Von Berlin nach L.A.: Ein hartes Stück Arbeit

Hannah Weber aka Little Miss Divine
Hannah Weber a.k.a. Little Miss Divine (Foto: Christiane Karney)

Hannah Weber a.k.a Little Miss Divine ist Tänzerin aus Berlin. Über ihren Weg nach L.A. und was sie dort gemacht hat hier ein Interview auf Radio Utopie.

Radio Utopie: Hannah, wie wird man eigentlich Tänzerin, in Deutschland?

Hannah Weber: Also, ich kann nicht für alle sprechen, aber die zwei Charaktereigenschaften, die mich dahin gebracht haben wo ich heute bin, sind Optimismus und ein eiserner Wille. Ich bin halt ein Rebell und wenn mir jemand sagt, du kannst das nicht… Also, das ist die beste Motivation!
Es braucht einfach jede Menge Motivation und Liebe für‘s Tanzen, und Training, Training, Training…!

Radio Utopie: Für wen hast Du in L.A. schon getanzt?

In einer Rich & Tone Produktion mit Sofia Boutella, im neuen Konzeptvideo von Peterson Thalisma  von „Strikers Allstars“ aus Americas Best Dance Crew…

Radio Utopie: Und wie kamst Du nach L.A.?

Hannah Weber: Leslie Scott hat in Berlin einen Workshop gegeben, im Sommer 2008…

Radio Utopie: Wer ist Leslie Scott?

Hannah Weber: Meine Mentorin.

Radio Utopie: Aha. Definiere.

Hannah Weber: Leslie Scott ist Hip Hop Tänzerin und Trainerin und unterrichtet in Christian Hip Hop. Soll heißen, es wird zu christlichem Hip Hop getanzt, also nicht zu Hip Hop mit den üblichen Inhalten: Autos, Cash, Huren, verherrlichter Materialismus, usw.

Radio Utopie: Wie ist Leslie Scotts Arbeitsalltag, bzw wo ist Dein Arbeitsschwerpunkt wenn Du in L.A. bist? Hat sie eine besondere Gruppe?

Hannah Weber: Ja. In diesem Frühjahr hat sie Edify gegründet. Das ist eine Nonprofit-Organisation, die jeden willkommen heißt, das heißt Menschen jeder Religion, oder ohne Religion, jeder Hautfarbe oder sexuellen Orientierung, usw. Leslie und die Gründer von Edify folgen „dem Beispiel Jesu Christi“, d.h. ein Leben nicht „für sich“ aus Eigennutz zu führen, sondern für seine Mitmenschen. Was heißt „outreach“ auf deutsch? Also, das heißt auf Obdachlose zuzugehen, Frauenhäuser, Kinderheime zu unterstützen.

Skid row ist ein sehr armer Bezirk in L.A. Was wir, Edify machen ist dort mit den Obdachlosen zu sprechen, lebensnotwendige Sachen zu bringen, mit ihnen zu beten oder mit ihnen zu tanzen.

Im August haben wir mit Wallbreakers Hollywood Kids angesprochen, die sonst nur im Edge tanzen…

Radio Utopie: Haaaalt. Wer sind „Wallbreakers“, wer oder was sind „Hollywood Kids“ und was ist das „Edge“?

Hannah Weber: Wallbreakers ist eine Webserie, die kann man z.B. auf You Tube ansehen. Für die können sich Jugendliche aus guten Verhältnissen – wir nennen die „Hollywood Kids“ – bewerben um ihre Grenzen, ihre „Wohlfühlgrenzen“ quasi, zu durchbrechen und gesellschaftliche Barrieren überwinden. Die Webserie hat Courtney Flores ins Leben gerufen, auch Mitglied bei Edify. Hollywood Kids – ist das zu gemein? Zwei, drei sind auch mit mir befreundet (lacht). Also, und das „Edge“ ist eine prominente Tanzschule, eine der prominentesten neben „Millennium“ und „Debbie Reynolds“.

Radio Utopie: Und mit den Hollywood Kids seid Ihr dann nach Skid row gegangen?

Hannah Weber: Ja. In jeder Folge müssen die Kids ihre Grenzen überschreiten, mit Tanz. Und in jeder Folge gibt es einen Challenger, der ihnen dazu eine Aufgabe stellt. Eine Folge hieß Dr. Dance, weil Tanz heilt. Als Tänzer haben wir die Möglichkeit Menschen zu heilen, wenn es positiv ist und zu positiver Musik ist, also nicht zu den üblichen m-, b- und f-Wörtern.

Radio Utopie: Nehmen die Menschen in Skid row das an?

