Eine Einschätzung zur Situation im Syrien-Krieg. Und eine Handlungsanweisung.
Die Regierungen von Russland und Iran ein Haufen tumber, korrupter, autoritärer Schwachsinniger. Das Regime in Damaskus von Kollaborateuren durchsetzt. Das Imperium der Vereinigten Staaten von mindestens Amerika – mitsamt seinen kleinen, unwichtigen Lakaien und verwaschenen Möchtegern-Kopien im Schlepptau – wieder einmal dabei eine Invasion in Asien erfolgreich abzuschließen und mit der Eroberung Syriens durch Proxy-Armeen und verdeckt operierende Sondereinheiten die 2008 installierte Mittelmeerunion bis auf Libanon und den Gazastreifen unter Kontrolle zu bringen.
Das ist das Bild, dass der Syrien-Krieg derzeit bietet. Der Rest ist Geschwätz.
Gestern startete der „Vizepräsident“ des syrischen Regimes, Faruk al-Sharaa, durch ein über die libanesische Zeitung al-Akhbar lanciertes „Interview“ – de facto eine Proklamation – einen Quasi-Putsch gegen den syrischen Monarchen Bashar al-Assad, Sohn von Hafiz al-Assad, der nach mehreren Militärputschen und dem Sechs-Tage-Krieg schließlich ab 1970 als unumschränkter Diktator Syriens regiert hatte.
Al-Sharaa kam, nach über anderthalb Jahren von zunächst sozialen und pro-demokratischen Protesten, dann Unruhen, dann Bürgerkrieg und schließlich einer in dessen Schatten exekutierten Invasion zu der Erkenntnis, dass das Regime gegen die Invasion nicht gewinnen könne. Auch er verlor kein einziges Wort darüber, wie das Blutvergießen in Syrien tatsächlich begonnen hatte: durch permanenten Beschuss von Demonstrationen und permanentes Massaker an protestierenden Zivilisten. Nie wurde ein einziges Mal öffentlich danach gefragt, wer die Demonstrationen des syrischen Volkes tatsächlich beschoss. Wer auch immer dies tat, wollte den Krieg, wollte die Invasion, wollte den „Regime Change“.
Jetzt aber, in der entscheidenden Phase des Krieges, stellte sich der Vize des Regimes vor die Presse und sprach: es gäbe viele im Militär und im „Apparatus“ (hört, hört) und in der Baath-Partei (einem feudalen Witzhaufen), die dies und das dächten. So ginge es doch nicht weiter. Sein Regime könne gar nicht gewinnen. Es müsse eine Regierung der „Nationalen Einheit“ her.
Am 13. Dezember wertete ich die im Kern deckungsgleichen Aussagen vom russischen Vize-Außenminister Mikhail Bogdanov („Man muss den Fakten ins Gesicht sehen…das Regime und die Regierung in Syrien verlieren die Kontrolle über mehr und mehr Territorium. Unglücklicherweise kann der Sieg der syrischen Opposition nicht ausgeschlossen werden“) als „weiteres, unleugbares Anzeichen dafür, dass die derzeitige Regierung in Moskau, wenn nicht sogar Russlands Präsident Wladimir Putin, bei der laufenden Invasion und Zerschlagung Syriens durch Proxy-Armeen einfallender Militärmächte – namentlich der Türkei, Frankreich, U.S.A., Großbritannien, sowie diverser asiatischer Kirchenstaaten und Monarchien – aktiv oder passiv kollaboriert“ und tippte darauf, dass Wladimir Putin bei seinem Ankara-Besuch am 3. Dezember Syrien für die South Stream Pipeline verkaufte.
Gestern meldete nun die türkische Zeitung „Radikal“, dass Premierminister Tayyip Erdogan – ein Mann, der bis heute nicht einmal weiß wer die Freunde der Türkei sind – Putin für Syrien eine „Übergangslösung“ angeboten hatte, mit eben Faruk al-Sharaa anstatt Bashar al-Assad als Leiter dieser „Übergangsregierung“.
Worauf läuft das alles hinaus? Auf den Versuch den Widerstand gegen die Invasion zu brechen, moralisch, politisch, militärisch. Und plump und dumm, macht- und geldgierig, wie dieses Pack an der Macht auf der zweiten Stufe des imperialen Treppchens nun mal so ist, überall, fielen sie wieder einmal darauf herein.
