Die EU verdient den Friedensnobelpreis nicht
Alfred Nobel war ein Visionär, der an eine demilitarisierte friedliche Welt glaubte. In seinem Testament vermachte er seinen Friedenspreis denjenigen, die für „Brüderlichkeit unter den Nationen,“ für „die Abschaffung oder die Reduzierung bestehender Armeen“ und für „die Abhaltung und Förderung von Friedenskongressen“ arbeiten.
Laut Alfred Nobels Testament sollte der Friedenspreis an Friedenshelden gehen, welche auf die Ersetzung des Militarismus durch eine internationale Ordnung auf der Grundlage des Rechts und auf die Abschaffung nationaler Militärstreitkräfte hinarbeiten. Nobel schwebte vor Augen, die Macht von Militarismus und Krieg durch die Macht des Rechts zu ersetzen.
Ich glaube, dass die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union nicht den Kriterien entspricht, die Alfred Nobel vorgegeben hat.
Auf vielen Ebenen hat die Europäische Union in den letzten 60 Jahren viel für Frieden und Versöhnung unter Ländern geleistet, aber sie hat leider wenig für die Entmilitarisierung Europas getan.
Während die EU vielen EU-Ländern strenge Sparmaßnahmen auferlegt, unterstützt sie gleichzeitig die wachsende Militarisierung Europas durch ihre Unterstützung für das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika und für die NATO (welche schuldig sind wegen Kriegsverbrechen gegen Irak und Afghanistan). Die EU unterstützt weiterhin die Atomwaffenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie unterstützt Waffenverkäufe europäischer Staaten (Vereinigtes Königreich, Deutschland, etc.) an Staaten auf der ganzen Welt. Anstatt die Einhaltung der Menschenrechte in Ländern wie Palästina einzufordern, hat die EU Israel mit einem Sonderstatus für Handel und hohen Zuwendungen (aus EU Steuergeldern) für dessen militärische Forschung und Waffen belohnt und Israel dadurch ermöglicht, seine illegale Politik der Okkupation und Apartheid fortzusetzen.
Ich kann diese Entscheidung, der Europäischen Union den Friedenspreis zu verleihen, nicht unterstützen.
Ich appelliere an die schwedische Nobelstiftung, das Nobelpreiskomitee zur Verantwortung zu ziehen, weil es schon wieder eine politische Auszeichnung vergeben hat, anstatt mutige, und oft gefährliche Aktivitäten von Menschen zu unterstützen, die dazu beitragen, die Menschheit weg von militärischen Vorgangsweisen hin zu friedlichen Lösungen von Konflikten zu bewegen.
Ich glaube, dass jetzt die Reform des Nobelpreiskomitees notwendig ist. Wie es bei allen anderen Nobelpreiskomitees der Fall ist, die aus Experten der entsprechenden Bereiche bestehen, ist es vielleicht auch an der Zeit, das Komitee für den Friedensnobelpreis aus Menschen zusammenzusetzen, die über Erfahrung im Bereich der Friedensarbeit und des Internationalen Rechts verfügen.
(Mairead Corrigan Maguire bekam 1976 den Friedensnobelpreis als Mitbegründerin der Community of Peace People in Nordirland.)
Artikel zum Thema
13.10.2012 Friedensnobelpreis: EU-Ratspräsident erklärt Weltkriege zu “europäischen Bürgerkriegen”
Orginalartikel „EU Doesn’t Deserve Nobel, Says Past Prize-Winner“ am 16. Oktober 2012 auf The Progressive