Hannah Weber: Wir waren unsicher, ob die Leute dort das ablehnen und uns verurteilen. Wir platzen da ja in deren Welt. Ich mein, wir gehen da dorthin, auf deren Straßen, machen laut Musik an und tanzen dann dort. Ich mein, dass ist ja deren Wohnzimmer.

Wir haben uns vorher zusammengesetzt und jeder hat gesagt wovor er Angst hat, also z.B. verurteilt zu werden. Genau in dem Moment kam eine obdachlose Frau zu unserem Gesprächskreis und hat uns gesagt: Ihr denkt doch wohl nicht, dass Ihr einen Unterschied machen könnt? Ihr könnt die Armut auch nicht stoppen.

Wir haben das dankbar angenommen. Immer wenn man dabei ist etwas richtig zu machen kommt „der Teufel um die Ecke“ und versucht einen zu verunsichern.

Dann haben wir direkt danach angefangen.

Radio Utopie: Und was passierte?

Hannah Weber: Die Reaktion war entgegen unserer Befürchtungen sehr, sehr positiv. Die Leute sind richtig abgegangen, alle haben getanzt, auch die Obdachlosen und wollten dass wir bald wiederkommen. Also, ich habe nicht getanzt, ich habe gefilmt. Ich bin ja nicht in der Wallbreakers Serie.

Radio Utopie: Und jetzt bist Du wieder in Berlin, im Winter. Du machst sicherlich den ganzen Tag Luftsprünge vor Freude.

Hannah Weber: Nein.

Radio Utopie: Ach. Tatsächlich? Wie kommt das?

Hannah Weber: Ähm, ich wäre gern in L.A. geblieben. Ich bin bei Edify sehr involviert. Viele Sachen werden spontan Tage vorher geplant, da müsste ich einfach vor Ort sein. Und wir treten ja auch andauernd auf. Außerdem ist der Winter nichts für mich. Ich hab mir schon in L.A. alles abgefroren, bei 15 Grad. 15 Grad plus.

Radio Utopie: Wieso bist Du zur Zeit nicht in L.A.? Wo liegt das Problem?

Hannah Weber: Das Problem ist, dass das Visa Waiver Programm, was man als Deutscher ohne Problem nutzen kann, nur 90 Tage gilt. Und man kann es nicht verlängern, nicht einen Tag. Danach muss man raus den U.S.A.

Radio Utopie: Und eine dauerhafte Arbeitserlaubnis, oder ein dauerhaftes Visum? Was gibt es da für Schwierigkeiten?

Hannah Weber: Es gibt das Künstlervisum. Wenn ich das hätte, könnte ich erstmal in meinem Bereich arbeiten, als Tänzerin. Es ist aber sehr schwer die Anforderungen für dieses Visum zu erfüllen. Ich brauche z.B. einen Haufen Referenzbriefe, muss beweisen dass ich schon unglaublich viel Geld als Tänzerin verdient habe und dies natürlich auch tun werde, ich muss beweisen dass die Shows wo ich getanzt haben immer ausverkauft waren, oder als Tänzerin schon alle möglichen Wettbewerbe auf der Welt gewonnen habe, und auch meine Schüler. Der erste Satz in dem Beispielbrief, den mir meine Anwälte geschickt haben lautet z. B. sinngemäß: „Hiermit bestätige ich, dass Hannah Weber eine der besten Tänzerinnen der Welt ist“. Man braucht Fotos mit Stars, obwohl das nichts mit meiner Arbeit zu tun hat.

Ich weiß gar nicht, wie ich das alles vorbringen soll. Es ist sehr schwierig für mich snippets von allen meinen Auftritten zusammen zu bekommen die ich jemals gemacht habe, Videos, Fotos, etc. Auftritte nehmen ja immer andere auf, die das dann aber oft trotz Zusage nicht machen. Andere Videos hat die Gema gesperrt. Bei einem Video war schlechtes Licht, jedenfalls für Videoaufnahmen, obwohl der Auftritt richtig gelungen war, man sieht also nur fünf schwarze Schatten. Und so weiter.

Radio Utopie: Gibt es irgendwas, womit Leute Dir helfen können? Hast Du eine Webseite?

Hannah Weber: Ja. (happy-feet.jimdo.com). Klickt meine Videos an. Macht mich berühmt. Kommentiert alles, schaut Euch die Videos an, macht Vorschläge für Choreographien. Musikwünsche nehme ich entgegen, wenn sie nicht zu negativ sind.

Radio Utopie: Hannah, viel Erfolg.

Hannah Weber: Danke.

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