Das Imperium U.S.A. zeichnet eine Eigenschaft aus: nie einen Krieg zu beginnen oder vom Zaun zu brechen, den es verlieren könnte. Seit es sich mit dem Angriffskrieg gegen den Irak 2003 zu weit vor gewagt hat – weil ein plumper, tumber, macht- und geldgieriger Amtsträger aus der Provinz eines provinziellen Alliierten, Gerhard Schröder, Angst vor einem Machtverlust hatte und die einzige gute Tat seines Lebens vollzog, ohne es zu begreifen – sorgen sich die U.S.A. davor sich noch einmal international zu isolieren, also ohne Deutschland in einen Krieg zu ziehen (hallo Patriot).
Des Weiteren haben sämtlich „Think Tanks“, sämtliche Dummschwätzer aus der ehrenwerten Dienerschaft des weltweiten Krieges und seines militärischen Komplexes, eine im wahrsten Sinne des Wortes Mordspanik, dass sich irgendjemand auf dem Planeten Erde einmal vor eine Landkarte, Verzeihung, „Globus“ setzen und eine einfache Vorher-Nachher-Analyse zwischen dem 10. September 2001 und dem heutigen Tage durchführen könnte.
Die U.S.A. führen also keine Angriffskriege mehr. Sie gewinnen sie lediglich. So einfach ist das.
Noch einmal: General Douglas McArthur, der im 2.Weltkrieg die US-Streikräfte zum Sieg über das japanische Kaiserreich führte und im Koreakrieg die Bombardierung Chinas mit Atomwaffen verlangte, hat einmal gesagt:
“Das äußerste Ziel von Krieg ist Sieg, nicht andauernde Unschlüssigkeit. Im Krieg gibt es keinen Ersatz für den Sieg.”
Warum also informierte die U.S.-Regierung die „Rebellen“ in Syrien, deren kampfstärkste Miliz (die Al-Nusra-Front) sie später als terroristische Organisation einstufte, über die Standorte der syrischen Chemiewaffen? Warum warnt der Massenvernichtungs-Experte Hans Rühle am 22. August vor einem Biowaffen-Einsatz gegen die Bevölkerung in Israel, selbstverständlich durch das syrische Regime? Warum warnt der Curveball aller Nachrichtendienste im Spaceball aller Nachrichtenmagazine vor dem Einsatz von tausend Tonnen Chemiewaffen mit tausend Raketen in Syrien, selbstverständlich durch das Regime, dessen U.N.O.-Botschafter Bashar Ja‘afari wiederum an U.N.O.-Generalsekretär Ban Ki-Moon schreibt (und dies erst selbst erzählen muss, weil Ban Ki-Moon dazu schweigt) und höchste Besorgnis darüber äußert, die Invasoren könnten selbst Chemiewaffen einsetzen um es dann dem Regime in die Schuhe zu schieben, um den Vorwand für einen offenen Militärschlag durch reguläre Truppen zu haben?
Weil die Invasoren und ihre Kräfte bereit sind alle Mittel einzusetzen um ihre imperialen Pläne durchzusetzen. Diese bauen alle aufeinander auf. Fällt ein Dominostein nicht, fällt die ganze Strategie in sich zusammen. Und die Reihenfolge ist dabei essentiell.
Hat sich irgendjemand einmal gefragt, warum Benjamin Netanjahu in letzter Minute die Invasion des Gazastreifens absagte, nachdem bereits die ganze Palette von Spannungsfällen aufgefahren war? Könnte es deswegen sein, weil ihn Barack Obama in letzter Minute widerwillig in seine Pläne einweihte, in denen die Hamas, die P.L.O. / Fatah und die P.F.L.P. eine Rolle spielen? (16.Dezember, Syrien-Krieg: Palästinensische PFLP-Miliz läuft offenbar zu Invasoren über)
Die P.L.O. rief gestern jedenfalls nach einer offenen „Intervention“ der Freunde der Invasion Syriens. Anlass war ein blutiger Angriff auf eine Moschee in der palästinensische Enklave Yarmouk, in der gerade zumindest Teile der palästinensischen P.F.L.P.-Miliz die Seite gewechselt hatten und P.F.L.P-Kommandeur Ahmed Jibril urplötzlich verdunstete. Zwei Raketen sollen – als Quellen dienen ausschließlich „Aktivisten“ in London, oder freundliche „Rebellen“ am Informationsrohr – aus einem Kampfflugzeug der syrischen Luftwaffe abgefeuert worden sein.
