlu gesprochen hat, nicht aus der Türkei, sondern von – mit innerer, äußerer und überhaupt jeder Sicherheit – wohlmeinenden, lieben, ja liebenden Verbündeten kam, die so verknallt in die säkulare Republik Türkei an der Schnittstelle Europas und Asiens sind, dass sie aus dem Weinen gar nicht mehr heraus kommen wenn sie nur an sie denken.

Wer nun wiederum der russischen Zeitung „Kommersant“ abnimmt, dass „zwölf Ortungssysteme für die Luftabwehr“ insgesamt 300 Kilo wiegen, der glaubt auch dass der eigene Vater mit der Tür geknallt hat. Oder er heißt Jens Berger und will alles, macht alles, sagt alles, um ja kein Ketzer, öh, Verschwörungstheoretiker sein und selbst auf dem Scheiterhaufen zu landen, vor dem er die ganze Zeit steht und mit den lieben Kollegen von „Telepolis“ und den „Nachdenkseiten“ einem Credible Intelligence Inquisitor den Piephahn bläst.

Wenden wir uns nun den Untertanen und behämmerten Schwachsinnigen zu, die in dieser Epoche des allgemeinen Gehirnzerfalls der Spezies Homo (Sapiens) in Istanbul, Damaskus und Moskau zu finden sind (den Homo Sapiens Guido Westerwelle lassen wir jetzt mal beiseite, da kümmert sich Niemand drum).

Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder schießen syrische Regimekräfte seit Tagen auf die Türkei oder sie tun es nicht.

Wer auch immer es tut, er tat es zu Beginn des Beschusses – am Mittwoch, dem 3. Oktober auf die Ortschaft Akçakale – definitiv mit N.A.T.O.-Munition (hallo Ketzer „Alles Schall und Rauch“, vielen Dank).

Am 4. Oktober steht nun der beste Außenminister Russlands aller Zeiten, Sergei Wiktorowitsch Lawrow, in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad und sagt, das syrische Regime habe „über diplomatische Kanäle“ (?!) den Beschuss zugegeben. Die „FAZ“ zitiert „Ria Novosti“, deren Zitat im Internet nicht zu finden ist, Lawrow habe in Pakistan gesagt:

Über unseren Botschafter in Syrien haben wir mit der syrischen Regierung gesprochen, die uns versichert hat, dass das Geschehen an der Grenze zur Türkei ein tragischer Unfall war und sich nicht wiederholen wird“

Das ist der größte nur denkbare Schwachsinn. Der Beschuss des türkischen Dorfes Akçakale mit N.A.T.O.-Munition war kein „Unfall“. Wer das glaubt, s.o..

Wer das aber nun erzählte, war offensichtlich der „Informationsminister“, des syrischen Regimes, Omran al Subi. Der redete laut mit sich selbst und sagte, die „zuständigen Behörden“ Syriens „seien schon dabei, die Gründe für den Beschuss des türkischen Ortes zu ermitteln.“ Aber erstmal „Herzliches Beileid“ an die Angehörigen der türkischen Opfer.

In der Türkei wiederum steht dann der türkische Innenminister und stellvertretende Premierminister, Besir Atalay, vor den Mikros und sagt, das Regime habe den Beschuss zugegeben und versichert, „eine solche Sache werde von nun an nicht mehr passieren“.

Im türkischen Außenministerium von Ahmet Davutoğlu (dem mit der „Credible Intelligence“ über F.S.B.-Leute die Illegales im Gepäck haben und dann illegal hochgenommen werden) wiederum heißt es, es sei „keine direkte Entschuldigung“ aus Syrien eingegangen.

Ergänzung 13.09.: Nach Angaben der russischen Regierung handelte es sich bei der durch die Türkei beschlagnahmten Ware um „Radarkomponenten“, deren Transport in zivilen Flugzeugen nicht gegen internationale Konventionen verstoße. Die festgehaltenen russischen Passagiere wurden durch die türkischen Behörden nachweislich misshandelt.

So. Nochmal in Zeitlupe.

Wer ballert da die ganze Zeit auf die Türkei?

Wer auch immer das ist, schadet den Interessen der Türkei und Syriens in nicht absehbaren Ausmaß. Der Weg das zu stoppen ist denkbar einfach: zu Fragen, wer da die ganze Zeit auf die Türkei ballert.

Das aber hat weder die türkische Regierung bzw ihre ganzen credible Vertreter, noch dessen credible Militär (dessen gesamter Generalstab erst im Juli wegen aufgeflogener echt säkularer Umsturzpläne und entsprechenden Verhaftungen zurücktrat), noch das credible Regime in Damaskus (mit ihrem Königssöhnchen Bashar al-Assad, der seinen Thron geerbt hat und um den sich da keiner wirklich zu kümmern scheint), noch die Genies zu Moskau, die schon mit der einfachen Aufgabe überfordert sind ein einziges Mal zu Denken oder zu Lesen, geschweige denn eine Luft- bzw Satellitenüberwachung an einer Grenze durchzuführen. Das kommt eben davon, wenn man seine Drohnen in Israel kauft.

Ab dem Zeitpunkt, an dem eine einzige Regierung, egal welche, öffentlich die Frage stellt, wer da die ganze Zeit auf die Türkei ballert, werden diese Angriffe innerhalb von 48 Stunden aufhören. Die Lage wird sich entspannen. Die Invasion Syriens wird endgültig gescheitert sein. Alle Militärs, Regierungsfunktionäre und Spione in Damaskus, Moskau und Istanbul, denen im Falle eines Regime Change in Damaskus Versprechungen gemacht wurden und die derzeit diesem Umsturz zuarbeiten, werden über kurz oder lang versetzt, arbeitslos oder tot sein.

Und jetzt überlegen sich einmal alle in Ruhe, wer daran ein Interesse hat.

Nicht vergessen: Niemand, das bin ich.

(…)

Artikel zum Thema:
07.02.2007 US, Saudis, Iran, Türkei: droht dem Irak die „polnische Teilung“?
08.12.2006 US / Israel: Geheimtreffen wegen “Bosnien-Option” für Irak?

Artikel aktualisiert am 13.09., 12.40 Uhr

Grafik erneuert am 12.03.2016