Wenn das stimmt (wie unterscheidet man die Leichen nach Luft- und Granatenangriffen?) wer befiehlt Luftangriffe die der eigenen Militäroffensive maximalen Schaden zufügen?
Und wenn das nicht stimmt, warum setzt sich dann das syrische Außenministerium von Walid Muallem, ex-Botschafter in Washington, wieder einmal auf sein Gesicht und tut nichts, schon gar nicht widersprechen, wenn Muallem schon andauernd mit der U.N.O. telefoniert? Und wo war nochmal Muallems Sprecher Makdissi? Ist er schon in Washington? Oder immer noch „im Urlaub“?
Wenn das Regime in Syrien Reformen durchführen will, führt es diese auch durch. Wenn es das nicht oder unzureichend tut und stattdessen militärisch, politisch, moralisch nur Dreck baut, ist das kein Zufall. Es will, dass Syrien erobert wird, es will, dass Syrien zerstört wird, es will verlieren, genauso wie dessen vermeintlichen Verbündeten. Eine andere Erklärung gibt es nicht.
Eine militärische Niederlage des syrischen Regimes bzw ein erfolgreicher Abschluss der Invasion aber – auch das muss jedem klar sein – hätte nichts als noch mehr Krieg, noch mehr Blutvergießen, noch mehr militärische Angriffe in zivilen Gebieten (Terrorismus) zur Folge, einen Zerfall des Staates Syrien, sowie eine Destabilisierung der gesamten Region mit dem Libanon als nächstem Ziel einer Invasion, mit den entsprechenden Proxy-Kräften der Invasoren im Inland.
Um hier den Wahnsinnigen, den Versagern, den Verlierern und Menschenfeinden die sich „Präsidenten“ oder „Minister“ oder „Generäle“ oder sonst wie nennen, eine klare Handlungsanweisung zu geben (ohne die geht es offensichtlich nicht):
Die Invasion Syriens muss zurückgeschlagen werden. Und zwar ohne Zivilisten zu massakrieren, Massenvernichtungswaffen oder geächtete Waffen einzusetzen, ohne Gefangene oder vermeintliche Gegner zu massakrieren, ohne sie zu foltern, ohne die Genfer Konvention zu brechen, sondern indem man zu allererst aufhört zu versuchen die Öffentlichkeit zu belügen und ein einziges Mal im Leben die Wahrheit sagt; angefangen damit, was da in Syrien tatsächlich vor sich geht.
Und dann wird verhandelt.
(…)
Artikel zum Thema:
13.12.2012 Syrien-Krieg: Ist Russland ein Lakai der N.A.T.O.? Will es noch ein Blutbad in Asien?
Die neuesten Äußerungen von Sergej Lawrows Stellvertreter, Mikhail Bogdanov, sind ein weiteres, unleugbares Anzeichen dafür, dass die derzeitige Regierung in Moskau, wenn nicht sogar Russlands Präsident Wladimir Putin, bei der laufenden Invasion und Zerschlagung Syriens durch Proxy-Armeen einfallender Militärmächte – namentlich der Türkei, Frankreich, U.S.A., Großbritannien, sowie diverser asiatischer Kirchenstaaten und Monarchien – aktiv oder passiv kollaboriert.
12.10.2012 Wie die Spannungen zwischen der Türkei, Syrien und Russland in 48 Stunden verschwinden
Die einzige Regierung, die derzeit rational handelt, ist die der U.S.A., also das State Department (deren Leiterin so oder so demnächst in den einstweiligen Ruhestand verschwindet) und Langley, dessen großer Vorsitzender nur deshalb im November nicht großer Vorsitzender der Vereinigten Staaten von mindestens Amerika wird, weil er darauf verzichtet hat.
20.08.2012 Bin NachDenken über Syrien: Im Bundestag sitzt ein verlogener, feiger, fauler Sauhaufen
Die einzigen Bundestagsabgeordneten, die meines Wissens nach (ich lese ja grundsätzlich extrem wenig Zeitung am Tag) zum Thema mehr als nur Müll geredet haben, waren Sevim Dagdelen, Heike Hänsel, Andrej Hunko, Harald Koch, Niema Movassat, Jan van Aken, Christine Buchholz, Diether Dehm, Wolfgang Gehrcke und Annette Groth von der Firma Die Linke GmbH (Besitzer und Geschäftsführer: Dr. Gregor Gysi). Diese Abgeordneten starteten am 29. Juni eine kleine Anfrage.
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Artikel zuletzt aktualisiert um 13.20 Uhr